Die Nacht war besch….eiden. Ich habe schlecht oder besser kaum geschlafen. Zu laut (Kühlgebläse), zu warm (keine Klimaanlage) und bequem war das auch nicht. Um kurz nach 5 bin ich aufgestanden, weil ich noch einchecken musste. Online ging nicht, weil die gerne mein Onward-Ticket sehen wollten. Als Beweis, dass ich nicht heimlich in NZ bleibe.
Im Dorm ist es stockduster. Es gibt ein Deckenlicht, aber dafür muss ich über den Kopf des neben der Tür schlafenden Mädchens greifen. Das will ich nicht. Es gibt ein kleines Licht an meinem Bett, das funktioniert nicht.
Toll.
Also ziehe ich mich im dunkeln an und lande prompt mit beiden Füßen in einem Hosenbein. Ist aber gut gegangen. Leise schleiche ich mich raus.
Ausgecheckt habe ich gestern schon online, also nur Katzenwäsche, kurzes Frühstück und: GO!
5-6 Minuten brauche ich bis Southern Cross und keine 10 Minuten fährt der Express ab. Der Buss ist voll und die Straßen auch. Und es ist noch stockdunkel und kalt.
Das Einchecken dauerte keine 3 Minuten und die Security war auch nicht länger. Die Ausreise erfolgte quasi automatisch: Gesichtserkennung, Pass scannen: fertig.
Jetzt ist schon ein Monat vergangen. Ich habe aber das Gefühl, schon ewig unterwegs zu sein. 20.784 km habe ich hinter mir. Quasi Halbzeit.
In Australien habe ich eine Veränderung bemerkt. 2019 hat man das Thema „Erinnerung an Aborigines“ so gut wie nicht wahrgenommen. Jetzt steht an vielen Gebäuden und vor allem an allen öffentlichen Institutionen ein Schild, das besagt:
„Das Land, auf dem wir stehen, gehört den (hier steht dann der Name derer, deren Stammesgebiet das früher war). Wir respektieren das und vergessen das nicht.“
Das ist ein großer Schritt, den allerdings Neuseeland schon lange hinter sich hat. Hier wird man wie selbstverständlich mit „Kia ora“ begrüßt, weil Maori neben Englisch als offizielle Sprache gilt.
Und das Bewusstsein, dass ganz Neuseeland Maori-Land ist und dass die jetzigen Bewohner es nur geliehen haben, ist tief verwurzelt. Heilige Bereiche der Maori dürfen noch nicht mal betreten werden und die Maori-Universitäten sind hinlänglich bekannt.
Jetzt, wo Australien einen ähnlichen Weg geht, könnten doch auch die Amerikaner…. (Kanadier…..)
Neuseeland ist wieder 2 Stunden weiter. Jetzt bin ich 12 Stunden vor Deutschland (bei mir ist es 12 Stunden später).
Und dann landen wir. Ich bin relativ schnell raus aus dem Flieger und bin auch wieder sehr gespannt, was mich jetzt erwartet.
Vor 4 Jahren bin ich in Auckland knappe 3 Stunden lang beim Zoll durchsucht worden.
Und im Flugzeug mussten wir Einreisezettel ausfüllen. Doofe Fragen.
Waren Sie in Indonesien (Vogelgrippe)
Haben Sie Trekkingschuhe?
Waren Sie in einem Stall?
Lebensmittel?
Etc.
indonesien wollte ich nicht verheimlichen, steht schließlich im Pass drin. Wobei: bei den Großen bekommt man keine Stempel mehr. USA, Australien, NZ: nix! Schade.
Lebensmittel? Ich bin mal wegen eines Plastikbeutelchens mit einer weißen Substanz angemacht worden, daher gebe ich Salz und Teebeutel an. Hauptsache kein Obst. Obst kostet 400$ Strafe.
Die Immigration verläuft reibungslos. Alles automatisch, 2 Minuten.
Befragung beim Zoll: reibungslos, noch mal 2 Minuten.
Durchleuchtung des Gepäcks: reibungslos, 20 Sekunden.
Hinter der Durchleuchtungsstation ist ein Desk, dahinter lauert eine Zöllnerin.
Die Frau vor mir wird herangewunken. Schönen Nachmittag noch! Ich bin durchgekommen!
Dann zum Bus Nummer 29. hier kann man nur bar zahlen. Ich komme (alle anderen hinter mir auch) vom Tauschen. Ich habe nur 20iger. 2,10$ kostet das Ticket.
Ich sage: Moment!
Zuhause habe ich alles Geld, das von anderen Reisen übrig war und das ich auf dieser Tour gebrauchen konnte, herausgesucht. Und bei den Münzen habe ich die, die zusammengehörten, mit Tesa gebündelt.
Das fiel mir jetzt wieder ein. Die Bath in Thailand, die Rupies in Indonesien und die $ in Australien hatte ich schon verbraten. Und ketzt hatte ich noch Neuseeländische Münzen.
8-9 Leute waren hinter mir.
Das kleine Münzpäckchen war schnell gefunden.
Aber ich hatte mir vorgestern die Fingernägel geschnitten, und so ein Tesapäckchen ohne Fingernägel…..
10-12 Leute waren hinter mir.
Irgendwann hatte ich das Päckchen auf und konnte dem Gahrer wenigstens 10 Cent in die Hand drücken.
Danach kam dann der nächste mit einem 20$-Schein.
Und dann noch einer….
Der arme Fahrer!
Unterwegs stieg ein sehr sehr alter Mann ein. Er sah sehr verwittert aus und ging gebückt. Er setzte sich zu mir und wollte direkt wissen, ob ich hier Urlaub mache. Wir kamen ins Gespräch und am Schluss wünschte er mir eine sichere Reise und einen schönen Urlaub.
Und es war klar: der meinte das so. Sehr liebenswerte Leute hier in NZ.
Das setzte sich auch in der Herberge fort. Ich bin in einem sauberen 4er Zimmer mit 2 deutschen Mädchen und einem deutschen Türken. Die Frauen gehören zusammen und reisen 1/2 Jahr. Hamza weiß noch nicht, ob und wann er zurückkehrt. Interessante Leute!
Ich habe dann doch beschlossen, mir eine Simkarte zu kaufen. Die meisten Stellplätze muss man vorbestellen, das ist ohne Internet zu schwierig.
Ok, habe ich jetzt halt eine neuseeländische Nummer.
Kalt ist es hier. Schon, als ich ankam, war das deutlich. Es waren zwar 20 Grad, aber der Wind war kalt. Und abends wird es einstellig.
Die Innenstadt ist nett. Man muss sich klarmachen, dass es hier keine Altstadt gibt. Hier ist alles neu. Ab und zu stehen alte Gebäude oder auch mal eine Kirche im Weg, aber das ist selten. Moderne Malls, breite, sehr gerade Straßen, alles sehr aufgeräumt.
Den Orten fehlt ein wenig der Charme. Den gleichen die Menschen hier aber aus. Und die Luft! Wahnsinn. Keine Industrie. Merkt man direkt. Superschön!
Und teuer ist es hier. Wahnsinn. Eine kinderfaustgroße Paprika kostet 3,50 $, also 2€. EINE!
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