Reise nach Medellin

Medellín ist hauptsächlich bekannt für die hohe Kriminalitätsrate und natürlich für die Drogenkartelle. Das hat sich aber ein wenig gewandelt. Heute ist die Stadt mit ihren fast 4 Millionen Einwohnern als eine der innovativsten Städte der Welt bekannt. Die Stadt liegt auf 1400 m in den Anden und ist eine Stadt des ewigen Frühlings. Wichtige Wirtschafts Faktoren sind hier die Textilindustrie, die Nahrungsmittelindustrie und die Herstellung von Landmaschinen. Es gibt hier eine moderne Hochbahn und mehrere Seilbahnen. Darüber hinaus hat die Stadt mehrere Universitäten. In den Jahren von 1990-1999 hat es in der Stadt circa 45.000 Tötungsdelikte gegeben. Das war die ganz dunkle Zeit dieser Metropole. Die Zahl ist dann runtergegangen auf knapp 800 Morde in 2004 und ist jetzt wieder auf 600 Tötungen gesunken. 2016 gab es in Deutschland (gesamt) 3200 Tötungsdelikte (Mord, Tod Schlag, Tötung auf Verlangen, kennst Tötung, fahrlässige Tötung und strafbare Schwangerschaftsabbruch). Auf Düsseldorf kamen 2018 26 Tötungsdelikte. Immerhin!


Und ich habe wieder gut geschlafen. Nach dem üblichen Morgenritual bin ich noch mal in die Stadt gelaufen und habe die Atmosphäre „eingeatmet“. Dazu ein kleines Stück Fladenbrot mit Fleisch gefüllt. SO geht Frühstück. Noch eine Tasse Kaffee bei mir auf der Straße, dann war ich bereit, abzureisen.


Meine Straße

Mein Frühstück





Insfesamt geht es mir wieder gut. Die Schlappheit ist vorbei, der Kreislauf kreist wieder normal und jedes Unwohlsein ist weg. 


Der Taxifahrer, den ich über das Hotel bestellt hatte, stand schon vor der Türe. 

Wir fuhren ein Stück und schon bald standen wir im Stau. Er telefonierte und gab mir dann das Handy nach hinten. Offensichtlich war seine Disponentin dran, die englisch sprach. Eine Großdemonstration auf dem Weg zum Airport. 

Wahrscheinlich die gleiche, die ich schon vorgestern angetroffen hatte in der Innenstadt von Bogota. Arbeiter kämpfen um mehr Lohn. 

Es wird schwierig. Alle 10 Sekunden geht es um 40cm weiter. Aber nicht immer. Wir stecken ziemlich fest. 

Ich als „Mr. Oberschlau“ zeige dem Fahrer eine Ausweichroute auf meinem Handy. Er spricht wieder mit der Zentrale und reicht mir sein Handy. Nein, lt. Informationen, die der Zentrale vorliegen, sind alle Straßen verstopft. Unsere Route sei schon die Beste.

Wir schleichen weiter und irgendwann fuhren wir über 20 km/h. Dann quälten wir uns mit vielen anderen auf die Autobahn zurück, die wir von Anfang an nehmen wollten. 


15 Minuten später war ich am Airport.


Dann der nächste Schock. Ich habe das Hotel nicht bezahlt.

Bei Booking ist das sehr unterschiedlich. Mal bezahlt man über booking, manchmal direkt. Direkt finde ich immer doof, aber was will man machen. Zur Not wird für solche Fälle immer eine Kreditkarte hinterlegt. Das habe ich getan, als ich im Dezember die Unterkünfte gebucht habe. Im Januar aber wurde die Karte gehackt und in Folge gesperrt. 

Tut mir ja auch leid. Mal sehen, wie das weitergeht. Sie hatten mich gefragt, ob ich das Geld dem Taxifahrer geben könnte, aber so viel (337.000 Cops) hatte ich nicht mehr.


Und wieder ein Flug. Und wieder ohne Gepäckbuchung. Es wird immer schwieriger. „No checked baggage“ und „no carry-on baggage“ stand auf der Bestätigung. Also durfte ich nur so ein Schminktäschchen bei haben. Es ist jedesmal nervenaufreibend, aber auch dieses Mal bin ich an Bord gekommen.


