Wieder lange geschlafen. Und lange überlegt, wie es wohl weitergeht. Von Makassar kommt man mit einem Nachtbus nach Rantepao. Das ist schon mal nicht schlecht. Der Bus soll komfortabel sein, sagt man. Er startet hier um 8 Uhr abends und kommt um 4:00 morgens an.
Fuck!
Was macht man um 4 in Rantepao. Das ist ein Dorf! Ich habe meine Gastgeberin angeschrieben, ob ich auch nachts einchecken kann, aber das hat sie noch nicht mal mit einer Antwort gewürdigt. Schade. Ich könnte auch nach Palopo fliegen und von da aus einen Bus nehmen. Der braucht ca. 1 1/2 Stunden. Ist aber nicht billig.
Schweren Herzens streiche ich Rantepao aus meinem Plan und plane die Molukken um. Schade drum.
Speziell für diesen Bericht habe ich Details über den Ort und die dort lebenden Toraja herausgesucht und aufgeschrieben, deshalb poste ich sie hier, damit auch der Leser weiß, was er und ich verpassen.
Rantepao
Rantepao ist das kulturelle Zentrum der Toraja. Wahrscheinlich stammen die aus Südchina. Der Name stammt aus der buginesischen Sprache (To Riaja) und bedeutet „Leute aus dem Bergland“. Zwischen den Toraja und den Bugis kam es wegen der Religion zum Streit. Die Bugis konvertierten zum Islam während die Toraja beim Schweinefleisch blieben. Wie viele Menschen in Indonesien waren auch die Toraja Kopfjäger.
Rantepao hat 45.000 Einwohner und ist der Ausgangspunkt zu den umliegenden Dörfern und Begräbnisstätten.
Die Toraja
Die Dörfer der Toraja bestehen aus zwei parallel verlaufenden Häuserreihen, die nach Norden ausgerichtet sind. Gegenüber sind jeweils die Reisspeicher, die bis zu 20.000 Kilo aufnehmen können. Sie stehen auf Holzpfeilern, wie auch die Wohnhäuser. Das Dach hat immer eine schiffsähnliche Form und am vorderen Stützbalken sind Büffelhörner befestigt. Das kann eins sei oder auch mehrere. Je mehr Büffelhörner dort hängen, umso höher ist der soziale Stand des Bewohners. Die Häuser werden in alter Tradition ohne Nägel gebaut. Die Häuser werden Tonkonan genannt, das kommt vom Wort tongkon (sitzen). Ein Tonkonan darf traditionell nur ein Adliger bauen, die einfachen Leute wohnen in einfacheren Gebäuden.
Die Wände der Häuser sind mit geschnitzten Ornamenten versehen.
Die Menschen hier leben auch heute noch in den alten Strukturen. Ehe zwischen Cousins vierten Grades sind erlaubt, darunter nicht. Außer bei Adligen, damit der Besitz in der Stammfamilie bleibt. Die Toraja hielten sich Sklaven. Die erhielt man im Krieg oder man konnte sie auch kaufen. Einige Toraja verkauften sich selber als Sklaven, z.B. um Schulden zu bezahlen.
Die Toraja haben ein animistisches Glaubenssystem, das eine Kombination aus Recht, Religion und Sitte umfasst. Es gibt Rituale des Lebens und solche des Todes. Beide sind getrennt voneinander. Im Rahmen der Christianisierung wurde den Toraja die Ausübung der Rituale des Lebens von den holländischen Missionaren verboten; die Rituale des Todes werden bis heute durchgeführt.
Und jetzt wird es spannend. Die Toraja glauben, dass das Leben nur ein Übergang zum Jenseits ist, und das nur das Sein im Jenseits von Bedeutung ist.
Beim Tod eines Menschen verlässt die Seele zwar den Körper, aber sie bleibt in der nächsten Umgebung. Der Leichnam wird einbalsamiert und im hinteren Teil des Hauses aufgebahrt, bis das Begräbniszeremoniell vollzogen ist, was teilweise mehrere Jahre lang dauern kann.
