Das Abenteuer geht los : LUL44 (Vorläufig wegen mangelnder Netzabdeckung ohne Fotos)

Gestern Abend gab es ein Nudelgericht mit Tomatensauce. Nudeln und Champignons (5 Stück für 3,30$) musste ich kaufen. Aber Äpfel für das Frühstück brauchte ich ja auch noch. Tomatensauce war noch von gestern übrig, und Salz ind eine halbe Zwiebel hatte ich noch. Öl wollte ich in der „Restekiste“ finden. Das gibt es in jedem Hostel. Zurückgelassene, haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Salz oder eben Öl sind da manchmal zu finden.


Gestern hatte ich da auch Glück.


Aber heute war leider meine Tomatensauce weg. Weg. Futschikato. Not available. Keine Ahnung, warum. Sie war gelabelt (ein Schild mit Name, Zimmernummer und Auszugsdatum) aber irgendjemand hat sie weggenommen.


Wie macht man Nudeln mit Tomatensauce ohne Tomatensauce.

In der Restebox war Öl, Ketchup und Salsa-Sauce. 

Also gibt es heute Nudeln mit angebratenen Pilzen und Zwiebeln sowie Ketchup und Salsa-Sauce. Schmeckt nur ein wenig gruselig. 

Im Erdgeschoss ist ein geräumiger Bereich mit Sesseln, Sofas und Tischen. Da sitze ich gerne, schreibe Reisebericht und verbringe den Abend.

Heute traf ich Catherine aus Antibes. Catherine kam zu mir und wollte wissen, wann es Frühstück gäbe. 

Ich war erstaunt. Frühstück?


Catherine war auch über 50 und eine nette smarte Frau. Wir kamen ins Gespräch. Ihr gehörte der Camper, der vor der Türe stand. Sie ist aus Frankreich gekommen, um ihren Sohn hier zu treffen. Und um Neuseeland zu erkunden. Cool. Es ist ein etwas größerer 1-Mann-Camper, als ich ihn habe. Wir reisen also in der gleichen Liga. Auch unsere Route (so groß ist die Insel allerdings auch nicht.


Sie ist auch schon viel gereist, vor allem in Asien, und sie möchte gerne nach Südamerika, scheut aber das Risiko. Sie sagte, dass sie ihr ganzes Leben lang gearbeitet hat und das Geld jetzt gerne für Reisen ausgibt. 


Wir haben uns eine Weile unterhalten und später such Mailadressen getauscht. Eine total interessante Frau!


Und noch was. Als ich gestern da unten saß und tippte, bekam ich mit, wie ein Mädchen ziemlich offensichtlich mit einem Typen flirtete. 

Das ging eine Weile. 

Dann machte sie einen Videochat mit ihrem Freund zuhause. Und der Typ sass neben ihr.

Was für eine Scheisse!


Aber das war gestern Abend. Der Tag heute fing dann auch nicht so toll an. Ich bin aufgestanden und dann, wie immer, im Slip rüber in den Wasch/Klo/Duschraum gegangen. Nach getaner Arbeit wollte ich wieder zurück in mein Zimmer, aber meine Code-Karte funktionierte nicht mehr. 

1000-mal versucht und 1000-mal geflucht. Jetzt durfte ich halbnackt durch den langen Gang (es war kurz nach halb 8) ins Treppenhaus und dann runter in die Lobby. Zum Glück (wenn schon, denn schon) war die Rezeption noch nicht besetzt. Also wieder zurück und zaghaft an die Türe geklopft. Und tatsächlich, nach dem 2. mal machte mir ein Mädchen die Türe auf. Glück gehabt!


Dann ging es schnell. Frühstück reingeschoben, Reste gepackt und ausgecheckt. Ein sehr netter Inder fuhr den Uber, den ich gerufen hatte, weil man zu dem Verleiher mit Bussen nicht hinkam. 26$ für über 20 Minuten Fahrt war vergleichsweise billig. 

Die Verleihstation verleiht alle Autos, nicht nur die von Mad Campers, meinem Verleiher. Auch sie waren sehr freundlich (ich schreibe das jetzt nicht mehr, die Kiwis sind ALLE sehr freundlich!) und gaben mir jede Menge Papierkram und benachrichtigen den Mitarbeiter von Mad Campers. Dann boten sie mir an, dass ich das Auto schon mal begutachten könne. Super, sagte ich. Kann ich meinen Rucksack so lange hier lassen?

Ja, klar, war die Antwort.


Ich ging mit dem Schlüsselbund zu meinem Van und schloss auf. Sofort ertönte ein Alarm.

Ich schloss zu.

Der Alarm blieb. 

Ich drückte auf dem Schlüssel einen der Knöpfe.

Der Alarm blieb.

Dann den anderen Knopf.

Der Alarm blieb. 

Dann schaute ich mir das Schlüsselbund genauer an. Da war noch ein Anhänger, auch mit Knöpfen. Da war ein „Schloss auf“ Knopf.

Sofort hörte der Lärm auf.

Lektion 1 gelernt. Das fing ja gut an. 