Der Flug selber war sehr unruhig. Oft schüttelte sich der Flieger und 2-3 mal gab es winzige Luftlöcher. Gewitter in den Anden!

In Medellin selber war es chaotisch. Viele Menschen am Flughafen, alle rannten hektisch herum, viele schrien. Südamerikanisches Temperament. 

Ein Taxi kostet 98.000 Cops. Nicht das Auto, nur die Fahrt. Ein Collectivo kostet 24.000. schon besser. Aber ich verstehe das Konzept nicht. Odfensichtlich muss ich 4 Passagiere mitbringen. Nicht so, wie ich das kenne, nämlich dass man wartet, bis 4 Leute ein ähnliches Ziel haben und dann zusammen fahren. Collectivo fällt also auch aus.

Bus.

Den Bus nach Medellin finde ich schnell, nur will der mich nicht mitnehmen. Er ist voll. Ich stehe an der Haltestelle und schnell wird es voll hinter mir. Dann kommt ein Typ, ruft irgendwas und die Leute hinter mir folgen ihm. 


Ich bin nicht sicher, was ich tun soll, aber eine Frau ermuntert mich, auch mitzugehen.

Wir gehen zu einem kleineren Bus und werden da reingestopft. Für 15.000 Cops darf man keine Wunder erwarten. 


Die Frau von eben sitzt neben mir und ist eine Amerikanerin aus North Carolina (ich muss mal googeln, wo das ist). Sie ist vor 20 Jahren aus Kolumbien weggegangen und besucht jetzt ihren Sohn hier. Die Unterhaltung mit ihr ist schwierig. Ihr englisch ist gruselig. Man merkt, dass sie auch in den USA überwiegend spanisch spricht. 


Der Bus fährt durch 2 sehr sehr lange Tunnel bevor man im Tal die vielen Hochhäuser von Medellin sieht. Beeindruckend! Es sind aber keine Bürogebäude, sondern Wohnsilos. Scheinbar alle vom gleichen Architekten gebaut. 

Leider regnet es seit der Abfahrt ziemlich stark. Der Verkehr in Medellin ist eine Katastrophe. Alle Straßen sind verstopft und die Leute fahren auch alle recht aggressiv. 


Und dann hält der Bus an. Wir sind in San Diego, einem Vorort. Und jetzt?

2,8 km zu Fuß? Normalerweise eine Überlegung wert, aber bei dem Regen? 

Ich entschied mich für ein Taxi. Bei dem Wetter keine Experimente! 

So ganz genau weiß der Fahrer nicht, wo ich hinwill und das ist beunruhigend. Denn Medellin ist kompliziert. 


Wäre ich Städtebauer, ich hätte hier keine Stadt gebaut. Medellin ist quasi im Berg. Es geht nur bergauf und bergab, unendlich viele Kurven und chaotisch fahrende Kolumbianer. Zusätzlich zu der chaotischen Straßenführung versucht der Fahrer, einen schnellen Weg zu finden. 12 km müssen wir fahren und keine 100m davon sind geradeaus. 

Es regnet munter weiter, aber irgendwann ist es vorbei und ich bin bei Sol.

Sol (die Sonne) ist der Spitzname der Rezeptionistin. Vorne sieht das Hostel aus, wie eine Kneipe. Ganz vorne eine schöne Terrasse, dann ein gemütlicher Gastraum, dahinter die Zimmer. Meines ist winzig. Und es steht ein Stockbett darin, wie in einem Dorm. Aber ich muss mich nicht um die untere Koje streiten. Alles meins.














Ich gehe nur einmal um den Block, um wenigstens zu sehen, wo ich bin. Ganz in der Nähe ist ein riesiger Supermarkt, aber wenn ich nicht kochen muss (das Zimmer ist mit Frühstück) brauche ich nichts. Trotzdem interessant, mal einen kolumbianischen Konsumtempel zu sehen. Viel Spaß aber macht der Spaziergang nicht. Zu viele Autos auf derStraße und parkend auf dem Bürgersteig und Regen. Hoffentlich wird es morgen besser!

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