Panama

Amir hat auch Nudeln mit Tomatensauce gemacht. 




Amir ist ein sehr interessanter Typ woherauchimmer. Er sieht indisch aus (ja, ich bin bekennender Rassist) und kommt aus England. Spricht aber nicht wie ein native speaker und nicht wie ein Inder. Also ist er ein woherauchimmer. Amir reist hauptberuflich. Er hat früher sein Geld mit Tennisunterricht verdient, heute hat er Rückenprobleme und arbeitet irgendwas im Büro. 


Er arbeitet immer 1/2 Jahr und dann packt er seinen Rucksack. Handgepäck ist auch sein Motto, aber sein Tagesbudget ist 25$!

Wow! In den USA reist er überwiegend per Zug. Für 200 $ kann er 8 Zonen befahren und das reicht von New York nach Chicago und bis hier runter nach SFO. Und wieder zurück nach New York. 

Aber Züge sind schon mal ausgebucht und dann schaut er in die Röhre. 

Sehr interessanter Gesprächspartner.


Um 10 mache ich mich auf den Weg. 15 Minuten im dunkeln mit Google Maps in der Hand. 

Ich finde die BART-Station und darum herum ist ein Bauzaun. 




Suuuuper! 

Ich frage einen Passanten, ob es einen anderen Eingang gibt und er sagt: ich glaube, wir suchen beide die Lösung für das gleiche Problem.

Ich liebe es!

Aber dann entdecke ich einen Eingang und: Treffer! Es geht zur BART-Station. 

Der Automat und ich.

Ich und der Automat.

Wir verstehen uns nicht. 

Ich werfe 11$ ein (wie auf der Hinfahrt), aber er bietet mir kein Ticket an.

Ich frage einen anderen, fremden Mann, der um 10 Uhr abends in der U-Bahn ist.

Aber er hat heute keine Mordabsichten, sondern er versucht, zu helfen.

Nein, an dem Automaten klappt es nicht. 

Wir gehen zu einem anderen Automaten.

Ich soll eine Clipper-Card ziehen.

Ich weiß nicht, was eine Clipper-Card ist und ich will auch keine.

Er meint: ich muss.

Gleich kommt der Zug. 

Ok, ich werfe 11 $ ein.

Mehr, sagt der Mann. Es gibt eine surcharge.

Ich werfe einen weiteren $ ein.

Noch mehr.

Gleich kommt der Zug. 

Bei 13$ kommt meine Clipper Karte. 

Gleich kommt der Zug, aber jetzt scheine ich ein Ticket zu haben.

Ich habe am Abend 3 Tee getrunken und eine Dose Bier. 

Gleich kommt der Zug und ja, ich habe viel getrunken.

Der Zug kommt und ich lerne was neues.

Krimis in U-Bahnen werden nicht tagsüber gedreht, da ist das Publikum zu normal. 

Abends sind eher sie spannenden Leute unterwegs. Finster dreinblickend, seltsam gewandet, jede Menge zu trinken dabei und gerne laute Musik hörend. 




Habe ich gerade trinken geschrieben? 

Angekommen am Airport sieht alles sehr fremd aus. Aber dann fällt der Groschen. Ich bin ja am Domestic Airport angekommen und hier ist der internationale. Und direkt hinter dem Bart-Bahnhof ist eine Toilette. 

Sichtlich erleichtert komme ich zur Security. Mein Ticket ist irgendwie nicht lesbar. Der Sicherheitsgeneral probiert es 4-5 mal, dann sagt er: ok, you can go.

Aha!

Am Gate starten 2 Maschinen kurz hintereinander. Eine nach Mexico City und eine nach Panama. Schon in San Francisco sind mir viele spanisch sprechende Menschen aufgefallen, aber Kunststück. Ist ja nicht weit weg. 

Auf der Abflugsanzeige steht: Abflug 1:23, destination Information: 24 Grad, very heavy rain.




Ich habe dann die Gelegenheit genutzt, mit Daggi zu sprechen. Und als ich gerade damit fertig war, kam wieder eine der unverständlichen Durchsagen mit Rhabarber Rhabarber Rhabarber Walsdorff Rhabarber Rhabarber. Ooops? 

Ich packte mein Zeug zusammen und ging zu dem Schalter der Fluggesellschaft. Wo mein Einreisedokument für Kolumbien sei?

Ja, wo wohl? Keine Ahnung. Habe ich was übersehen? Offensichtlich. Aber man kann das online ausfüllen. 

Also fing ich an, auf einem sperrigen Onlineformular meine Daten einzugeben. Und als ich scheiterte, fiel es mir wieder ein. Hier war ich schon zuhause hängen geblieben. 

Die Frage war, wo ich herkomme. Ja, woher wohl? Deutschland? USA? Oder Panama? Aber ich bin noch nicht mal sicher, ob ich in Panama überhaupt einreisen will. Allerdings konnte ich Panama in dem Feld auswählen. Germany, Deutschland oder USA wurden gar nicht angeboten.

Aber die Frau konnte helfen. Richtig war USA und in spanisch ist das irgendwas mit unitad……oder so. 

Gerettet.

Ich stieg dann ein und fand auch meinen tollen Mittelsitz ganz hinten. Toll. 

Dann wurde es allerdings sehr unangenehm. Vor mir hustete einer unentwegt. 

Laufend.