Hat sich jemand gefragt, warum das Kapitel mit LUL 44 überschrieben war? Ja? Das ist mein Kennzeichen.


Der Mad Camper Mann kam und erläuterte mir kurz das Auto. 

Und dann ging es ins kalte Wasser.

Linksverkehr ist sooo schlimm nicht. Da habe ich mich in Indonesien dran gewöhnt. Was doof ist, sind Kreisverkehre. Hier gibt es NUR Kreisverkehre. Ich muss auf die Navigation achten und ich muss sehen, welche Spur ich nehme.  Und ich muss auf die anderen achten. 

Und in meinem ersten Kreisverkehr sind dann auch direkt 2 Autos zusammengeknallt. Guter Start. Und blinken. Blinken ist scheisse! Man muss es so sagen. 


Es liegt daran, dass hier bei meinem Honda der Blinker kaputt ist. Wenn ich ihn betätige, geht immer der Scheibenwischer an. Mal auf Intervall, mal durchgängig. Je nachdem, wo ich abbiegen will. 


Und wenn ich den Scheibenwischer anmachen will, fängt das Ding an, zu blinken. Intervall rechts und durchgängig links. Zum wahnsinnig werden. 

Vom Verleiher aus muss ich erst mal wieder fast bis Christchurch fahren, bevor ich auf die Umgehungsstraße komme. Der Wagen fährt da es geradeaus geht, ist meine Laune blendend. Eingeräumt habe ich den Wagen noch nicht, ich will erst in einen Supermarkt fahren.


Ich habe nur meinen Rucksack reingeworfen.

Ich habe nur was? 

Meinen Rucksack? 

Wo ist der Rucksack?

Schei……

Ich muss hier irgendwie von der Schnellstraße runter. Irgendwann hatte ich es geschafft und den Navi mit neuen Koordinaten gefüttert. Als ich dann (wieder an dem Kreisverkehr mit dem Unfall vorbei) dort ankam, lachten die natürlich.

Ich werde nicht der erste gewesen sein!

Also auf ein Neues. Diese Mal habe ich direkt als Ziel den nächsten Supermarkt eingegeben.


Der Zufall führte mich zu einem SuperSuperSupermarkt. Das Ding kann man sich vorstellen, wie einen IKEA plus eine Metro zusammen. Gigantisch groß. 

Riesen Regale.

Große Einkaufswagen.

Viele Leute.

Lange Laufwege.

Gut oder schlecht? 

Weiß ich nicht. Im 2. Gang hatte ich schon vergessen, was ich kaufen wollte.


Von jedem Artikel gibt es gefühlt 30 Varianten und die Preise (auf die ich achten will) sind in Schriftgröße 8 geschrieben. Klasse.

Wie im Rausch kaufe ich Lebensmittel für 6 Leute und für 30 Tage. Das liegt auch an den Wagen, die so irre groß sind. Langsam gehe ich wieder zurück und lege vieles, aber bestimmt nicht genug, wieder zurück. 

85$ habe ich hinterher auf dem Kassenzettel stehen. Allerdings sind da auch 3 Flaschen Wein bei. Passt gut zur Camping Romantik.


Jetzt stelle ich die Navigation auf Akaroa. Das ist grundsätzlich die falsche Richtung, schließlich will ich nach Süden. Aber es sind nur 80 km und es soll superschön dort sein. Für den Anfang….


Ich bin kaum losgefahren, da schellt das Telefon. Wer ruft mich an? Wer kennt meine Nummer?


Es ist das Krankenhaus von gestern. 

Sicherheitshalber fahre ich links ran. 


Wie es mir geht? Ob ich weitere ärztliche Hilfe brauche? Ob ich weiß, wo ich einen Arzt finde? Ob ich Schmerzen habe? 

Sie fragt viel, die nette Frau (ach ja, nett wollte ich ja nicht mehr schreiben, weil hier alle nett sind), aber ich fühle mich auch gut betreut. Ich bedanke mich und nehme die Fahrt wieder auf. 


Der Honda (Campi) fährt gut. Er hat eine sagenhaft weiche Automatik und gleitet komfortabel über die Straße. Man sitzt gut, nur der sehr weit entfernte linke Aussenspiegel ist gewöhnungsbedürftig. Und der Blinker!

Der Motor ist nicht zu stark, aber man fährt hier auch sehr geruhsam. Entspannte Menschen hier.


Und, sobald man aus Christchurch raus ist und auf der Landstraße, ist kaum noch Verkehr.

Sehr angenehm.

Christchurch selbst ist sehr flach, aber direkt dahinter kommen die Berge. Nicht hoch, aber alles sehr grün und viel Wald. 

Eine total freundliche Landschaft.

Ich bin im Auenland.

Zwischendurch komme ich durch Little River. Ein winziger Flecken mit einem kleinen ehemaligen Bahnhof und 20 Häusern. Und eine beliebte Trecking-Route geht von hier aus los. Es sind auch mehrere Touristen mit Wanderstöcken da, die entschlossen auf den Kiesweg schauen. Ich halte nur kurz, weil es eine Abwechslung ist, und fahre dann weiter.


