Es war gestern wirklich ein schöner Campingplatz. Sehr ruhig und entspannt. Moment mal, das stimmt ja nicht. Nein, da waren diese Vögel, deren Name mir leider entfallen ist. Zuerst dachte ich, es seien Hühner, weil sie die Größe hatten und auch so gingen. Aber sie waren schlanker, vielleicht sogar etwas größer und hatten einen langen Schnabel.
Wäre der Schnabel länger gewesen und das Tier kleiner, hätte ich auf einen Kiwi getippt. Mein neuseeländischer Nachbar hat mich gewarnt: der Vogel wird versuchen, in das Auto zu kommen und wenn da was rumliegt, z.B. ein Schlüssel, hätte ich ein Problem.
Und tatsächlich: der Vogel versuchte mehrmals, in den Camper zu kommen. In-die-Händeklatschen wirkte genauso wenig, wie gutes zureden. Ich habe dann die Seitentüre zugemacht, da versuchte er, hinten einzusteigen. Einmal hätte es fast geklappt. Der lief auch, als ich auf meinem Stuhl saß, 10cm außerhalb der Reichweite meiner Füße rum. Frech! (Nachtrag: habe ihn gegoogelt, es ist ein Weka.
Positiver war dann ein total nettes australisches Paar, das mich ansprach. Ob mir der Mad Camper gehöre. Und da ahnte ich: die beiden hatten den anderen Mad Camper.
Ihr Auto war ein japanischer SUV mit Dachzelt. Aber sie waren nicht so glücklich. Zu klein, zu eng, zu wenig Ausrüstung. Sie hätten was dazugelernt.
Wir haben uns über alles Mögliche unterhalten, fast eine Stunde lang. Sie kamen aus Melbourne und machten hier eine 3-Wochen-Tour. Sehr angenehme Leute, Anfang 60 schätze ich. Solche Begegnungen sind es, die das Reisen so besonders machen. Fremde Menschen aus fremden Ländern sind sich nach kurzer Zeit nicht mehr fremd. Cool!
Am Morgen war es fast noch besser. Der linke Nachbar, mit dem ich gestern noch gequatscht hatte, kam, um sich zu verabschieden und ein anderer Camper von gegenüber wollte auch noch reden. Als ich vom Platz führ, haben beide gehupt!
Und während ich in Murchison vor dem Auto sitze und das hier schreibe, kommt ein Engländer und will reden.
Das Auto zieht die Leute an und mach sie neugierig. Ist aber nicht nervig. Die sind freundlich und zurückhaltend.
Heute bin ich auch relativ früh losgekommen. Erst nach Hokitika, Kleinigkeiten einkaufen. Es ist ein typisches kleines Südinsel-Örtchen mit kleinen Häusern. Alles ist sehr ordentlich, für junge Leute wahrscheinlich die Hölle.
Hokitika hat auch eine Vergangenheit in der Goldrausch-Ära. In einem Antiquitätenladen werden alte Goldwaagen verkauft (Achtung Wortwitz: da könnte man ja mal ein Wort drauflegen) und man bekam hier auch Nuggets oder Schmuckstücke mit Nuggets.
Weiter ging es an der Küste entlang Richtung Greymouth und Westport.
Heute sollte meine neuseeländische Fahrprüfung sein.
Es regnete. Die Aufgabe war nun, beim Abbiegen IMMER den Blinker zu betätigen und beim Wischen (es regnete nur leicht) den Scheibenwischer.
Ich fürchte, ich habe die ganze Zeit sehr bescheuert dreingeschaut, weil ich mich so konzentrieren musste.
Aber ich habe es geschafft. Schon in den letzten Tagen kam der Wischer immer weniger zum Einsatz.
Sehr spannend war die Küstenstraße nicht. Dann sah ich ein Schild: Great Coast Road! Sicherlich vom den Australiern geborgt, die unten im Süden die Great Ocean Road haben und damit viele Touristen anziehen.
Und damit wollen die konkurrieren?
Zugegeben: Soo toll fand ich die Ocean Road damals nicht. Sie war ziemlich überlaufen. Also was sollte das hier?
Das sollte ich bald sehen.