Je höher der Status des Toten, umso länger wird der Leichnam im Haus aufbewahrt. Der im Haus aufgebahrte Verstorbene wird wie ein lediglich schlafendes Mitglied der Familie behandelt.
Die Anzahl der Wasserbüffel, die bei der Zeremonie geopfert werden müssen, hängt von dem sozialen Status des Verstorbenen ab.
Dann gibt es noch das Ritual MaNene, das im August stattfindet. Dann werden die Körper der Verstorbenen exhumiert, gewaschen, gepflegt und neu eingekleidet. Die Mumien werden dann durch das Dorf geführt. Da die Toraja glauben, alles ins Jenseits mitnehmen zu können, werden den Toten wertvolle Grabbeigaben mitgegeben und in kunstvoll geschnitzten Holzsärgen an Felswänden aufgehängt.
Wegen der Plünderungen versuchen die Tora ja, ihre Toten in Höhlen oder später in künstlich angelegten Felsengräbern zu verstecken; die Felsengräber werden von Hand in den Kalksteinfelsen gehauen und bieten Platz für eine ganze Familie. Vor den Eingängen der Höhlen und der Felsengräber stehen auf Balkonen Holzfiguren (Tau Tau genannt), die den Verstorbenen darstellen.
Neugeborene Babys werden in besonderen Bäumen bestattet. Es handelt sich dabei um eine besonders harzreiche Baumart. Das Harz soll die Kinder, ähnlich wie Muttermilch, nähren, damit sie gemeinsam mit dem Baum wachsen, da man sie als zu jung zum Sterben ansieht.
So, jetzt geht es normal weiter!
Danach bin ich erst mal ziellos kreuz und quer durch die Stadt gelaufen.
Die Spuren des Hochwassers sind noch sichtbar. Gegenüber die Tiefgarage wird immer noch ausgepumpt.
Schön ist die Stadt nicht. Und wie immer bin ich der einzige Fußgänger. Asiaten gehen nicht, sie nutzen Rikschas oder Tuktuks. Oder eben ein Taxi. Oder sie haben ein Motorrad.
Dementsprechend sind die Fußwege entweder nicht vorhanden, mit Mopeds und Autos zugestellt oder anderweitig unbegehbar. Man muss auf die Straße ausweichen.
Nach einer großen Runde kehre ich erst mal ins Hotel zurück und konkretisiere meine Pläne. Ich verlängere meinen Aufenthalt hier um 1 Tag, buche den Flug nach Ambon und buche das dortige Hotel um.
Dann gehe ich zur 2. Runde raus. Chinatown steht auf dem Zettel, ist aber wenig spektakulär. Ein paar Tempel, chinesische Shops und viele rote Lampions.
Da kann die Chinatown in Bangkok z.B. deutlich mehr. Aber egal. Ich gehe weiter zu der gigantischen Shopping Mall von Makassar.
Riesige 9 Etagen mit 1000enden von Shops. Oder besser: kleinen Boxen, wo man Shops einrichten kann. Prinzip Bienenwabe.
Im Untergeschoss sind viele Shops bewirtschaftet, im Erdgeschoss fast alle. Im 1. Stock sind es immer noch eine Menge (50%?) und im 2. Stock sind es wenige (20%?). Der Rest steht leer.
Einerseits wird Corona hier vielen den Garaus gemacht haben, andererseits glaube ich nicht, dass Einkaufsmalls ein tragfähiges Konzept für Indonesier ist.
Für mich ist das gar nichts. Erstens brauche ich momentan keine Burka, andererseits ist es furchtbar eng und auf 500qm Ladenfläche findet man 200 Shops, die exakt das Gleiche anbieten.
Crazy!
Aber schön, das mal gesehen zu haben. Vor allem die Schaufensterpuppen. Sehr oft sind da die Gesichter oder auch nur die Augen zugeklebt. Man will die Moslems nicht unnötig erregen…
Um die Mall herum sind noch viele kleine, herkömmliche Shops. Und zu essen gibt es auch. Bakso gibt es heute. Das ist hier sehr populär und ist ein sehr schmackhaftes Nudelgericht mit Fleisch und Gemüse. Das ganze in einer Brühe, also ein Mix aus Tellergericht und Suppe.
