Reise zu den Molukken (Gewürzinseln)

Um kurz vor 4 ging der Wecker. Nicht MEIN Wecker, sondern das Rauschen von draußen. Der Regen war stärker geworden. Und keine Minute später brach die Hölle los. 

Starkregen!

Der Himmel gab wirklich alles. Sturzbäche schossen von den Häuserdächern und die Sturmböen drückten die Terrassentüre auf. Jetzt wurde es noch lauter. 

Der Spuk dauerte vielleicht 20 Minuten, aber jetzt war ich wach. Egal.

Noch mal gemütlich duschen, Zeitung lesen, und dann, so gegen 6, rief ich ein Grab-Taxi. 

Interessant.

Vom Airport hierher hatte ich 220.000 gezahlt, von hier zum Airport sind es 97.000. Verstehe das, wer will.

Die Straßen waren frei, trotzdem fuhr der Fahrer auch auf dem Highway nur 60. Dann sah ich die brennende Tank-Leuchte und verstand. Jetzt bitte bloß nicht stehenbleiben. 

Und er fügte auch einen weiteren Baustein in meine Sammlung hinzu. Der Fahrer, der mich von Parepare hierher brachte, ist z.B. die ganze Zeit mit Warnblinkern gefahren.  

Völlig schmerzfrei!

Und dieser hier fährt konsequent in der Mitte, also auf dem Mittelstreifen. Er wartet auch immer, bis hinter ihm einer hupt und fährt dann langsam und ohne Blinker nach links oder rechts. Den hätte man in Deutschland an der nächsten Raststätte aus dem Wagen gezerrt. Aber hier nimmt man das hin.

Am Flughafen ist es auch noch ruhig. 

Ich war etwas verunsichert, weil beim buchen viele Hinweise auf die Abmessungen des Bordgepäcks kamen. Und ich hätte FAST meinen Rucksack aufgegeben, da er deutlich über der Norm war und überdies nur 1 Gepäckstück mitgenommen werden durfte. 

Aber: no risk, no fun.

Und es stellte sich als richtig heraus. Die Leute kamen, wie bei uns, mit ihrem halben Hausrat in den Flieger. Da fiel mein kleiner Freund kaum auf.

Nach 1 1/2 Stunden (und einer Stunde Zeitverschiebung) landeten wir in Ambon auf der Pulau Ambon. 




Ambon und die Molukken


Die Molukken sind eine indonesische Inselgruppe zwischen Sulawesi und Neuguinea. Sie umfassen ein Gebiet von 74.505 km² mit 2,1 Millionen Einwohnern. Die Hauptstadt der Region ist Ambon. In der Geschichte tauchen die Holländer mit der Ostindien-Kompanie genau so auf, wie die Portugiesen. Die wiederum wurden stark von Muslimischen Kämpfern attackiert und haben das Fort Ambon gebaut (1570), die Geburtsstunde der Stadt. 

Christen und Moslems haben sich hier lange und blutig bekämpft, aber gerade in 2022 hat die Stadt Ambon einen Preis bekommen, weil sie unter den 10 tolerantesten Orten in Indonesien ist. Die Maluku-Inseln (Gewürzinseln) stehen auch schon lange auf meiner Sehnsuchtsliste und so freue ich mich auf den kleinen Besuch. 


Ambon


Ambon zählt 355.000 Einwohner und wurde im 16. Jahrhundert von den Portugiesen gegründet. Es folgten die Engländer und dann später die Holländer. 1942 kamen dann die Japaner und nach deren Vertreibung lösten sich die Indonesier generell von den Holländern. Die Molukken wollten aber nicht unbedingt zu Indonesien sonder sie wollten lieber autonom bleiben und die Republik Maluku Selatan gründen, aber da hatten die Indonesier was gegen. So gibt es also schwelende Konflikte mit dem Staat, aber es gibt auch starke Spannungen zwischen Christen und Moslems. Das Militär hielt sich weitestgehend aus dem Konflikt heraus, und so konnte es geschehen, dass viele Moslems von Java aus zu den Molukken gingen und dort 10.000 (überwiegend Christen) getötet wurden. Heute leben ca. 60% Christen in Ambon. 


