Der nächste Tag.
Das Schöne, wenn mal älter wird, ist das Vergessen. Ich habe geschlafen, wie ein Stein, morgens lange geduscht und ein leckeres Frühstück bekommen. Die mühevolle Anreise ist wie ausgelöscht.
Das Hostel ist super. Sauber, geräumig, gutes Bett, Pool, sehr nette und hilfsbereite Leute.
Nach dem Frühstück bin ich durch das verwinkelte Gassensystem zum Strand gegangen. Vorbei an kleinen Tempeln und immer wieder freundlich gegrüßt von Passanten. Ich habe die Indonesier immer als freundlich empfunden (außer Taxifahrer) aber es gibt auch einen weit verbreiteten Respekt vor Fremden und auch vor älteren Menschen.
Fast jeder lächelt.
Hier in der Ecke ist nicht der schönste Strand, weil wir zu nah am Airport sind, aber trotzdem ist es einfach toll, mal wieder das Meer zu sehen. Es ist heute leicht bewölkt, aber sehr heiß.
Schön ist es hier. Vielleicht auch, weil es so leer ist. Allerdings ist es hier auf Bali auch gefährlich. Nicht so wie in Südamerika, wo Diebe, Entführer und Mörder auf einen warten. Nein, hier sind es die Dämonen und Geister, die hier überall lauern.
Das spiegelt sich auch im indonesischen Flugzeug. Da liegen eingeschweisste Gebetstexte für Christen (evangelisch und katholisch getrennt) Moslems, Buddhisten, Hindi und Konfuzianer aus. Im Falle eines Falles…
Fast bereue ich es, hier nicht ein paar Tage mehr geplant zu haben. Anfangs wollte ich hier länger bleiben, aber dann hat mir am Schluss die Zeit gefehlt.
Das ist wie bei einem Hemd: wenn man es vorne in die Hose stopft, rutscht es hinten raus.
Ich gehe langsam wieder zurück ins Hostel und chille am Pool. Habe ich mir auch verdient!
Ich frage dann nach dem Fußweg zum Airport und kann die Leute nur schwer davon abhalten, mich wenigstens einen Teil der Strecke mit dem Moped zu bringen. Die Bewertung wird gut ausfallen!
1/4 Stunde später bin ich im Terminal. Hier, im Domestic-Terminal sind deutlich mehr Indonesier unterwegs, als Ausländer.
Und dann, bei der Security, der Schock: man hat mir mein Messer abgenommen.
In Indonesien.
In einem Staat, wo vor allem in ländlichen Gegenden ein langer Dolch zur traditionellen Kleidung gehört. So ein 40cm langes Ding!
Je nach Insel wird es an der Seite, vorne, hinten oder am oberen Rücken getragen.
Und mein kleines, 5 cm langes Messerchen, das schon um die ganze Welt gereist ist, liegt nun in einer Kiste mit verbotenen Gegenständen.
Aber ein Trost: der Security-Mann war sehr freundlich.
Tschüss, Messer!
Celebes oder Sulawesi
Ich habe echt Probleme mit dem ‚neuen‘ Namen Sulawesi. In meinem Kopf ist Celebes eingebrannt. Ähnlich ist es mit Bombay oder Ceylon. Also: wenn ich Celebes schreibe, meine ich Sulawesi. Die Insel wird vom Äquator getrennt und ist daher sehr fruchtbar. Sie ist dicht bedeckt von Regenwald und wie auch auf Kalimatan (Borneo) leben hier viele indigene Völker. Die Insel ist sehr alt und hier lebten auch schon vor 100.000 Jahren Menschen. Heute leben hier zu 80% Muslime und zu 20 & Christen. Hier leben auch viele Affen (Makaken) und es gibt auch Beuteltiere hier. Interessant sind auch die Schlangen. 2018 machte eine Python hier Schlagzeilen: Sie hatte eine Frau gefressen (https://tinyurl.com/mrxe4ttf).
Die Insel ist sehr zerklüftet und auch sehr groß. Hier leben ca. 16 Millionen Menschen, aber das Land insgesamt ist ziemlich unwegsam. Makassar ist die Provinzhauptstadt und das Tor zu den Gewürzinseln. Hier fanden im Prinzip auch die 3 großen Kriege (Expeditionen genannt) statt. VOC1 / VOC2 / VOC3. VOC steht für Vereinigte Ostindische Compagnie. Die Holländer (Pfeffersäcke) wollten unbedingt das Gewürzmonopol der (heutigen) Indonesier haben. Ende des 17. Jahrhunderts siegten die Holländer und vertrieben auch die Engländer und Portugiesen von den Inseln.
