Fremantle

Fremantle


Früher habe ich meine Hausaufgaben gerne mal morgens in der Straßenbahn gemacht. Heute habe ich das nach dem Frühstück getan. Meine (sehr hübsche) Bettnachbarin ist ausgezogen und ich habe mir direkt ihr unteres Bett geschnappt. 

Besser. 

Und dann auch gleich ihren besser zugänglichen Spind. 

Schon wieder besser.

Beim Frühstück war ich übrigens ein Held. Nein, nicht wegen Alec Baldwin. Wegen meiner Tasse. Die Leute hier wissen meinen bürgerlichen Namen nicht, hier bin ich „Der eine Tasse hat“.


Heute stand Fremantle auf dem Zettel. Das ist 3/4 Stunden weiter südlich und ein Zug fährt direkt hier vorne vom Hauptbahnhof da hin.

Dachte ich. 

Aber hier gibt es auch sowas wie „Schienenersatzverkehr“, also einen Bus.

Dachte ich. 

Aber die Schilder „Busbahnhof“ führten nach unten in einen U-Bahn-Bahnhof. So, wie das hier üblich ist, mit großen Glasscheiben, die an den Stellen zur Seite fahren, wo die U-Bahn ihre Türen hat.

Nur, dass das hier für Busse war. 

Cool.

Die Fahrt geht durch Perth und es ist wirklich signifikant. Nur im Zentrum gibt es hohe Gebäude, sobald man aus dem (kleinen) Stadtkern heraus ist, sind es nur noch eingeschossige Bauten. 






Es ist ungewohnt, aber es ist auch eine heimelige Atmosphäre. Irgendwie weniger Beton um einen herum. Gefällt mir. 

Der Bus ruckelt durch die Straßen, immer recht parallel zur Bahnstrecke.  Zwischendurch eine Temperaturanzeige: 36 Grad. Frieren tut man hier nicht, aber immer noch angenehmer als 30 Grad in Bangkok. 


Und noch was fällt ins Auge: auf Straßenbaustellen wird gearbeitet. Sonntags. Mehrere Leute. Sieht man bei uns eigentlich nie…

 

Fremantle Station ist direkt am Hafen, also da, wo ich hinwill. 

Heute und auch morgen. Heute will ich hier 2 Museen besuchen und morgen will ich hier zur Fähre nach Rottnest Island. Da die Fähre sehr früh abgeht, machte es Sinn, die Örtlichkeit vorher mal zu erkunden.


Das war aber nicht der einzige Grund. Hier in Fremantle gibt es 2 Museen, die auf meiner Liste stehen.

Aber erst mal gehe ich am Hafen lang, wo mich schon mal ein riesiges Containerschiff beeindruckt. Das hier ist die Mündung vom Swan River und hier riecht es eindeutig nach Meer. Herrlich!










Am Ende des Piers ist das Museum. Sofort fällt auf, dass die Decke in der Mitte fast 30m hoch ist. Das Dach hat die Form eines umgedrehten Schiffsrumpfes. Es ist das Marinemuseum. 

Daher auch mein Enthusiasmus! 🤡


Thematisch werden hier Boote und Schiffe aus der frühen Zeit der Besiedlung bis heute gezeigt. 

Kanus und Auslegerboote aus Indonesien oder sehr frühe Handelsschiffe der Chinesen. Die Fischfangtechniken der Ureinwohner werden gezeigt und Highlight sind sicher komplette Schiffe. 










Sie sind auf 3 Etagen untergebracht, aber diese Etagen sind prinzipiell nur außen. Innen sind dann auf verschiedenen Ebenen die Schiffe, so dass man sie teilweise von unten, von der Seite oder von oben sehen kann. Für mich gab es 3 Highlights. Einmal war es das Schiff eines Weltumseglers, der 5x die Welt umrundet hat und dabei 657 Tage ununterbrochen auf See war. Neben vielen kleineren Unfällen hat ihn dabei einmal eine Monsterwelle von hinten erwischt, so dass das Schiff beinahe über Kopf gekentert wäre. Diese Szene wird mit der voll aufgeriggten Yacht hier gezeigt. Die Yacht steht fast senkrecht auf dem Bug und eine Puppe, die den Segler John Sanders darstellen soll, klammert sich am Mast fest. 










Nicht weit von diesem Exponat ist das nächste Highlight. Die berühmte Segelregatta „Americas Cup“ wurde über Jahrzehnte immer von den Amerikanern gewonnen. Man sagte scherzhaft, dass der Pokal in deren Club  festgeschraubt worden sei. Gegen die Amis kam man nicht an. 