Zurück zu meiner Ankunft


Beim Ausgang warteten ca. 1 1/2 mal so viele Taxifahrer wie Passagiere (und es war ein großes Flugzeug) auf uns. Alle schrien durcheinander und versuchten auch, mich anzufassen. Aber ich kenne das mittlerweile und bin stoisch mit einem Lächeln da durch gegangen und habe „no, thanks! No, thanks!“ vor mich hingemurmelt. Ich konnte auch tatsächlich das Flughafengebäude verlassen. Draußen sprach mi h dann ein Typ an. Was er sagte, weiß ich nicht, aber er drehte an einem imaginären Griff. Ein illegales Motorrad-Taxi. 

Die dürfen generell nicht auf das Flughafengelände und parken ihr Bike daher immer am Eingang. 70.000 war für 1/2 Stunde Fahrt ein fairer Preis. Er hatte ein ganz komfortables Motorrad und fuhr auch rücksichtsvoll.  Keine hektischen Manöver, keine harten Bremsmanöver, langsam über Buckel und Schlaglöcher. Echt gut. Erst ging es über eine Schnellstraße um die riesige Bucht und dann durch einen ewig langen, belebten Markt. Anstrengend. Aber schließlich fand er mein Hotel und zog dann zufrieden mit etwas Tipp ab. 


Hier in Ambon ein Hotel zu finden, war nicht einfach. Viele haben schlechte Ratings. Aber das hier ist ok. Ein häßlicher Kasten, aber sauber und ok. Klima und WLAN, eigenes Bad, das reicht.


Die letzten Meter hierher waren eine Katastrophe. Wir sind durch einen Markt gefahren, das kann man sich nur vorstellen, wenn man es mal gesehen hat. Menschen, Mopeds, Rikschas, PKW und Busse. In beiden Richtungen. Chaos ohne Ende. Der Schotterweg voller Löcher und Pfützen. Viele Gerüche schwängern die Luft.

Meine Welt. 










Es ist unsagbar häßlich, aber hier treffen sich Menschen zum ein- und verkaufen. Es wird viel gehupt, aber nicht geschimpft. Die Leute sind alle freundlich.

Habe ich erwähnt, das ALLE Indonesier Englisch können? In GANZ Indonesien? 

Können sie.

Nicht viel, aber etwas.

Was alle können, ist „Hey Miiister!“ 

Was die meisten können, ist „How is your day today?“

Alle Taxifahrer können „Where are you going?“

Und speziell hier sagen (meistens allerdings Männer) „I love you“!

Und dann lachen alle. 










Hier scheint keiner schlecht gelaunt zu sein, alle lächeln einen an. 

Der Markt ist großartig. Es gibt viel chinesisches Plastik-Kleinzeug, Textilien, Gemüse, Hühner (seeehr frisch), Rindfleisch und jede Menge Fisch. Neben dem offenen Markt unter freiem Himmel gibt es auch noch riesige Hallen mit schmalen Gängen, wo noch mehr Ware verkauft wird.

Man könnte hier Stunden verbringen.










Was ich auch tat. Ich bin einmal in eine Richtung durchgelaufen, dann Richtung Innenstadt, und dann erst mal wieder ins Hotel. 

Dabei kam ich an einem McDonald‘s vorbei. Hier gibt es das große Mecces-Eis für umgerechnet knappe 0,70€. Das ist mein Verderben. Das ist sehr lecker und in der Hitze…

Ich bin dann später noch mal losgezogen, einen anderen Teil des Marktes zu erkunden. 

Und dann kam der Regen. Nur ein kurzer Schauer, aber ich bin doch erst mal wieder zurück in meine Behausung gelaufen. 


Abends stand, wie immer, essen gehen auf dem Programm. Aber nicht, ohne vorher eine der prominentesten Sehenswürdigkeiten von Ambon zu besuchen: Ud Inti! 

Ud Inti ist lt. Reiseführer schon seit Jahren der einzige Shop, in dem man Alkohol auf der Insel kaufen kann. DAS nenne ich mal ein Monopol! Muslimische Länder tun sich mit sowas schwer. Allerdings gibt es hier eher sehr harten Alkohol, und nur so nebenbei auch Bier und Wein. Das Bintang ist nicht kalt, also muss es auch mal ein Singaraja tun. Später finde ich dann eine Warung (Garküche) mit Sate-Spießchen. Die gehen eigentlich immer. 








Zurück laufe ich dann auf Hauptverkehrsstraßen mit tierisch viel Verkehr, aber man lässt mich leben. Ich muss auch durch sehr sehr dunkle Straßen gehen, aber ich fühle mich wohl. Man kann sich hier sicher fühlen. In Südamerika würde ich nicht im Traum auf die Idee kommen, um die Uhrzeit hier rumzulaufen….

Kommentare

Kommentar veröffentlichen