Rottnest Island

Rottnest Island


Wadjemup, der Ort hinter dem Wasser, heißt die Insel bei den Ureinwohnern. Bis vor 6500 Jahren war die ca. 19 km entfernte Insel mit dem Festland verbunden, aber die Wissenschaftler glauben, dass der Ort schon vor 30.000 Jahren von Menschen besiedelt war. 

Der holländische Forscher Willem de Vlamingh entdeckte die Insel 1696 und nannte sie Rotte-Nest (Rattennest) wegen der riesigen Ratten (Quokkas), die er da gesehen hatte.




Von 1838 an wurde die Insel als Gefängnis für Aborigines verwendet, 3700 waren hier inhaftiert, 10% davon starben hier. 


Wadjemup war für sie Ureinwohner immer ein mystischer Ort. Aber nicht im positiven Sinne. Die Aborigines gehen nicht hierher.

Heute gibt es starke Bestrebungen (nachvollziehbar), der Insel den alten Namen wiederzugeben.




Warum ich das erzähle? Weil ich da heute hin will. 

Der Tag fängt früh an. Schon vor 7 schellt (sorry, Zimmergenossen) mein Wecker. Ich muss noch vorher in den Supermarkt, mir was zu trinken und was zu essen kaufen. Es wird ein langer Tag.

Ich frühstücke, und jede meiner Bewegungen wird von den wenigen Gästen, die jetzt schon wach sind, beobachtet. 

Ist es weil  ich so gut aussehe? Weil ich so dynamisch wirke? Ooops! Es ist, weil ich eine Tasse habe. Wie Raubtiere beobachten mich die anderen. Wo wird er sie abstellen? Bin ich schnell genug, um sie vor den anderen zu ergattern? Bleibt er etwa noch länger? 

Quälende Fragen. Aber ich passe auf meine Tasse auf. Mein Schatzzzzz! 


Dann kurz vor dem Bahnhof noch in einen Shop, was zu essen und zu trinken für unterwegs kaufen. Dann schnell zum Bahnhof, der Zug steht schon da. Die Ticketautomaten durchschaue ich mittlerweile auch (5 Zonen, ermäßigt) und los gehts. Im Hafen von Fremantle steige ich aus.




Ein riesiger Frachter aus Kuwait ist gekommen, sieht für mich aus, wie ein Viehtransporter. Und eine 3-Mast-Bark liegt im Hafen. Ein Rahsegler, der aber, wie die Instrumente am Ruder zeigen, im Hier und Heute angekommen ist.

Dann geht es los. Passagiere strömen auf das Schiff und Unmengen von Gepäck wird verladen. Später wird mir klar: es gibt Tagestouristen (mich) und Leute, die sich auf der Insel ein Häuschen gemietet haben und länger bleiben wollen. 

Obwohl unser Schiff einen normalen Rumpf hat, hängen wir den gleichzeitig ablegenden Katamaran der Konkurrenz leicht ab. Weit über 20 Knoten macht unser Dampfer. 








Auf Rottnest bekomme ich dann mein Fahrrad. Trotz des hohen Preises ist es nur geliehen. Und es hat nur 26” Räder. Und die Bremsen sind nicht überzeugend. Und die 3-Gang-Schaltung ist sehr unpräzise. Eher ein Glücksspiel.

Die Insel ist autofrei und asphaltierte Wege gehen um und durch das Inselinnere. 

Es gibt eine Karte, auf der sind die besten Spots verzeichnet, wo man Quokkas sehen kann. Denn darum bin ich hier. 

Long story short: ich habe nicht einen gesehen. Nicht an den prominenten Plätzen und auch sonst nicht. 

Unterwegs waren Schilder an kleinen Baumgruppen mit dem Hinweis, die Tiere nicht zu stören. 




Ich bin da rumgelaufen und habe halblaut „Quokki! Quokki! Quokki!“ gerufen, aber nichts geschah. Pech.


