Die Nacht war nicht schön. Auch am finalen Übernachtungsplatz gab es Sandfliegen.
Jede Menge.
Die 4 Wohnmobile, die hier standen, waren Tagesgäste und verzogen sich gegen Abend. Ganz alleine ist auch doof. Dann kam noch ein Wagen, aber das machte den Kohl auch nicht fett.
Draußen konnte ich nicht sein, also verzog ich mich nach innen. Ich hatte aber auch keine Lust, die Vorhänge zuzumachen, wollte aber auch nicht auf dem Präsentierteller sitzen. Also ließ ich das Licht aus.
Kein spannender Abend.
Geschlafen habe ich ganz gut und bin dann mit den ersten Sonnenstrahlen aufgestanden. Eine schnelle Tasse Kaffee und einen schnellen Apfel und dann weg hier.
Prinzipiell geht die A6 hier konsequent an der Küste entlang. Nur ab und zu zwingt das Gebirge zu Umwegen, das bedeutet dann viel auf und ab und viele Kurven.
Oft ging es über kleine, einspurige Brücken und dann auch wieder ans Meer zurück.
Wie gestern beeindrucken auch heute die Berge mit ihren schroffen, bewaldeten Hängen.
Nach einer Stunde war ich am Fox-Gletscher. Vom Parkplatz aus führt ein 5km Trail zu einem Aussichtspunkt. Mein Bewegungsprogramm für heute war perfekt.
Der Trail war nicht schwierig. Es war ein geschotterter Weg, der gut zu laufen war.
So ein Gletscher kommt zwar über seine Moränen ins Tal, aber für den Gletscher selber muss man nach oben.
So relativieren sich 5km natürlich. Aber so schlimm war es nicht. Der Pfad führte durch einen wunderbaren alten Wald. Viele sehr hohe Bäume, viele umgestürzte Bäume, alle sehr dick bemoost.
Gruselig. Hier kann man Horrorfilme drehen oder aber auch die „Baumbart“-Story aus dem Herrn der Ringe. Ich könnte hunderte von Fotos davon machen. Nach einer guten Stunde kam ich an dem Ausguck an. Und da lag er, der Gletscher in der Sonne. Er ist ca. 32 Quadratkilometer groß und ist zwischen 1700 und 2800m über dem Meeresspiegel. Herr Fox war übrigens Premierminister und einer der ersten Touristen, der hier gewesen ist. Früher hieß der Fox-Gletscher Te Moeka a Tuawe (Tuawes Bett). Die Legenden um den Namen sind leider in Vergessenheit geraten.
Die ganze Zeit ratterten über uns die Hubschrauber. Die richtig reichen Leute lassen sich natürlich fliegen und schauen sich das Ganze von oben an. Ab 265$ kostet dieses Abenteuer. Ist bestimmt toll, wobei mich eher der Hubschrauberflug interessieren würde, als den Gletscher von oben zu sehen.
Am Ausguck stand ein Schild, dass man in 1,8 km noch einen Blick auf den Fluss werfen könne.
Ok, wenn man so weit gegangen ist, kann man auch weiter stiefeln. Es ging auch nicht mehr so arg bergauf und der 2. Ausguck lohnte sich tatsächlich. Man sah von dort aus den Gletscher besser, hatte aber auch einen perfekten Blick auf den Fluss, der aus dem Schmelzwasser entstanden ist. Große Warmschilder stehen dort, die vor Eisbruch, Flutwellen und Steinschlag warnen. Wenn so etwas geschieht (häufig nach starken Regenfällen) muss es ein wahres Armageddon sein. Riesige Mengen von Fels- oder Eisbrocken müssen dann auf der gesamten Breite des Flussbettes (200m) zu Tale donnern.
Es ist nachvollziehbar, dass jemand, der dann im jetzt trockenen Flussbett rumturnt, verloren ist.
Auf dem Rückweg traf ich ziemlich am Anfang des Trails ein indisches Paar. Der Mann fragte mich, wie schwer der Trail sei, aber ich beruhigte ihn. Wenn man sich Zeit ließe, wäre es gut zu bewältigen. Und dann gab ich ihm noch den Tipp mit dem 2. Lookout. Ich scheine hier sowas wie ein Experte zu sein 😁
Wieder zurück am Parkplatz habe ich erst mal Kaffee gekocht. Das mag ich sehr am Womo-Urlaub. Man ist autonom und kann sich den Tag so gestalten, wie man will. Perfekt!