Makassar
Makassar hat ca. 1,3 Millionen Menschen und ist eine der größeren Städte in Indonesien. Das Stadtwappen ist eng mit der Seefahrt verbunden, von der die Stadt lebt. Das Motto ist: Sobald das Segel gehisst ist, kehrt man so schnell nicht zum Strand zurück. Hier leben viele Ethnien zusammen, aber die dominierenden sind die Makassaren und die Buginesen. Beide Völker waren von jeher Seefahrer und haben Handel mit den Aborigines in Australien getrieben und sind nach Timor, aber auch nach Afrika gesegelt.
Makassar hat im Laufe der Zeit viele Kriege gesehen, und die Krönung war sicher der Unabhängigkeitskrieg gegen die Holländer. Dabei wurden zwischen Dezember 1946 und Februar 1947 ca. 40.000 Zivilisten getötet. Die Stadt lebt heute vom Export. Es gibt hier Kaffee, Tee, Gewürze und Rattan. Und es gibt hier ca. 20 Universitäten.
Der Flug an sich war ok, aber hier ist wirklich vieles anders. Nach Flüssigkeiten wurde nicht gefragt und viele hatten Wasserflaschen mit an Bord. Auch gab es kein Display am Gate. Man musste hoffen, das man richtig saß und wartete. Dann kam ein Mann vom Flughafen und rief (ohne Mikro) den Flug aus. Geht auch.
Husten, wir haben ein Problem. Wenn man das richtig schreibt, war das ein netter Film. Hier geht es aber um was anderes.
Etwas ärgerlich war es, dass sich irgendwie alle Huster aus Indonesien hier in dem Flugzeug verabredet hatten.
Anders als im Rest der Welt wurde hier Maske getragen, aber der Typ neben mir und ein Kind auf der anderen Seite husteten permanent. Hinter mir und vor mir saßen auch solche Kollegen!
Nicht schön. Hoffentlich habe ich mir nix gefangen.
Am Airport habe ich mir dann ein Grab (wie Uber) genommen und bin ziemlich weit nach Osten zu meinem Hotel gefahren.
Es ist ein altes, offensichtlich herrschaftliches Haus in einer heruntergekommenen Gegend. Das soll allerdings die beste Gegend in Makassar sein.
Ich bin nah am Meer und an einem großen foodcourt. Auch Restaurants gibt es hier viele. Sehr viel vegetarisches Essen, 1000 Shops mit frischen Säften und gebratene Bananen, bis der Arzt kommt.
Am Meer sind viele Leute unterwegs und machen Selfies.
Nett hier.Leider habe ich mir in den ungewohnten Sandalen den rechten Fuß wundgelaufen. Ich hoffe, er beruhigt sich wieder, aber momentan humpele ich etwas.
Auch hier sind die Leute unheimlich freundlich. Alle lächeln und grüßen und eine Frau in einem Shop, wo ich Kaffee getrunken habe, hat mich heimlich gefilmt.
Abends war ich dann in einem von meiner Wirtin empfohlenen Fischrestaurant. Restaurant ist geprahlt, es ist eine Art Halle, unheimlich laut, jede Kantine ist besser eingerichtet, aber vorne am Eingang ist ein höllengroßer Grill, wo fangfrischer Fisch auf Temperatur gebracht wird.
In der Kanne ist übrigens das Bier….
Ich habe mir einen ausgesucht, mit Reis und Wasserspinat und 5 Tiegelchen mit teilweise scharfen Saucen. Der Fisch selber wurde mit einer Honigsauce eingeschmiert.
Ich hatte nach einem Bier gefragt (Moslem-Gegend) und der Kellner hatte genickt.
Später kam dann eine Tasse, eine Isolierkanne und ein Glas mit viel Eis.
Wasser mit Eis gibt es hier fast überall und man kann es trinken.
So dachte ich: komm, nimm mal etwas Wasser vor dem Bier! Denn Durst hatte ich.
Das Wasser schmeckte seltsam. Es hatte einen komischen Beigeschmack und schien auch zu perlen.
Es dauerte etwas, bis ich begriff, dass das mein Bier war! Die hatten keine (hier ziemlich teure) Alkoholausschanklizenz!
Das Essen war großartig, bloß die Rechnung ließ mir das Blut in den Adern gefrieren: 140.000 Rupies!
Beim Umrechnen stellte ich aber fest: 8,60€. Damit kann ich leben.
Abendessen mit Fisch sah gut aus.
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