So bin ich auf dem längsten Weg gestartet. Man hat auf der linken Seite das Meer, wunderschöne Buchten und teilweise tolle Strände. Viele Schiffswraks liegen dicht sm Ufer in seichtem Wasser. Rechts ist eine karge Landschaft und vom Wind gebeutelte Bäume. Wobei ich die Bäume faszinierend finden. Sie symbolisieren den Kampf des Windes gegen den Baum. Der Baum kann sich dem Wind nicht entgegenstemmen, aber er lässt sich auch nicht unterkriegen.












Was nicht so schön ist: ein 26iger Rad mit schlechter Gangschaltung und eine hügelige Landschaft bei über 30 Grad. Ich fahre ja regelmäßig Rad, wenn auch nicht primär in den Bergen. 

Aber das hier kann einen mürbe machen.

Ich hatte den Ehrgeiz, die komplette Runde zu machen (22 km),  habe aber auf 16 km gekürzt. 

Too much!

Insgesamt 3 mal habe ich angehalten, mich an kleine, wunderschöne einsame Strände gelegt und in kristallklarem Wasser gebadet. 










Himmlisch. Die Dünung war ok und die Wassertemperatur erfrischend. Nicht so, wie in Indonesien, wo das Wasser unheimlich warm war. Hier musste man schon 2-3 Sekunden die Luft anhalten, wenn man eintauchte, aber dann war es himmlisch. 

Fahren - Quokkas suchen -  fahren - noch mal Quokkas suchen - fahren - baden - wieder Quokkas suchen - fahren - baden - erneut Quokkas suchen -  fahren - noch mal Quokkas suchen - fahren - baden - baden -  zum Jetty radeln.


So kann man sich das vorstellen.

Es war heiß. Aber mit dem Baden ging es. Nur schade wegen der Quokkas. Ich hätte so gerne…

Auch der Rückweg klappte reibungslos. Keine Wartezeiten am Zug und keine 10 Minuten vom Bahnhof entfernt war mein Hostel. 

Meine Kamera pfiff heute aus dem letzten Loch, aber zum Glück habe ich mir im Hostel noch einen Stromadapter leihen können.

Und ein Geheimnis konnte ich lüften. Die meisten Leute in den Hostels sind Langzeitaustralier. 

Ein Zimmernachbar bestätigte das. Die jungen Leute haben hier einen Job und verdienen ein Schweinegeld. Die meisten sind seit 3 oder 4 Jahren hier. Danach wird es schwierig mit dem Work und Travel-Visum. Aber bis dahin läuft es gut. Der Typ heute arbeitete in einer Mine und letztens der nette Franzose auf dem Bau. 

Schon interessant, was es für Parallelwelten gibt.


Und noch was in eigener Sache:


Wenn ich hier abends sitze und Reiseberichte schreibe, trinke ich Wein. Aus meiner Tasse. Und wenn die Tasse leer ist, hole ich mir Nachschub. Mein Lieblingstisch (einigermaßen bequem) ist 30-40m von der sogenannten Küche entfernt. 


Gaaaanz hinten rechts ist die Kitchenette…..

Da will ich mein iPad nicht unbeaufsichtigt liegen lassen. Also stiefele ich los. Tasse in der einen, iPad in der anderen Hand. Und in der Küche dann das Dilemma. 

Ich brauche eine freie Hand, um den Kühlschrank zu öffnen. Aber wohin mit dem iPad? Das war teuer! 

Und hier gibt es keinen Platz, der auch nur annähernd so sauber ist, dass man da ein elektronisches Gerät für 500€ hinlegt. 

Aber doch. Ich kann es hinter einen Feuerlöscher klemmen, da ist nur Staub und ein Fettfilm von den Kochaktivitäten der Kollegen. 

Besser, als überall sonst in der Küche. Was für ein Drecksloch für 54€/Nacht.

In meinem nächsten Leben werde ich Hostelbetreiber in Perth und werde stinkreich! 

Kommentare

  1. In meinem nächsten Leben werde ich in das Hotel gehen, das du eröffnet hast.

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