Jetzt erst mal tanken fahren. Bald hatte ich eine Tanke gefunden und wollte anfangen, als ein Mann zu mir kam und mit mir redete.
Das war das Einzige, was mir klar war. Der redete, und zwar mit mir.
Aber was?
Das hatten wir doch neulich schon mal. Oder?
Es schien ihm aber wichtig zu sein. Also noch mal langsam.
Keine Chance.
Er versuchte es anders.
Ich verstand: wie voll mein Tank sei?
Halb voll.
Ok, jetzt verstand ich: irgendwas ist defekt, ich kann 1/2 Stunde warten, oder aber 20 km weiter zu einer anderen Tankstelle fahren.
Ein ganz schwieriger Dialekt. Eines fiel mir auf. Wenn er „I“ (also ich) sagte, hörte sich das wie „eu“ an. Aus dem Wort „silver“ wird also seulver und so weiter. Es hab aber noch andere Ausspracheabweichungen, damit ist das Englisch, dass z.B. ein Inder spricht, das reine Kinderspiel.
Aber ich tat, wie mir geheißen und fuhr weiter.
Ich hatte mir einen Platz in meiner App rausgesucht und da auch angerufen. Er hatte Platz. Allerdings ziemlich teuer (25$) plus Dusche plus Internet.
Ich beschloss, einfach am Wegesrand nach einem guten Platz zu suchen und mich spontan zu entscheidend.
Der erste Platz war auch schon gut, allerdings noch zu weit von meinem für heute geplanten Ziel entfernt.
Ich fuhr noch 50 km, da war wieder ein Schild.
Mal schauen.
Es ging durch einen Wald auf einem engen Weg und nach endlos erscheinenden 400m traten die Bäume zurück und machten den Blick frei auf einen riesigen, gemütlichen Campingplatz. Die Wagen und Zelte standen weit auseinander und an dem Klo- ind Waschgebäude stand das Zauberwort „Dusche“. Denn die brauche ich ab und zu.
Auch hier gab es niemanden vor Ort, man muss sich online registrieren und bezahlen.
Ich erledigte das und ging dann erst mal duschen. Die Dusche (Solardusche stand dran) war groß und es hing ein Seil von der Decke.
Das hatte ich doch am Lake Alexandrine schon mal gesehen!
Aber ich kümmerte mich nicht darum, weil es eine normale Duscharmatur gab.
Sie hatte einen Einhebelmischer und wenn man den nach oben zog, ging das Wasser an. Nach links war warm, nach rechts kalt.
Ok, ich drehte nach links. Das Wasser ging aus.
Ich zog nach oben und drehte nach rechts: kaltes Wasser strömte in Mengen. Nach links: aus.
Ich machte das ein paarmal, dann fiel der Groschen.
Solardusche.
Wenn man eine Camping-Solardusche hat (so ein schwarzer Wassersack, den man in die Sonne legt, damit er sich erwärmt), kann man den an dem Seil aufhängen. Und wenn der 6 Stunden in der Sonne gelegen hat, macht es durchaus Sinn, kaltes Wasser zulaufen zu lassen.
Solardusche!
Und wenn man keine Solardusche hat? Dann lässt man das Seil einfach Seil sein und duscht kalt.
Soll gut für die Haut sein.
Trotzdem ist der Platz toll. Ich habe mich lange mit meinem Nachbarn unterhalten, einem freundlichen und neugierigen Neuseeländer.
Unter anderem erzählte er mir, dass er sich auch nicht erklären kann, warum hier keine Sandfliegen seien. Die seien sonst an der gesamten Küste!
Der Platz liegt am Lake Mahinapua, das ist ein Maori-Name, der übersetzt werden kann mit „Blume in der Dämmerung“.
Zur Hochzeit der Maori hat hier ein legendärer Kampf stattgefunden, in Andenken daran gilt der See auch heute noch als heilig. Die Maori gestatten aber die Nutzung, auch zum Schwimmen und Fischen.
Vorne am Eingang steht auch noch der Rest eines alten, kleinen Dampfschiffes, das hier zur Zeit des Goldrausches Dienst tat. Das Städtchen Ross ist nur 4-5 km von hier entfernt und war eines der Zentren des Goldrausches. Hokitika (das ist der nächste Ort von hier) war Versorgungszentrum und hat dieses Schiff auf dem See und dem Fluss betrieben. Der Kahn erinnert sehr an das Schiff in „African Queen“ mit Humphrey Bogart….
Erstaunliche Gletscher
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