Sorry für das alberne Wortspiel. Es muss natürlich Ewing‘s Pond heißen, nach dem Goldsucher, der hier seine Firma hatte.
Ach nein, doch nicht. Es ist Pinder‘s Pond, weil der Familie Pinder das Grundstück gehört hat.
Genug Verwirrung gestiftet? Ok, dann die Wahrheit.
„Big“ John Ewing war ein Goldsucher, der hier 1918 herkam. Damals war hier nichts. Ewing wusste, dass hier das alte Flussbett des Clutha Rivers gewesen ist und er vermutete hier Gold. Er grub 23 m tief und erfand eine Maschine, mit der er Erdreich, Steine und eben auch Gold wie mit einem Staubsauger aus der Tiefe mit hohem Druck löste und nach oben beförderte. Hier hatte er ein Filtersystem gebaut, in dem die schweren Goldpartikel nach unten sanken.
Die Erfindung war genial, aber die Ausbeute aus dem Loch (und auch einem weiteren, einige 100 m entfernten) war gering.
Das Gelände hatte er damals bei der Familie Pinder gepachtet, daher der Name.
Heute ist das ein ziemlich klarer, 23 m tiefer kleiner Teich, umstanden von Bäumen mit netten Kiesstränden. Und einem freedom camp mit Toilette. Auch hier ein primitives Plumpsklosett, auch hier sauber und benutzbar.
Und da bin ich heute gelandet.
Aber von vorne. Die letzte Nacht war nicht langweilig. Es hatte schon um 8 Uhr abends ein wenig geregnet, dann war es wieder trocken. So gegen 10 fing es wieder an. Man konnte die Tropfen auf der Scheibe sehen. Um 3:00 Uhr wachte ich auf von dem Krach. Ein Starkregen trommelte auf dem Blechdach und in den Böen wackelte und schwankte der ganze Wagen.
Da kam echt was runter. Ich mochte gar nicht an das Pärchen mit dem Dachzelt-Jimny denken und auch nicht an den jungen Mann, der neben meinem Auto sein kleines Hauszelt aufgeschlagen hatte.
Ich bin in Folge noch ein paar mal aufgewacht, der Regen hat dann so gegen 6:30 nachgelassen.
Als ich um 8 aufstand, war teilweise schon wieder blauer Himmel zu sehen.
Frühstück gab es dann in der Küche. Getoastetes Brot mit Marmelade, Kaffee, Apfel. So eine richtige Küche hat was. Gestern hatte ich hier auch gekocht. Nudeln mit gebratenen Zwiebeln und Champignons, mit Käse überbacken! Lecker!
Was noch schöner war: heute früh konnte ich Spiegel Online und Rheinische Post lesen. In der Küche war das Wlan gut. Nach der üblichen Toilette habe ich mich dann ins Auto geschwungen und bin zum Ende der Halbinsel gefahren. Dort ist eine Albatross-Beobachtungsstation und auch Pinguine sollen da ab und zu zu sehen sein.
Das mit den Pinguinen ist mehr oder weniger eine Ente. Man kann da Pinguin-Touren buchen. Die Nistplätze sind etwas weiter weg und meist nur per Boot zu erreichen. Zur Zeit gibt es laut Aushang 4 Nistplätze. Es sind sehr kleine Pinguine mit bläulichen Köpfen.
Es gibt die hier definitiv, sonst würden keine Pinguin-Warnschilder an der Straße stehen. Albatrosse gibt es, zumindest bin ich sicher, 2 Vögel mit ungeheurer Spannweite gesehen zu haben, die durch die Luft segelten. Aber für meine Kamera waren die zu schnell.
Ich bin heute sowieso nicht der schnellste, weil mir kalt ist.
Es ist kalt in Neuseeland.
Verdammt!
Dazu bläst heute ein strammer Wind (7-8 Bft) über das Land, da hilft auch ein Pulli nicht weiter.
Hier in der Anlage ist alles eingezäunt, damit man die Tiere nicht stört und damit einen die Tiere auch nicht stören.
Aber man kann die Seelöwen (Seebären?) 😄 am Strand sehen. Sie liegen da faul rum. Im Wasser ist auch ein kapitales Exemplar. Dem würde ich ungern ohne Zaun begegnen, zumal die auch an Land recht schnell sein sollen.
Nach einer Weile mache ich mich auf den Weg.
Die Straßen sind wie immer wunderbar und sobald ich aus der Stadt raus bin, wird der Verkehr auch deutlich weniger.
Auf dem Weg habe ich nur 8-10 mal den Scheibenwischer angemacht. 2 mal, weil ich den Blinker meinte und die restlichen Male, weil es regnete.
Schön ist das Wetter heute nicht. Jetzt muss ich auch in den Kurven etwas aufpassen, es könnte (oft stehen Schilder da) glatt sein.
