Notaufnahme

Am Empfang steht ein älterer Herr. Witzig: 2 Minuten später weiß ich: Er ist 6 Monate jünger als ich. Er ist sehr nett und herzlich und als ich mein Anliegen vorgetragen hatte, bot er mir einen Rollstuhl an. Nein, laufen kann ich noch. 

Wir gingen durch das riesige und sehr moderne Krankenhaus bis zu einer Aufnahme. Dort gab ich meine Personalien an und ich wurde in die Acut Care Abteilung geschickt, wo man noch mal meine Personalien registrierte. Dann wurden Blutdruck, Puls und Temperatur kontrolliert.

Dann wartete ich. 

Was denkt man da? 

Zum Glück habe ich gestern geduscht und eine frische Unterhose an. Die Füsse sind in den Sandalen natürlich dreckig!

Kann ich je wieder laufen?

Muss der Fuß ab?

Wie hört sich eine Prothese auf Parkett an?





Was war geschehen? Ich war nachts pinkeln. Direkt gegenüber von meinem Zimmer ist das Klo. Vielleicht 4-5m. 

Und als ich zurück kam, tat der Zeh weh. 

Ich habe dann erstmal gepennt, aber morgens tat er immer noch weh. Und das Laken…

Ich schaute und schaute, konnte aber nichts sehen. Ein Foto (schon besser) zeigte einen kleinen Schnitt oder Riss. 


Ich wollte dann aber erst mal raus, spazieren. Ich habe jedoch schnell kapiert: wenn ich humpele, um den Fuß zu schonen, fängt das rechte Knie an, zu protestieren. 

Nach kurzer Rücksprache mit meiner Chef-Gesundheitsbeauftragten war klar: so konnte ich das nicht lassen. Da konnten Splitter oder Dreck drin sein, mit sowas wollte ich nicht zum Camping fahren. Also: zum Krankenhaus!

Und so kam der Stein ins Rollen!


Warten.

Warten.

Warten.


So eine Notaufnahme hat ihre eigenen Prioritäten und ich stand offensichtlich nicht auf der Liste.

Das änderte sich mit Schichtwechsel. Eine Schwester kam mit meinen Papieren und fragte mich, ob alles ok sei. Nun ja, bis auf die Zeit…


Keine 20 Sekunden später war sie wieder da. Sie entpuppte sich als Deutsche, die hier geheiratet hat. Wenig später war die Ärztin da. Sie entschied sich trotz der Schwere der Verletzung GEGEN eine Amputation und empfahl ein Pflaster. 




Es sei ein tiefer Schnitt, aber es seien keine Reste darin und nähen brauche man das auch nicht, wenn ich etwas auf mich acht gebe. 

Ok. Nun wurde die Wunde gesäubert und zugeklebt. Ich hatte nur Sorge, dass da irgendwas drin ist, und ich konnte es nicht vernünftig sehen. 

Besser einmal umsonst im Krankenhaus rumgehangen (die hatten Wifi) als mit dem Camper irgendwo in der Pampa eine Entzündung am Fuß zu haben! 


Mittlerweile war es fast 3 Uhr und aus dem kühlen Regen von morgens waren 27 Grad unter wolkenlosem Himmel geworden. 








Nahe bei der Klinik ist ein sehr schöner Botanischer Garten. Christchurch ist unheimlich grün. Das habe ich schon gestern gesehen und heute stolpere ich auch wieder darüber. 

Liebliche Wiesen, toll arrangierte Blumenbeete und skurrile Bäume. 








Gegenüber ein Gebäude mit Schloss-Charakter. Es ist das ehemalige City Council und es beherbergt heute die Schule der Künste.  


Gegenüber ist das Canterbury-Museum.










Hurra! NOCH ein Museum. Nun ja, alle Menschen sind verschieden, der eine mag Fischstäbchen auf der Pizza, der andere geht gerne in Naturkunde- oder historische Museen. Ich mag Fischstäbchen auf Pizza nicht. 

Aber das Museum ist kaputt. 

Tatsächlich.

Es ist in einem historischen Gebäude untergebracht, aber der Zahn der Zeit hat so daran genagt, dass es komplett saniert werden muss. 

Projektdauer: 4-5 Jahre. 

Also haben die Leute das Museum leergeräumt, und dann?

Dann haben sie die besten Street-Art-Künstler aus dem Land zusammengetrommelt und denen eine Ausstellung angeboten. 










WOW!










Vielleicht ist Street-Art (außer die von Banksy) nicht jedermanns Sache, aber mir hat es gefallen. Über 50 Fotos habe ich gemacht. Es war großartig!

Ähnlich wie in einem schwedischen Möbelhaus war der Weg vorgezeichnet. Es ging treppauf und treppab, mal musste man Aufzug fahren und natürlich waren auch die Treppenhäuser und der Aufzug innen umgestaltet worden.


Nur der Eingangsbereich war noch original. Hier hatte man Gassen aus dem alten Christchurch mit den kleinen Shops nachgebildet und man ging quasi durch die alte Stadt. Aber dann wurde es schlagartig bunt.






Die alt-ehrwürdigen Räume in diesem schlossähnlichen Gebäude waren mit Spraydosen, aber auch mit anderen Materialien umgestaltet worden und ich muss sagen, dass das Gebäude mir so besser gefällt.

Wahnsinn. Natürlich gab es Musik und viele Licht-Effekte und einige Videos von den Künstlern bei der Arbeit. 

Hammer. Ich war total begeistert. 










Ein wenig bin ich noch durch die Stadt gelaufen, aber Hunger und Durst forderten ihren Tribut. Also erst mal Supermarkt und dann zurück ins Hostel.


Eins noch. 

Ist mir aufgefallen.

In Indonesien gibt es keine e-Scooter, wofür auch. Hier hat jeder ein Moped.

In Australien sieht man mehr private e-Scooter, als diese Leih-Dinger. Außer in Adelaide. Da habe ich ein paar gesehen, wie sie wie die Soldaten aufgereiht an der Straße standen.

Hier in NZ habe ich nur wenige gesehen. Außer bei uns vor dem Hostel. 



So nicht!

Sooooo!

Kommentare

  1. Du könnst dich glücklich schätzen, hier eine deutsche Krankenschwester zu haben.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen