Umzugstag

Heute ist Umzugstag. Für die nächsten 2 Nächte habe ich ein Zimmer. Es ist auch ein Hostel mit shared bathroom und shared kitchen. Für einen knappen hunderter. Pro Nacht. Man gönnt sich ja sonst nichts. Das Unangenehme ist, dass ich hier um 10 raus muss und dort erst ab 12 einchecken kann. Vertane Zeit. 

Aber ich nutze den Vormittag um einen sehr netten Zimmergenossen zu coachen. Er ist eigentlich Inder, lebt in Brasilien und ist hier, um Englisch zu lernen. Allerdings scheint er in der 1. Klasse zu sein. Und es ist sein erster Tag. Armer Kerl. Nach dem Gespräch mit mir weiß er, was man hier machen kann und vor allem, wo man Brot und Butter herbekommt. Der arme Kerl hat offensichtlich noch nicht gefrühstückt. 

Und dann bin ich auf die Adapter-Odyssee gegangen. Viele Leute, die ich gefragt habe, wussten, wo man sowas kriegen KÖNNTE. 

Als ich dann keine Lust mehr hatte und zufällig an einem großen Coles-Markt vorbeikam, ging ich da rein. 

Einerseits, weil da 22 Grad waren, aber ich wollte auch mal schauen, ob die vielleicht mein Abendessen bereichern könnten. Und genau da stolpere ich über einen Adapter. Glück gehabt. 


Der Umzug war dann locker. 1,5 km mit meinem kleinen Rucksack tun nicht weh. Und nach der Hölle im G-Hostel bin ich jetzt vergleichsweise im Paradies. Sehr nette Leute und freundliche Aufnahme. Es ist ein kleines Guesthouse, aber hier gibt es wenigstens mal 4 Herde und 70 Schilder, dass Mama heute nicht da ist und auch in absehbarer Zeit nicht kommt, weshalb man seinen Scheiss bitte selber und sofort wegräumen soll. 






Und es funktioniert. 

Alles ist sauber. 

Allerdings schaut die Betreiberin auch ab und zu mal nach. Tassen gibt es übrigens auch. 






Mein Zimmer ist klein, hat aber alles, was man braucht. WLAN, Klima, Ventilator und jetzt auch eine Steckdose, die ich benutzen kann. In den anderen Hostels gab es Steckdosen direkt mit USB-Anschluss, daher war das Laden von iPad und iPhone kein Problem. Hier gibt es das nicht. Ohne Adapter wäre ich jetzt aufgeschmissen.


Mein Plan für heute: noch mal in das Museum gehen. Und es war wieder toll. Ich habe einige Abteilungen entdeckt, die ich beim ersten Besuch übersehen hatte oder wo einfach die Zeit gefehlt hat. Und in den Bereichen, die ich schon besucht hatte, habe ich viele Details entdeckt, die mir beim ersten Mal entgangen waren. Hier wird (Kunststück, bei historischer Herangehensweise) viel auf die Ureinwohner eingegangen. Ihre Sichtweise auf das Land, ihr naives Vertrauen in die Fremden Eroberer in der Anfangszeit und das große Thema Rassismus. Es begegnet einem auf Schritt und Tritt, wird hier aber gut aufgearbeitet. 


Sehr alter Baum in der Nähe meines Hostels

Ausweis einer Migrantin, die vor den Nazis geflohen ist



Es gab ein Exponat, da wurde eine Diskussionsrunde zum Thema Krieg dargestellt. Auf 5 Bildschirmen waren Personen zu sehen, die hier zu verschiedenen Themen diskutierten. 

Supergut gemacht.

Australien war in vielen Kriegen, WW1 und WW2, Korea, Vietnam, Afghanistan…und eine Frage ging darum: warum sind die Aussies da hingegangen. Eine absolut spannende Diskussion. Dabei war ein Nachkomme der Aborigines und der sagte: zuhause war er nichts. Er war unerwünscht, kein „richtiger“ Australier, er hatte keinen Job und keinen Respekt. In der Army wäre er nicht wegen seiner Herkunft, sondern nur aufgrund seiner Leistung beurteilt worden. Für ihn war die Zeit gut. Und die Zeit danach nicht mehr. 