Schmeckt super!
Ich mache danach noch eine Stippvisite in Fort Rotterdam, ich komme da quasi vorbei.
Aber der Blick von der Verteidigungsmauer ist sooo toll auch nicht. Mein Weg führt dann an einem kleinen Jetty vorbei. Von hier aus fahren Boote zur Insel LaeLae. 200.000RP soll die Tour kosten, das ist mir der Spaß nicht wert.
1km weiter ist noch ein Jetty. Hier kostet die Tour (obwohl etwas weiter) 100.000RP. Das hört sich fair an und der Himmel sieht kaum unfreundlich aus.
Allerdings ist der Seegang etwas rauh.
Und so ist es auch nicht einfach, vom Anleger aus in das ca. 75cm tiefer liegende bzw. tanzende Boot zu steigen.
Aber ich bekomme es hin. Zusammen mit ein paar Frauen und einem jungen Mann legen wir ab. 40 PS aus einem Yamaha schieben uns gegen den Wind. Der Skipper ist sehr umsichtig. Er fährt vorsichtig, weil sonst die Wellen oder zumindest die Gischt über das Boot rollen würden. Wir werden zwar nass, aber es hält sich in Grenzen. Und nass bei 30 Grad - es gibt Schlimmeres.
Neben mir sitzt ein junger Typ. Sein Englisch ist gut und er stellt sich als Seemann vor. Er fährt für BP auf einem Bohrschiff und bohrt dort nach Gas. Es ist eine kleine Welt. Er ist in Mosambik stationiert, ist aber jetzt auf Heimaturlaub. Seine Familie lebt auf LaeLae.
Keine 10 Minuten später kommen wir quf LaeLae an und jetzt gilt es, wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Nicht einfach. Aber die Frauen packen kräftig zu und helfen.
Es ist wieder eine andere Welt. Die Insel ist schmal und lang und das Dorf ist wie ein Straßendorf. Rechts und links kleine Häuser oder Hütten, vorne ein Bolzplatz und der Strand voll mit kleinen Fischerbooten. Und mit Müll. Es ist furchtbar. Aber es ist auch sehr verrückt, wie die Leute hier ein diesem kleinen Dorf in Sichtweite der Millionenstadt leben.
Viele Touristen kommen hier nicht her und die Leute, vor allem aber die vielen Kinder, schauen sehr neugierig. Für Kinder ist das hier bestimmt toll. Stand, Wasser, keine Autos und richtig weit weglaufen können die hier auch nicht. Ich mache einen netten Spaziergang und grüße um die 100 Leute, bevor ich wieder zurückfahre.
Der Skipper hat auf mich gewartet. Und die anderen Passagiere auch. Er fährt erst, wenn ich zurückkomme! hatte er versprochen. Und er wollte das Geld auch erst nach der Rückkehr haben!
Die Fahrt mit dem Wind war einfacher. Es hat geschaukelt, aber es kam kein Wasser über. Aber dann gab es doch noch Aufregung. Wir fuhren zum Heck eines Dampfers und von da aus kletterte ein Mann zu uns an Bord. Na ja, wie will der sonst an Land kommen, wenn das Schiff hier vor Anker liegt. Aber gesehen habe ich sowas noch nicht.
Schöner Ausflug!
Abends habe ich ein Foodcourt gefunden. Es gab viele indonesische Gerichte und ich wollte gerne mal was Neues ausprobieren. Zum Glück kam mir eine Frau zur Hilfe und erklärte mir nicht nur, was es da gab, sondern sprach auch eine Empfehlung aus, der ich auch gefolgt bin. Ein Nudelgericht mit Rindfleisch, Ei und Gemüse. Sehr sehr lecker…
Pläne können mit Veränderungen nicht Schritt halten.
AntwortenLöschenPlanen ist aber etwas sehr deutsches. Wir fühlen uns damit wohler…
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