Immer.

Dann links von mir. Hinter mir. Weiter vorne links.

Und auch ich hatte einen Hustenreiz.

Dann nieste einer auf der linken Seite. 

Es vergingen keine 5-6 Sekunden ohne eines dieser verstörenden Geräusche. Ich zog dann (wohl wissend, dass das nicht viel bringt) eine Maske an und mehrere um mich herum taten es mir nach, aber das sind so Dinge, die einem das Reisen vermiesen können. 

Aber es gab auch nettes auf dem Flug. Neben mir saß ein ganz ganz kleines asiatisch aussehendes Mädchen. Ich habe ein paar mal verstohlen hingeschaut und beschlossen: eher eine junge Frau als ein Kind. Max. 1,40 groß, eher kleiner. Sehr hübsch.


Wir kamen ins Gespräch und sie erstaunte mich damit, dass sie als Argentinierin nicht nur hervorragend Englisch sprach, nein, sie hatte auch mal Deutsch gelernt und fand die Grammatik so schwierig. Sie brachte dann auch Beispiele, wo selbst ich jedesmal 1-2 Sekunden nachdenken musste. 


Ich gab ihr recht: deutsch ist nicht einfach. Sie wollte dann wissen, ob man sie denn verstehen würde, wenn sie mal einen falschen Fall benutzen würde. Ich habe versucht, ihr die Angst zu nehmen. Sie macht irgendwas mit Pharmazeutik und kam gerade aus Hawaii. Hawaii-SFO-Panama-Buenos Aires in einem Rutsch: Respekt.


Beim Anflug auf Panama konnte ich gut unzählige Schiffe sehen, die vor dem Kanal warteten. Unfassbar, was alleine hier an Waren unterwegs ist.


In Panama angekommen bin ich dann, obwohl nur auf der Durchreise, zur Immigration gegangen. Das ging erstaunlich gut und auch der Zoll hat nichts gewollt. 

Es folgten kriegerische Handlungen mit ca. 50 Taxifahrern, die alle mein Bestes wollten. 

Ich bin dann in die Abflughalle geflüchtet, um jemanden zu finden, der mir das Leben ohne Taxifahrer erklärt. 

Aus dem Flughafen raus, rechts, 200m laufen und die Treppe hoch. Da fährt ein Zug! Aha, so einfach also.


Auf dem Weg dahin habe ich dann erst mal hinter einer Hütte den Pullover gegen ein Shirt ausgetauscht. 

Hätte ich das auf freier Straße gemacht, hätte mich niemand gesehen. Hier aber standen 2 Polizisten!

Aber denen war das sehr egal. 


Ich wollte jetzt einmal nach Panama reinfahren, guten Tag sagen, einen Kaffee trinken und wieder zurückfahren. 

Mit mir am Bahnhof wartete ein junger Chinese. 


Wir fotografierten beide den Stationsplan und lächelten dabei. 2 Idioten, ein Gedanke. Dann stiegen wir zusammen ein. Nach 3 Stationen stieg er aus, ich wollte noch weiter. 30 Sekunden später war er wieder bei mir. Ich müsse aussteigen. Der Zug würde nur bis hierhin fahren und dann wieder zurück.

Offensichtlich hatte er sich besser informiert, als ich.






Wir fuhren zusammen ein paar Stationen. Er war Chinese aus Sichuan, lebte aber in der Schweiz. Er hatte hier einen Beraterjob……


Es ist immer wieder toll, wie schnell man nette Kontakte knüpfen kann. Netter Kerl.

In San Antonio stieg ich aus. Warum? Einfach so. Ich war noch nie in San Antonio und für komplett nach Panama City Zentrum war mir die Zeit doch etwas zu knapp. 

Es sollte ein kleines Abenteuer ich wollte endlich mal wieder einen Stempel im Pass haben. Länder wie OZ, NZ und USA haben völlig digitalisiert, da gibt es keine Einträge mehr im Pass. 


In Panama gibt es einen Stempel!

San Antonio ist ein eher industrieller Vorort, aber es gab auch Geschäfte und einen PioPio. 

PioPio ist ein Hühnerladen. Hier gibt es Pollo con Papas und dazu eine Pepsi für 4,30$. Am Flughafen hätte sowas 10-12 $ gekostet. Allerdings musste ich mir eine Karte für 3€ kaufen (analog zu der Clipper Karte von gestern) und 2€ Guthaben draufpacken. Diese hier hat aber einen schöneren Namen: „Systema integrado de Transporte Publico Urbano!





Also in Summe incl. Huhn 9,30$. 

Also ein Schnäppchen. Ich bin dann wieder zurück und suchte auf dem Airport mein Gate. 

Fand es aber nicht.

Auf der Anzeige war nichts vermerkt. Ich fragte einen Mitarbeiter meiner Airline, und der meinte, ich könne das in Gogo nachsehen.

Was? Noch eine App? Außerdem habe ich kein Internet. Aber das war kein Problem. Er hatte Gogo auf einem Rechner am Schalter und gab mir die Information.

Geschaut hatte er auf Google. 

Ich glaube, ich werde in Zukunft immer Gogo sagen. Spricht sich auch hübscher!


Jetzt sitze ich am Airport und warte auf den Flug. Leider ohne Internet, weil man hier nur 1x pro 24 Stunden Wlan für Umme bekommt. 

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