Ich bin aufgeregt. Ich bin immer aufgeregt, wenn ich eine längere Reise vor mir habe. Wird alles klappen? Nein, nichts klappt.
Fangen wir an beim einchecken: ich fülle 4! Seiten im Internet aus und bekomme dann: unbekannter Fehler. Bitte versuchen sie es erneut!
Ich tue das 10 mal und geben dann auf.
Heute morgen bin ich extra früh wach und versuche es wieder. Gleiches Ergebnis.
Also: duschen, kurz ein paar Kekse und Eiskaffee und dann über Grab ein Taxi rufen.
Unbekannter Fehler. Rufen Sie das Callcenter an. Auch die Rezeption ist ratlos.
Sie wollen mich fahren. Nett, aber: ich habe kein Geld mehr. Ich habe gestern alle Rupies auf den Kopf gehauen, weil ich Grab mit Karte bezahlen wollte.
Oh, oh….
Der Rezeptionist versucht seine Grab-App. Die funktioniert.
Ich mache ein Angebot, das er nicht ausschlagen kann: ich habe im Rucksack noch amerikanische Dollar. Da sollte ein 5er bei sein. Euros habe ich nur 50iger.
Also: 5$ wenn er den Grab ruft und für mich bezahlt.
Deal!
Am Airport ist alles sehr leer. Einchecken bei Batic-Air:
Wie lange bleiben Sie in Australien?
14 Tage.
In Perth?
Nein, da nur ein paar Tage.
Und dann?
Adelaide.
Und dann?
Melbourne.
Und dann? (Das könnte eine lange Diskussion werden)
Neuseeland.
Wie kommen Sie da hin?
Ich mache es kurz: Flugzeug - ja, Ticket habe ich - hier. Nach Adelaide auch mit Flugzeug. Ja, habe ich auch, hier. Melbourne: same….
Die haben panische Angst, dass ich in Australien bleiben will.
Wo ist mein Gepäck?
Das ist alles.
Was machen Sie nach dem Besuch in Perth?
Oh, neiiiin!
Der Typ macht mich wahnsinnig. Aber schließlich erhalte ich mein Ticket.
Und die Security/Ausreise war in Sekunden getan. Jetzt warte ich auf den Abflug und das WLAN am Airport tut es nicht….
Auf Wiedersehen, Indonesien. Das Land weint übrigens, wahrscheinlich, weil ich gehe. Für die nächsten Tage ist viel Regen auf Bali angesagt.
2019 war ich schon mal in Australien. Ist es ein Land? Ein Erdteil? Eine Insel? Egal. Vor allem ist es weit weg. Die Reise hierher war eigentlich nur ein Zubringer, weil ich schon unzählige Male in Thailand war und nun auch zum 4. Mal in Indonesien.
Hier ist Neuland. 2019 war ich an der Ostküste in Queensland, New South Wales, Victoria und Tasmanien, jetzt bin ich in West- und Südaustralien. Westaustralien mit der Hauptstadt Perth hat 2,6 Millionen Einwohner und eine Dichte von 1,02 Bewohnern pro Qkm.
Südaustralien hat 1,8 Millionen und 1,7 Bewohner pro Qkm. Die Hauptstadt ist Adelaide. Schaut mal auf das ganze Land, so findet man 26 Millionen Einwohner und 3,3 Menschen pro QKm. Zum Vergleich: NRW hat 18 Millionen Einwohner und hier leben 525 Menschen auf einem QKm.
Allerdings würde NRW 226 mal in Australien reinpassen. Australien, oder OZ, wie es genannt wird, ist also nicht nur sehr weit weg (ca. 14.000 km) sondern auch noch sehr groß. Und teuer. Die Leute hier sind anders drauf. Es ist ein modernes Land, aber man ist weit weg von den Unruhestiftern in USA, Korea und China. Das fühlte sich schon mal gut an.
Perth ist die Hauptstadt von Western Australia. Während die Bundesstaaten auf der anderen Seite schöne Namen wie Queensland, New South Wales oder Victoria haben, hat man sich hier auf Western und Southern Australia geeinigt.
Die 2-Millionenstadt wurde 1829 gegründet und die Gegend war seit dem 17. Jahrhundert bei den Engländern bekannt. Es ist die isolierteste Großstadt der Welt. Adelaide ist 2136 km entfernt und Denpasar auf Bali, wo ich gerade herkomme, 2580 km. Die Stadt liegt am Swan River, während der Hafen in Fremantle ist. Es ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt in dem Bundesstaat und Sitz von 5 großen Universitäten.
Und jetzt bin ich hier gelandet. Die Einreise ist unkompliziert und dauert ca. 4 Minuten. Und das, obwohl die Zöllnerin mich laaaange angesehen hat. Das Passfoto zeigt eine völlig andere Brille und dort habe ich keinen Bart. Aber schließlich war es ok für sie.
Dann noch ein Interview mit dem Zöllner: Lebensmittel dabei? Schuhe sauber gemacht? (Wir mussten alle über eine nasse Fußmatte laufen, die mit Desinfektionsmittel geflutet war), ist das alles an Gepäck?
