Reisetag. Ich schlendere noch mal über den Markt, um zu schauen, ob ich hier irgendwo ein kleines Taschenmesser finde. Die Indonesier scheinen aber eher auf große Messer zu stehen.
Also trinke ich noch mal diesen mörderstarken Kaffee und verabschiede mich gedanklich von den Bemo-Fahrern. Ich wünsche ihnen alles Gute, und das können sie gut gebrauchen, angesichts der fast bei jedem Wagen abgefahrenen Reifen, den fehlenden Scheibenwischern und den oft fehlenden Radmuttern.
Und ich verabschiede mich auch von Ambon. Eine interessante, weit abgeschiedene Welt. Selbst in die Hauptstadt Jakarta sind es mehrere Flugstunden und eine Zeitzone. Wir sind hier im Prinzip nördlich von Darwin/Australien. Der Krieg in der Ukraine ist unendlich weit entfernt. Ich bin ein wenig neidisch.
Dann muss ich mein Handy aufladen. Das Guthaben ist alle. Direkt bei meinem Hotel ist ein Handy-Kompetenzzentrum. 30-40 kleine Stände, auf jedem ein auseinander genommenes Smartphone. Winzige Schraubenzieher und handelsüblichen Kleber, um die Dinger wieder zusammenzupappen.
75€ für einen Akkutausch beim iPhone? Fuck! Kostet hier wahrscheinlich 200.000 oder 300.000 RP.
Ich frage ein Mädchen, ob sie das Guthaben aufladen kann. Es dauert eine Weile, bis wir Google Translate benutzen. Ich soll zum Supermarkt gehen.
Tatsächlich. 4 Minuten später bin ich wieder im Internet. Sollte für die letzten Tage reichen.
Ich checke aus und versuche, ein Grab Bike zu buchen. Geht nicht, ich soll das Callcenter um Hilfe bitten.
Einen Teufel werde ich.
Ich versuche es mit Grab car. Gleiche Meldung.
Ich gehe zur Ecke, wo ein paar Motorrad-Taxi-Gangster herumlungern.
100.000 RP!
No! 70.000!
Ok.
I need a helmet.
No!
Yes!
(Jetzt leiht sich der Fahrer einen Helm und wir können losfahren)
Er fährt etwas hektisch, aber eine Rikscha hätte zu lange gedauert.
Am Airport gibt es leider keine Anzeige, an welchem der 5 Gates der Flug abgeht. Bei Gate 2 ist eine Anzeige mit meinem Flug, allerdings nur 1 Passagier.
Egal, wir Deutschen sind schildergläubig!
Ich sitze da vielleicht 10 Minuten, als ein Typ mich anspricht. Wo ich hinwolle? Makassar! Er zeigt auf das Display: this flight?
Yes.
Upstairs!
Not here?
Upstairs!
Eine Rolltreppe bringt mich zu den Gates 3, 4 und 5. Millionen bei Gate 3 ist das gleiche Display, aber viele Passagiere. Das sieht besser aus!
Der Flug ging dann mit 20 Minuten Verspätung, aber bei der Zwischenlandung in Makassar habe ich genügend Puffer (hoffe ich).
Als wir dann bei Makassar tiefer flogen, konnte ich einen Eindruck von den Überschwemmungen rund um Makassar bekommen.
Unglaublich!
Wir flogen über eine braune Seenlandschaft. Größtenteils waren es wohl Felder, die sich nun in Seen verwandelt hatten, zumindest dah man keine Häuser in den neu entstandenen Seen. Ein Riesensee folgt auf den nächsten. Viele Passagiere filmen oder fotografieren von oben diese Katastrophe. Wenn man bedenkt, dass das nun einige Tage her ist? Allerdings weiß ich nicht, wie hier das Wetter in der Zwischenzeit war. Und eigentlich will ich es auch nicht wissen. Auf Ambon war es sicher besser….
Heute vor 10 Jahren war übrigens der Tag, an dem ich zum 1. Mal alleine auf Reisen gegangen bin. 3 Monate nach Malaysia, China und Thailand mit Abstechern in die Vereinigten Emirate, Kambodscha und Laos. Damals wollte ich meinen 60. Geburtstag damit begehen und i h war in Dali/China an dem Tag. Und das Reisevirus hatte mich damals voll erwischt. Ich denke gerne an dieses Reiseabenteuer zurück…
Auf dem wunderbaren Sultan Hasanuddin Airport in Massakar durfte ich dann 4 Stunden sitzen, weil der Flug Verspätung hatte. Wir wurden immer von 1/2 Stunde zu 1/2 Stunde vertröstet. Mich nervt das nur ein wenig, da der Tag für mich Reisetag ist, und ich sonst nicht viel vorhabe. Na ja, ein wenig mehr nervt es mich schon.
Wenn jetzt Daggi bei mir wäre, könnte ich die ganze Zeit meckern, aber so bleibt mir selbst diese kleine Freude versagt…
Der Rest ist schnell erzählt. Landung in Bali, abwehren der Taxigangster, am Schluss ein Motorradtaxi angeheuert, weil ich nach der h Verspätung keine Lust mehr hatte zu Fuß ins Hotel zu laufen (20.000 RP)
Das Hostel ist sehr hip und ich drücke den Altersdurchschnitt tüchtig nach oben. Das hier ist die Party-Welt der jungen Leute, aber ich habe nur eine Unterkunft in der Nähe des Airports gesucht. Morgen mache ich mich hier vom Acker. Ein kleines Abendessen, ein Bier, fertig! Morgen ist auch noch ein Tag!
Jetzt verlassen wir uns immer mehr auf unsere Smartphones.
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