Es gibt eine gute Nachricht und eine schlechte. Die schlechte zuerst. Mir geht es nicht gut. Ich habe mir irgendwas gefangen.
Gestern Abend schon. Ich hatte mir ein Bier aufgemacht und Reisebericht geschrieben. Sehr bald schon fingen die Buchstaben vor meinen Augen an, zu verschwimmen.
Ich konnte nicht mehr. Es war halb sieben, also stellte ich mir einen Wecker und wollte mich für eine halbe Stunde hinlegen. Ich bin innerhalb von Sekunden eingeschlafen und gefühlt Sekunden später geweckt worden.
Ich war sehr im Tran, ging runter, machte mir eine Kleinigkeit zu essen und ging danach ins Bett.
Ohnmachtsähnlich hab ich bis 8 Uhr geschlafen.
Dann ein kleines Frühstück und zurück ins Bett.
Danach aufgestanden und angefangen, Candelaria zu erkunden. Nach 1 Stunde zurück ins Appartement und ins Bett.
Nach einer Stunde aufgestanden und zur Plaza Bolivar gelaufen. Nach 1 1/2 Stunden zurück und 2 Stunden tief und fest geschlafen.
Dann wieder los. Ich gehe heute sehr langsam und mein Kreislauf ist nicht, wie sonst. Leichte Kopfschmerzen.
Scheisse!
Kann irgendwas doofes sein, kann aber auch mit der Höhe zusammenhängen. Wir sind hier schließlich in den Anden und auf 2.600m Höhe. Ich war zwar in Peru schon deutlich höher, aber vielleicht nicht so plötzlich.
Und die gute Nachricht: La Candelaria ist wunderschön. Ich suche meine Unterkünfte auf booking.com immer mit dem Filter „beliebteste Gegend unserer Gäste“. Einmal, weil es da wahrscheinlich schön ist und (Südamerika) sicher.
La Candelaria ist die Altstadt von Bogota. Wir sind hier auf einem Berg, was das Spazierengehen etwas erschwert. Steile Straßen, manche autofrei. Alte, kleine Häuser, Unmengen von Kirchen und viele Straßenhändler.
Und es ist wärmer, als ich dachte. Mit etwas Mut ging T-Shirt!
Zuerst bin ich ins Museo Botero gegangen. Botero ist wohl der bekannteste Maler und Bildhauer in Kolumbien, ich habe auch schon woanders mal was von ihm gesehen. Viele seiner Werke sind hier ausgestellt, aber auch sehr beeindruckende Sachen von Dali, Picasso, Ernst, Monet, Chagall und Miro. Tolles Museum.
Dali
Degas
Chagall
Max Ernst
Weiter ging es (mit Unterbrechungen, siehe oben) durch die engen Straßen zur Plaza Bolivar.
Die Spanier haben überall auf der Welt, wo sie Kolonien hatten, solche Plazas gebaut. So auch hier. Immer umstanden von beeindruckender, fast protziger Architektur.
Anders als anderswo: keine Cafés. Nicht an der Plaza, wohl aber in den Straßen. Ich bin an dreien vorbeigekommen, die hatten ein Seil am Eingang gesperrt: voll! Und Leute warteten davor. Das waren sehr gemütliche, dunkle Cafés mit einer wunderbaren Atmosphäre.
Gelandet bin ich dann aber in einem Tante-Emma-Laden, wo auch Kaffee ausgeschenkt wurde.
Nicht sehr stilvoll, aber kolumbianischer Kaffee kann was. Lecker!
Ich war in 2-3 Kirchen, aber bis auf die La Senora de la Candelaria waren die sehr unspektakulär.
Das Museo de Bogota war dann mein nächstes Ziel.leider war alles nur auf spanisch beschrieben, aber es gab viel Infos zu Revolutionen und Aufständen, die hier stattgefunden haben und einen anderen Teil über die Entwicklung der Stadt (Straßenbau, Kanalisation, Elektrifizierung….). Interessant.
