Die erste Nacht. Camping im Womo ist für mich neu. Habe ich noch nie gemacht. Und gestern Abend: das war schon mal richtig toll. Ich war lange draußen, bis mir langsam kalt wurde. Dann hatte ich noch ein nettes Telefonat mit einer Freundin aus uralten Tagen. Wir haben uns auf der Uni kennengelernt und nun hat mir wiederum eine andere, gemeinsame Freundin mitgeteilt, dass Bärbel auf der Nordinsel unterwegs ist. War also quasi ein Ortsgespräch.
Ist schon irre, wo man Bekannte oder Freunde in der Welt wiedertrifft.
Jetzt sitze ich in meinem kleinen Campi. Von Hause aus ist das ein Van für große Familien. Er hat entweder 3 Sitzreihen oder 2 plus Kofferraum. Man hat die mittlere Bank weggelassen und gewinnt so Platz für das Wohnzimmer.
Auf der rechten Seite, weit hinter dem Fahrersitz der normale Sitz der 3. Reihe und davor kann ich einen kleinen Tisch aufbauen. Genial. Auf dem Tisch ist jetzt mein iPad und eine Tasse mit Wein. Es gibt auch Licht, aber das habe ich ausgemacht. Ein Fenster ist offen, und ich traue dem Moskito-Netz nicht so recht. Ist aber auch so sehr gemütlich.
Die anderen Camper haben sich auch alle zurückgezogen. Draußen ist es stockdunkel und friedlich. Zeit, zu schlafen!
Ich habe gut geschlafen, bin allerdings schon früh wach geworden. Nun ja, man geht hier auch früher ins Bett. Aber egal. Die erste Nacht war ok. Ich hatte die Fenster nicht abgedunkelt, weil ich es immer toll finde, von der Sonne geweckt zu werden.
Die Morgenroutine hier ist einfach. Waschmöglichkeiten gibt es nicht, also muss Zähneputzen reichen.
Klappe hinten auf, Herd aufbauen, Wasserkessel drauf. Es gibt Kaffee, einen Apfel und 2 ungetoastete Scheiben Brot mit Marmelade.
Aufgeräumt ist schnell und dann geht es in Richtung Temuka. Ein Teil der Strecke geht durch die Berge und ist die, die ich gestern auch gekommen bin. Dann muss ich abbiegen und es geht über kleinere Straßen in Richtung Highway. Bei den kleinen Straßen geht es im Zickzack. Dauernd muss ich abbiegen. Mal links, mal rechts.
Der Scheibenwischer kommt gar nicht mehr zur Ruhe. Ich fing auch schon an, unsicher zu werden, aber dann mündete die Straße in den Highway.
Der Highway ist eine 2-spurige Straße. Eine Seite hin, die andere entgegen. Ab und zu gibt es Überholstrecken. Aber ich brauche die nicht. Alle fahren 100. Auch die LKW. Es ist ein total entspanntes dahingleiten. Zumal die Straße auch schnurgerade ist. Das ist ein entspanntes Fahren und mit 100 km/h Schnittgeschwindigkeit kommt man auch gut voran. Sehr genial.
In Ashburton halte ich an. Ich bin etwas müde und außerdem will ich mal checken, wo man hier Wifi bekommen kann.
Nach einer Pause gehe ich durch den Ort.
Supermarkt? No!
Jugendherberge? (Haben die vielleicht ein offenes Wlan, das auch vor der Türe funktioniert)? Nein
Bibliothek: zu weit weg.
Fehlanzeige.
Weiter geht es zu meinem Tagesziel nach Temuka. Sehr spannend ist es hier nicht. Alles ist flach, nur rechts in der Ferne sind dramatische Berge zu sehen.
Nachdem es heute früh sehr kalt war, habe ich meinen Pullover (ganz unten im Rucksack) rausgekramt und im Auto die Heizung auf die Füße eingestellt.
Angenehm. Aber nach einiger Zeit habe ich erst den Pullover ausgezogen, dann eine Weile das Fenster aufgehabt, aber schließlich habe ich doch auf die Klimaanlage zurückgegriffen.