Heute bin ich nicht so weit gefahren, das war auch angenehm. Bis auf eines.
Im weitesten Sinne ist Energie mein Problem. Mal alphabetisch aufzählen.
Mein Herdanzünder hat schlapp gemacht. Das ist so ein Stab mit integriertem Feuerzeug. Damit bekommt man den Gasherd gut an. Ich habe noch ein Einweg-Feuerzeug, aber wenn ich das benutze, riecht es hinterher immer ein wenig nach verbrannten Haaren oder verbrannter Haut. Unschön!
Und dann ist da noch meine Kamera. Der Akku wird nicht über USB geladen, sondern es gibt ein 220V Ladegerät. Es gibt aber keine 220 V Steckdose im Auto. So war gestern meine erste Möglichkeit, den Akku im Waschraum aufzuladen. Doof!
Noch sehr viel ärgerlicher ist die Geschichte mit meinem iPhone.
Ich brauche es zum navigieren und dafür brauche ich Strom (der Akku schafft das nicht). Im Radio ist eine USB-Steckdose und von da aus habe ich mein Kabel zum Smartphone gesteckt.
So weit, so gut.Aber das geht oft nicht. Anfangs habe ich immer das Kabel entweder am Radio oder am Telefon rausgenommen und wieder reingesteckt.
Heute weiß ich: eher Motor aus und wieder anmachen (das Radio geht automatisch mit an oder aus).
Meistens klappt das.
Meistens.
Manchmal nicht.So, wie heute. Ich habe es ein paar mal gemacht, dann habe ich aufgegeben. Ich wollte mit Akku bis zu einer wichtigen Abbiegung fahren und dann das Handy hinten am Energieblock laden. Das geht immer, nur ist mein Kabel zu kurz bis vorne oder aber das Auto zu lang.
Als ich zu der Abbiegung kam, hatte ich noch 22% Akku. Ich habe dann angehalten und den Motor ausgemacht.
Ich wollte aussteigen, aber aus Spaß habe ich die Maschine noch einmal gestartet. Es machte Biep!, die Ladeanzeige ging an und blieb an.
Ok.
Ich wartete 2 Minuten: immer noch an. Dann fuhr ich los und alles war gut. Am Pinders Pond hatte der Akku wieder 48%.
Insgesamt ist das,aber ärgerlich!
Last but not least: Wifi oder 4 G
Hier gibt es nirgends Wifi. Selten bekommt man es im Supermarkt und in großen Städten ist es meist in der Innenstadt frei verfügbar. Gestern auf dem Bezahl-Camp hatte ich auch Wifi, aber es war bei mir am Wagen sehr schlecht.
Ich habe eine SIM-Karte mit 2 GB Guthaben. Bezahl-Campingplätze müssen immer vorher online reserviert werden, sonst hat man keine Chance. Dafür habe ich mir die Karte gekauft.
2 GB sind nicht viel. Einmal täglich telefoniere ich mit Daggi. Immer nur kurz und keine Videokonferenz.
Kein Zeitung lesen am Morgen, kein Check von Twitter, Facebook und Co. Einmal am Tag Mails checken. Abends kein Internet.
Unangenehm!
Alles zusammen ist ein wenig nervig, aber bisher habe ich überlebt. Vielleicht muss ich mir einen neuen Anzünder zulegen…
Am See angekommen sind ca. 8-9 andere Camper da. Es ist genügend Platz da und ich suche mir einen geeigneten Ort aus. Wenig später kommt mein Nachbar. Er fragt irgendwas, was ich nicht verstehe. Vor allem ältere Kiwis, das ist mir schon aufgefallen, sprechen einen sehr breiten Dialekt.
Für mich ist das kaum als Englisch zu erkennen. Furchtbar.
Ich sage: sorry, bitte nicht so schnell! Aber das ist so, als ob man zu einem Ur-Bayern sagt, er solle sein Kauderwelsch einfach noch mal langsam wiederholen. Das bringt genau so viel. Aber als er es langsam wiederholte, zeigte er auf Campi und da wusste ich, was das Gesprächsthema war. Ich zeigte ihm den Wagen und sagte, wie zufrieden ich damit sei.
Er war zufrieden.
Leider regnete es heute immer wieder mal. Nicht stark, aber man wurde doch nass.
Ich habe noch einen netten kleinen Spaziergang an dem Fluss (Clutha River) gemacht. Ein wilder, ungezähmter und wahrscheinlich auch ungenutzter Fluss (der transportiert einfach nur Wasser). Sieht aber auch sehr kalt aus.
Kälte, starker Wind und Regen kennzeichneten den Tag heute leider. Ich habe dann auch relativ früh im Auto die „Schotten dicht“ gemacht und ja: eine Heizung und ein dicker, gemütlicher Jogging-Anzug wäre jetzt schön.
Während der Reise koexistieren Sorge und Glück immer.
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