Die Kurven wurden enger und die Straße ging immer wieder in tiefe Schluchten ins Landesinnere. Rechts und links steil aufragende, dramatische Berghänge. Es ging hoch und runter. Waren wir nahe am offenen Meer, standen oft Schilder, die vor querenden Pinguinen warnten. Weiter im Land stand oft ein Warnschild mit einem Kiwi drauf.
Ich habe mich ein wenig geärgert. In Australien hatte ich die Ocean-Tour per Bus gemacht, da hatte ich Zeit, mir alles anzusehen. Aber da war nicht viel zu sehen!
Und hier musste ich zu sehr auf die Straße achten. Ungerecht!
Es war anstrengend, aber auch toll. Hinter jeder Kurve ein WOW-Erlebnis.
Und das war nicht alles.
Auf der gleichen Straße kamen die Pancake-Toppings und die Punakaiki-Felsen.
Die Pancake-Toppings sind ein sehr schöner Park, in dem Pflanzen gezeigt werden, die nur hier in dieser einzigartigen Kombination von Meer, Wind, Limestone und Klima gedeihen.Keine wirklich außergewöhnliche Gewächse, aber interessant in ihrer Einzigartigkeit.
Weitaus aufregender aber waren die Felsen. Das Meer und der Wind und der Regen haben Millionen von Jahren daran gearbeitet und das Ergebnis ist sehenswert.
Wow!
Keine Ahnung, wieviele Fotos ich gemacht habe, aber der Eindruck „in echt“ war noch gewaltiger. Der Kalkstein hatte Löcher wie ein Käse, allerdings nicht rund, sondern ganz skurrile Formen. Und die Felsen waren locker 40-50m hoch. Gewaltig.
Weiter ging es auf der Coast Road Richtung Norden. Kurz vor Westport bin ich noch abgebogen zum Kap „Cape Foulwinds“. Hier sollte es eine Seehund-Kolonie geben.
Man musste vom Parkplatz aus etwas laufen, kam aber dann zu einem Aussichtspunkt, von dem man die Seals von oben sehen konnte, ohne sie zu stören. Bevor ich irgendetwas sehen konnte, hörte ich aber das typische Bellen. Ganz schön weit weg, aber gut zu erkennen, wie vor allem die Heuler herumtollten und spielten. Einige waren auf den Felsen, andere badeten in einem Pool.
Heute war so ein „offenes Fenster“-Tag. Das Wetter war nach dem kurzen Regen mild und freundlich, so dass ich, nachdem ich morgens das Auto ordentlich aufgeheizt hatte, später statt Klimaanlage lieber auf die frische Luft gesetzt habe. Es machte Spaß, so über die wunderbaren neuseeländischen Straßen zu fahren.
Nach Westport ging es dann ins Landesinnere.
Bald kam ich auf die Buller Road. Die Buller Road führt durch die Buller Schlucht, in deren Mitte der Buller River fließt. Mit der Namensgebung machen die Kiwis keinen großen Aufstand. Dabei hätte der Fluss, die Schlucht und auch die Straße besseres verdient.
Die 2-spurige sehr kurvenreiche Straße wurde nämlich immer mal wieder (gerne in Kurven) einspurig. Da muss man dann in Schrittgeschwindigkeit checken, ob von der anderen Seite jemand kommt. Und auch Fluss und Schlucht winden sich tollkühn durch die Berge. Sehr beeindruckend.
Am Zielort angekommen schaute ich nach einem Platz für die Nacht. Freie offizielle Plätze gab es hier nicht, nur Bezahlplätze. Einer hatte aber ganz gute Bewertungen und den habe ich probiert. Der Typ in der Rezeption war so freundlich und hilfsbereit, dass ich sofort akzeptierte. 15$ geht auch. Mit Wifi!
Duschen kosteten extra. 2$.
Ich checkte, ob ich noch Münzgeld hatte, da sagte er: gib her und gab mir eine Duschmünze. „Gib her“ waren vielleicht 40 Cent.
Der Platz ist sehr schön neben dem hier sehr zahmen Buller River gelegen. Ich finde den Platz toll.
Mein englischer Nachbar auch.
Die Sandfliegen auch. Irgendwas ist ja immer.
Die Reise wird reibungsloser.
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