Jaaaa, so ist‘s angenehm. Offenes Fenster ist ok, aber wenn man über 70-80 fährt, ist es zu laut.
So gleite ich über den Highway, gut temperiert und mit netter Musik.
Vor Temuka ist ein Campingplatz, den ich ansteuere. Zuerst bin ich dran vorbeigefahren, aber schließlich habe ich ihn gefunden.
Es gibt eine sehr gute App, in der alle Campingplätze verzeichnet sind. Man kann auch Filter setzen, um den passenden zu finden. Die Plätze werden auch in der Karte angezeigt.
Wenn diese App jetzt auch noch navigieren könnte, das wäre toll.
Wenn der Platz einen Namen hat, kann man den in Google Maps eingeben und dann dahin fahren. Hat der Platz keinen Namen, muss man die Koordinaten abschreiben und in Google eingeben.
Nach Koordinaten sucht Google aber nicht im Offline-Modus!
Es ist furchtbar. Aber mit Tricks funktioniert es irgendwann.
Der Platz war hochgelobt in den Bewertungen. Saubere Toiletten und vor allem viel Schatten.
Das mag im Hochsommer super sein, aber jetzt war es ein ziemlich verschlammter, dunkler Platz.
Man lobte auch, dass Hunde erlaubt seien. Und prompt kamen mir 2 Hunde bellend entgegen.
Nein.
Nicht mein Platz.
Ich hatte schon vorher einen Plan „B“, weil ich damit gerechnet hatte, dass dieser tolle Platz ausgebucht war. Und so fuhr ich weiter nach Timaru.
Das ist schon ein größerer Ort mit einem wichtigen Handelshafen. Und genau an dem Hafen sollte der Stellplatz sein.
Viel Hoffnung hatte ich nicht, als ich da hinfuhr, weil solche Plätze offensichtlich ab 10 Uhr morgens besetzt sind. Hier hatte man laut Karte 2 Dinge: ein paar Meter bis zum Meer und keine 300m bis zur Innenstadt. Standplätze nahe der Innenstadt sind selten. Das fahrende Volk soll offensichtlich draußen bleiben.
Als ich ankam, war es 14 Uhr und da standen nur 2 Camper. Einer war abgeschlossen und in dem anderen sass ein etwas freakiger Typ. Aber was soll’s? Irgendjemanden musste ich ja fragen, ob man hier stehen darf.
Je näher ich kam, um so freakiger sah der Mann aus, und je mehr wir quatschten, um so netter wurde er.
Er kam aus Dunedin (da will ich auch noch hin) und machte nur einen kleinen 3-Tages-Trip mit seinem heruntergekommenen Bus. Im Nachhinein: netter Kerl.
Also durfte ich hier bleiben. Rechts von mir (300m) wird gerade ein riesiges Schiff aus Hongkong entladen. Unzählige Container werden mit riesigen Kränen an Land gebracht. Vor mir sind die Dünen und dahinter das Meer.
Der Platz hat Toiletten und sogar eine (kalte) Dusche. Später am Tag hat er sich aber dann auch gefüllt.
Ich bin hier eine kleine Attraktion. Der eine oder der andere Mitcamper kommt vorbeigeschlendert und interessiert sich für den Mini-Camper. Der ist allerdings wirklich durchdacht gebaut.
Am Strand stehen Schilder, dass hier häufig Robben, Seelöwen und Seeleoparden zu Gast sind. Und verschiedene kleine Pinguine.
Heute sind leider keine zu sehen, schade.
Allerdings wird vor ersteren auch gewarnt. Wenn man zu nahe kommt oder aber zwischen die Tiere und das Meer gerät, dann wird es gefährlich.
Solche Schilder hatte ich auch an der Oper in Sydney gesehen. Die Tiere sehen zwar putzig aus, sind aber immer noch Wildtiere.
Der 2. Tag hat mir auch total gut gefallen. Das fahren ist easy und die schnurgeraden Straßen in Verbindung mit diesem laufruhigen Auto plus die nicht aggressiv fahrenden Kiwis machen es mir leicht.
Und morgen? Lake Tekapo oder Dunedin. Wer weiß?
Spannende Reise
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