Es ist schwer, die wunderbare Natur zu betrachten ind gleichzeitig Auto zu fahren. Aber bei Geschwindigkeiten zwischen 60 und 80 geht das einigermaßen.


Es geht manchmal steil bergauf und bergab und es gibt unzählige Kurven.

Aber die sind beschildert und es gibt immer eine empfohlene Geschwindigkeit. Das funktioniert ganz gut.




Kurz vor Akaroa geht es wieder bergauf, und als man über die Kuppe kommt, sieht man den superschönen Meeresarm und die Berge und die Stadt.,

Toll. 

Kurz vor der Stadt suche ich nach Schildern. Es gibt eine 3 Sterne Campingplatz, wo die Nacht 70$ kostet. Und es gibt einen, der ist für Umme.

Da will ich hin.


Etwas schwierig zu finden, aber dann habe ich ihn. Es ist ein Abstellplatz für Yachten direkt am Wasser und es gibt 18 Standplätze.

Wie der Zufall es will, standen 18 Womos da. 

Mist!

Zwischen 2 Schiffen fand ich einen Platz und quetschte mich da rein. Vorher hatte ich einen Mann gesehen, der vor seinem Auto saß und las.

Ich ging hin und quatschte ihn an: ob ich da bleiben könne.

Er (früher Holländer, jetzt Neuseeländer (die Menschen hier erzählen gerne ihre Geschichte)) meinte: kann man nicht sagen. Vor dem Campingplatz sei ein anderer Parkplatz, da dürfe man nur tagsüber stehen, aber letzte Nacht seien da auch 5 Womos gewesen und keiner habe was gesagt. Wäre halt ein Risiko.


Ich fragte, was passieren würde, wenn man erwischt würde. Wird man verjagt oder kostet das 1000$? 

Er meinte: nein, wir seien hier nicht in Europa. Man müsse nur wegfahren.

Dann meinte er, wenn man 10 km zurückfährt, da gäbe es Parkplätze und da dürfe man mit meinem Wohnmobil stehen. Ich habe ein autonomes Wohnmobil, also mit Schmutzwassertank, Toilette etc…

Ich überlegte. Risiko und vielleicht um 10 Uhr abends noch mal losfahren? Oder direkt zu dem Parkplatz düsen.


Während ich überlegte, kam ein anderes Womo mit einem französischen Pärchen. Der Typ stellte exakt die gleichen Fragen in der gleichen Reihenfolge und überlegte auch.

Ich sollte ihn 2 Stunden später wieder treffen. 😅

Ich entschied mich nach einem gemütlichen Spaziergang durch die sehr schöne kleine Ortschaft, zu dem Parkplatz zu fahren. Besser, als nachts noch mal los zu müssen.






Als ich ankam, stand hier ein Camper. Ich habe ihn direkt angequatscht und gefragt, ob ich hier stehen kann. Er bejahte. Ein Franzose, der hier Stand-up-paddling machte. 

Kaum hatte ich geparkt, fing es an, zu regnen. Schade. 

Aber so hatte ich Gelegenheit, meine Sitzgelegenheit hinten auszuprobieren. 

Ein Sitz, und vor mir ein kleiner Tisch. Die Fenster hinten kann man auf Kipp stellen, so kommt auch etwas Luft in mein fahrendes Schloss. 


Ich suche übrigens noch einen Namen, wem was einfällt, schickt mir bitte per Mail oder Messenger einen Vorschlag. Bis dahin werde ich ihn Campi nennen. 


Also so schlecht sitzt man hier nicht. Ich möchte hier nicht 5 Stunden sitzen, obwohl: im Flugzeug mache ich das ja auch! 🤩

Aber dann hörte der Regen auf. 


Wo bin ich hier? Auf einem kleinen Parkplatz 3m vom See entfernt. Vor mir der See, dahinter die sanften Berge mit Bäumen, links von mir ein kleiner alter Baum und ein Vogel, der sich die Seele aus dem Leib singt. Am Himmel sind ein paar dramatische Wolken und mittlerweile auch viel blau zu sehen. Es geht ein leichter Wind und die Temperatur ist bei 23-24 Grad.  

Hinter mir fahren ab und zu Autos vorbei, aber das wird weniger werden. Es ist ein paradiesischer Ort. 


Abends wurde es ruhiger. Meine Nachbarn sind alle ruhig und nett. Links habe ich Neuseeländer, rechts die Franzosen von vorhin.

Ich baue die Küche auf und es gibt Spicy Mii-Noodles aus dem Papp-Becher. Lecker. Ich sitze lange auf meinem Stühlchen hinter Campi und es geht mir ausgesprochen gut. 


Während ich das hier schreibe, ist die Sonne untergegangen. Es ist kühler geworden, aber ich sitze immer noch hinter Campi. Es ist wieder bewölkt und ein leichter Wind kräuselt das Meer vor uns. Irgendwo meckert eine Möwe und es ist einfach wunderwunderschön!

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