Künstler mit einem Teppich, der eine Geschichte erzählt.



„Videokonferenz“ zum Thema Krieg

Ich denke, das ist eine neue Herangehensweise und eine Umbewertung. Als ich vor 4 Jahren hier war, habe ich solche Strömungen nicht vernommen.

In einer anderen Ecke (mit einem Schild: nur für Erwachsene) werden Interviews mit Ureinwohnern gezeigt, die von den „Säuberungsaktionen“ der Siedler berichteten. Das Wort „Schlachthaus“ ist mehrmals gefallen. 




Ich bin ja immer noch der Meinung, dass das einzige Volk, das wirklich die Kurve wegen seiner Ureinwohner bekommen hat, die Neuseeländer mit ihren Maoris sind. 


An anderer Stelle werden auch  Märchen der Ureinwohner erzählt. In den sehr niedlichen Geschichten spielen Tiere und Steine und Pflanzen eine wichtige Rolle: als Teilnehmer. Menschen verwandeln sich in Tiere oder Pflanzen und umgekehrt. Interessant!


Aber zurück zum Museum. Ich habe mir dieses Mal auch einzelne Videos angesehen und viele der interaktiven Exponate ausprobiert. Heute war es sehr leer, und es ist schon toll, so einen Besuch ohne eine lärmende Schulklasse zu machen. 

Man konnte durch Variation von verschiedenen Komponenten einen Zyklon entstehen lassen oder auch nur mit Bodenbeschaffenheit, Wellenhöhe und Windstärke und -richtung die optimale Surfwelle erstellen. Es gab viele Installationen, wo man spielerisch an Fakten herangeführt wurde. 

In einer Abteilung „Zeitgeschichte“  standen auch alte Playstations und ein C64. Auf beiden habe ich gespielt und auch gewonnen (niedrigstes Level).


Fußball auf einem C64

Und zwischendurch gab es auch mal einen Event: 

Alarm!

Evakuierung!






Ich war gerade aus einem Ausstellungsraum gekommen und wollte, anders als die anderen Besucher, die Treppe ins nächste Stockwerk nehmen. Nicht irgendein schmutziges Treppenhaus, sondern eine großzügige Freitreppe.

Als ich meinen Fuß auf die erste Stufe gesetzt hatte, ging der Alarm los. Laut und durchdringend.

Ich dachte wirklich, ich wäre irgendwo langgegangen, wo ich nicht hindurfte. Oder wie die Alarmglocken in Kaufhäusern, wenn man mal „vergessen“ hat, was zu bezahlen.

Also bin ich umgedreht und wollte unauffällig weggehen. Aber der Alarm hörte nicht auf und dann kamen auch die Durchsagen: alle sollten das Gebäude verlassen, keine Aufzüge benutzen, schnell, schnell….

Da wird einem schon komisch zumute. 

Ein Wärter passte mich ab und zeigte mir ein verborgenes Treppenhaus und brachte mich raus. Nach und nach kamen auch die anderen Besucher, darunter auch eine Frau mit Kleinkind, die mit mir zusammen reingegangen ist. Da hatte sie einen Kinderwagen dabei, jetzt nur noch ihr Kind. 

Es stellte sich dann aber schnell als Fehlalarm (wahrscheinlich eher als Übung) heraus und wir durften alle wieder rein.

Mein Versuch, mich bei der Gelegenheit in einen extra zu bezahlenden Bereich  zu mogeln, schlug leider fehl. Man gewinnt nicht immer!


Fazit: toller Tag, eigenes Zimmer, Anschluss ans australische Stromnetz realisiert. Super.

Heute Abend gibt es Nudeln mit Thunfisch. Nudeln kochen, nach dem Abschütten mit dem Öl aus der Thunfischdose anbraten und dann den Fisch dazu kippen. Lecker!

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