Bis 1983 Australien mit der Australia 2 den Pott holte. Ein sehr genialer Erfinder hatte damals den danach oft verwendeten Flügelkiel entwickelt, der dem Schiff zusätzlichen Auftrieb geben kann. Das Rennen war bis zum Schluss sehr spannend, aber dann, auf dem letzten Leg zog die Australia 2 an der Liberty von dem Sieges-Abonnent Conner vorbei. 

Auch diese Yacht mit einer unglaublichen Segelfläche ist hier ausgestellt. 




Aber noch eine Überraschung wartete auf mich. In einer Ecke stand der Turm eines gesunkenen U-Bootes. Mit Muscheln überwachsen.

Und dann ein Pfeil mit einer Inschrift. Der Pfeil deutete zum Fenster, und als ich raussah, stand da in einem Trockendock ein wirklich riesiges U-Boot. Wow! Teilweise eingerüstet, weil in einem Restaurierungsvorgang, aber trotzdem unheimlich präsent. Sowas habe ich noch nie gesehen. Ich habe mal das „Boot“ besichtigt, in dem die Aufnahmen für den Film gemacht wurden und ich war auch mal auf einem U-Boot in Usedom, aber das waren eher Spielzeuge! 










Wow!


Als ich dann das Museum verließ, wurde es draußen dunkel. Nicht, weil es Abend war, sondern weil ein riesiger Containerfrachter aus Monrovia einlief. Sieht man auch selten.






Danach ging’s dann ins Wrakmuseum.  Dieses Museum (nur 400m entfernt) dokumentiert viele Wraktauchaktionen der Australier. Oft sind es holländische Schiffe, die im 17. Jahrhundert an den Küsten Westaustraliens zerschellten. Viele Artefakte der Seeleute werden gezeigt, allen voran natürlich Anker und Schiffsglocken. Aber natürlich auch Navigationsgeräte, Tabakspfeifen und Münzen. Manchmal konnte man die Geschichte der Schiffe oder wenigstens die ihres Untergangs rekonstruieren und die wurde dann hier erzählt. Auch hochinteressant.










Mir kam es so vor, als ob Fremantle ein Ausflugsziel der Menschen aus Perth und Umgebung ist. Fremantle wirkt sauber und reich. Es gibt (für mich) mehr historische Gebäude als in Perth und die sind auch noch super restauriert. Neben dem Pier war dann auch ein Gelände mit vielen Restaurants. Nicht so sehr die gehobene Küche sondern eher fish & chips plus Bier. Was man halt so am Wochenende mit der Familie macht. Es gab auch viele Attraktionen für Kids und einen kleinen Strand. 










Batman war übrigens auch da!

Aber jetzt, nach über 5 Stunden, taten mir doch die Füße weh und so habe ich mich zum Bahnhof zurückgeschleppt um mir da einen Bus zu schnappen. 

Zurück in Perth habe ich erst mal geduscht und mich dann in mein neues Bett gelegt und da 20 Minuten tief und fest gepennt. 










Nach einem Tee habe ich noch einen kleinen Spaziergang gemacht und mal gecheckt, was da ca. 200 m von meinem Hostel gestern los gewesen war. Da war nämlich gestern eine lange Schlange sehr sehr bunter Leute vor einem Club. Und die Leute waren wirklich bunt. Und die Musik sehr laut und die Stimmung ausgezeichnet. Was war das nur? 






Heute habe ich die Satzung gelesen, und da war es klar. Es war ein sehr sehr sehr bunter LQBTQ-Club. Alles schien da ok zu  sein. Jegliches dissen war untersagt. 

Einschränkungen: Titten und Eier drin lassen (steht da wirklich), beim Toilettengang nicht spontan entscheiden wo die kleinere Schlange ist. Der „Code of Conduct“ ist humorvoll geschrieben, aber ich denke, er trifft auch gut die Bedürfnisse in dieser Gemeinschaft. Als ich gestern da vorbeigekommen bin, hätte ich gerne Fotos gemacht, aber das steht bestimmt auch irgendwo in diesem Code….

In meinem Raum sind neue Leute eingezogen. Gestern waren 3 hübsche Frauen dabei, heute sind es nur noch Männer. Einer aus Taiwan und Malte aus Köln. 

Er ist nicht aus Köln. Er ist aus Bielefeld. Aber das kennt keiner, deshalb sagt er immer Köln. Nur, wenn er Iraner trifft, dann sagt we Bielefeld. 

Woher kennen gerade Iraner Bielefeld? Bei Arminia hat mal ein Iraner gespielt, deshalb kennt jeder Iraner, der was auf sich hält, Arminia Bielefeld. Verrückte Welt!

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