Dann war ich durch. In der Ankunftshalle war ein Info-Stand für Studenten. Ich habe zwar meinen (abgelaufenen) Ausweis nicht dabei, aber der Mann gibt Auskunft. Es gibt einen Zug ins Zentrum. Den finde ich auch schnell und 5$ später kommt der Zug (eine Mischung aus U- und S-Bahn) an.
Es ist blauer Himmel, sehr warm, und meine Laune ist ausgezeichnet. Schön, hier zu sein.
Der Airport Express hält genau im Zentrum und von hier aus sind es weniger als 1,5 km zum Hostel.
Ich komme an 2 anderen Hostels vorbei (scheint eine beliebte Gegend zu sein), aber die sind geschlossen, ich denke Corona.
Das Hostel ist recht klein und das Bett kostet fast doppelt so viel wie das tolle Hotel gestern. Aber die Leute sind freundlich, auch, wenn durch mich der Altersdurchschnitt raketenhaft nach oben geht.
Mein Zimmer
Das sehe ich, wenn ich nach oben schaue
Ich!
Ich bettele ein wenig, und schon kriege ich ein Bett unten. Oben ist nicht schlimm, aber wenn man sich mal aufs Bett setzen will, ist unten besser.
Ich koche mir in der Küche erst mal einen Kaffee. Es gibt 2 Herde; wenn hier heute abend alle kochen wollen, wird das spannend.
Aber erst mal brauche ich was zum kochen. Ich habe gute Erfahrung mit Woolworth gemacht. Das sind hier große Märkte mit riesigen Lebensmittelabteilungen. Hier bekommt man auch Bier und Wein. Wichtig.
Es sind 2 km zu laufen, aber so lerne ich Perth ein wenig kennen. Die Stadt ist riesig, das liegt aber auch daran, dass die Häuser außer im Zentrum, wo die Wolkenkratzer stehen, ziemlich klein sind. Eine oder 2 Etagen maximal.
Die Straßen sind sehr sauber, überall gibt es Fahrradspuren, aber spannend ist das hier nicht.
Aber je näher ich dem Zentrum komme, um so besser wird es. Der Markt ist in einer großen Fußgängerzone. Die sieht aus, wie alle Fußgängerzonen weltweit. Shops, Cafés, Bänke, Blumenkübel. Da sehe ich einen Vodafone-Laden und einen H&M. Seit die Fußgängerzonen die Innenstädte verändert haben, ist die Welt ärmer geworden.
Ich habe im Studium mal eine Arbeit über die ökonomischen Effekte von Fußgängerzonen geschrieben, und schon damals, vor fast 50 Jahren, haben wir das gesehen. Aber das nur nebenbei.
Woolworth ist unglaublich sortiert. Hier gibt es alles, und die günstigeren Sachen sind immer unten. Für meine schlechten Augen eine Herausforderung. Aber ich mache fette Beute.
2 Bananen, 1 Apfel, ein Paket Nudeln, eine Dose Thunfisch, einen Nudeltopf aus dem Pappbecher, wo man nur noch Wasser draufgießen muss, eine kleine Packung Kekse und kleines Brot.
In einem Extra-Bereich ist der Alkohol. Hier ist ein Weißwein für 10$ das absolute Sonderangebot. Es scheint ein einfacher, trockener Tischwein zu sein, und jetzt trägt er ein Schild mit meinem Namen. Lebensmittel müssen im Hostel immer gekennzeichnet sein mit der Zimmernummer, dem Namen und dem Abreisedatum. Gegenstände, die älter als das aktuelle Datum sind, werden täglich entsorgt.
Bevor die selber Füße kriegen.
Nach dem Einkauf setze ich mich erst mal in der Fußgängerzone auf eine Bank und reiße ein Stück von dem Brot ab.
Kohldampf!
Dann bringe ich meine Beute nach Hause.
Es ist warm und freundlich. Dabei auch windig, und es fühlt sich eher wie 24/25 Grad an und die Luftfeuchtigkeit ist sehr gering. Trotz strammen Gehens schwitze ich nicht. Sehr angenehm.
Abends gab es dann lecker Nudeln mit Thunfisch und dazu einen Yellow Tail Sauvignon Blanc.
Und ein nettes Gespräch mit einem französischen Studenten im Gap-Jahr.
Sehr unerfreulich war allerdings, dass das Airbnb-Zimmer, das ich nach 2 Tagen hier im Hostel als Anschluss mit mehr Privatsphäre gebucht hatte, gecancelt wurde.
Einfach so. Am 25. wollte ich da einziehen.
Hostelworld: keine freien Betten
Booking.com: ab 180€/Nacht
Agoda: ab 170€/Nacht
Airbnb: ab 100€/Nacht weit außerhalb ohne WLAN
Shit.
Hier im Hostel ist alles über Wochen ausgebucht. Nach langer Recherche habe ich jetzt ein Dorm über Airbnb für ein paar Tage und dann ein Privatzimmer in einem Hotel für weitere 2 Tage. Kostenpunkt: 1 Niere! Aber egal. Danach, in Adelaide, bin ich wieder im Dorm, ich will auch mal 2 Tage alleine sein und meine Klamotten rumliegen lassen.
Aber Hauptsache, ich habe was gefunden, denn das sah eine Zeitlang mies aus. Ich habe sogar schon nach Flügen woandershin geschaut…
Sonnig
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