Ein Objekt behandelte auch das Thema Wasser. Da wurde gezeigt, wie unkritisch wir damit umgehen und wieviel Wasser für die Erzeugung von z.B. 1 kg Weizen, Schweinefleisch oder Rindfleisch verbraucht wird.
Bier stand auch dabei. Für einen Liter Bier braucht man 75 Liter Wasser. Damit ist das Geheimnis von Kölsch gelüftet!!
Und immer wieder sehr freundliche und hilfsbereite Menschen. Für mich sind das ja eigentlich alles potentielle Mörder, Entführer, Räuber und Diebe, aber sie vermitteln ein anderes, sehr viel sympathischeres Bild.
Auf Fragen“where are you from?“ antworte ich immer noch ungern. Eine Verkaufsmasche, die ich nicht so mag. Also sage ich auch schon mal Feröer, Luxemburg oder wie heute Poland. Meistens kennej die Leute nur die großen Länder wie Deutschland, Italien oder USA, aber hier war ich konfrontiert mit „it‘s cold in Poland, right? How do you say cold in polish?“
Mist!
Karacho! war das einzige, was mir einfiel. Wenn es mal um schlechte Sprachkenntnisse von Kolumbianischen Straßenverkäufern geht: ich war’s
Es macht Spaß, durch die Straßen zu schlendern, auch wenn hier Straßenverkäufer alle den gleichen Mist verkaufen und hartnäckig behaupten, alles sei „handmade“. Aber die Atmosphäre ist einfach gut.
Außerhalb von Candelaria gibt es auch solche Märkte, aber anderes Clientel und andere Produkte. Eher wie auf einem Flohmarkt mit viel Neuware in einem Stadtviertel mit niedrigem Bildungsniveau.
Beeindruckend auch immer wieder die hohen Berge der Anden im Hintergrund.
Auf dem Weg kam ich an einem Stand mit Obleas vorbei. Keine normalen Obleas. Nein, Jagger Obleas. Offensichtlich ist unser Mick mal hier gewesen und hat Obleas gegessen.
Ich hatte keine Ahnung, was Obleas waren, jetzt aber weiß ich Bescheid.
Es sind 2 Waffeln, die mit einer braunen, weißen und roten Paste bestrichen sind. Jede der Pasten besteht aus 100% Zucker. Zusammen also 300%!
Eine Zuckerexplosion in meinem Mund. Ob Mick das wirklich gegessen hat?
Nach diesem Abenteuer bin ich wieder zurück und habe mich NICHT hingelegt!
Jetzt ging es auf die Essenszeit zu. Endlich mal wieder Restaurant-Essen.
Nicht weit von hier ist eine Straße mit vielen Restaurants. Als ich um 19 Uhr da ankam (ich wollte nicht so spät auf den Straßen rumlaufen) machten die alle gerade zu. Böse Falle.
Als ich heute Nachmittag unterwegs war, kam ich an einer Reisegruppe mit Führer vorbei. In dem Moment zeigte er auf eine Kneipe und meinte: hier gäbe es die beste deutsche Pizza von Bogota. Und das aei auch deswegen lustig, weil die Deutschen ihre Pizza „italienische Pizza“ nennen würden.
Recht hat er.
Das war mein letzter Versuch.
Ich bestellte eine deutsche Pizza mit deutschem Schinken und Salami.
Ich bekam:
Eine sehr leichte, ca. daumendicke Brotscheibe mit Frischkäse, Schinken und einer Fleischwurst. Dazu: 2 Sorten Essig, einmal normal und einmal spicy.
Ich war erschüttert.
Aber: das Brot war sehr lecker, auch in der Kombi mit dem Frischkäse. Der Schinken und die Fleischwurst haben nicht gestört und das,mit dem spicy Essig da drauf war toll.
Sie hatten recht. Das war eine deutsche Pizza! 100%. Keine italienische!
Und jetzt bin ich gespannt, wie es mir morgen geht….
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