Reise nach Melbourne

In Melbourne war ich schon. Die Stadt wird immer wieder genannt, wenn es um Orte mit der höchsten Lebensqualität geht. Meine Meinung: Jain! 

Ja, es ist eine tolle Stadt in einer tollen Umgebung und es gibt viel zu sehen. Wirklich genial.

Nein, furchtbar. Dieses Urteil kommt daher, dass ich 2019 hier ein Airbnb-Zimmer hatte. „Cosy Little Room“ stand in der Anzeige und es entpuppte sich als eine Ecke in einem Wohnungskorridor, wo ich ein Bett hinter einem Vorhang hatte. Es war eine 3-Zimmer-Wohnung, wo in einem Zimmer ein freundlicher Araber wohnte und in dem anderen Zimmer ein indisches Pärchen. Das 3. Zimmer war die Wohnküche, die ich mir mit dem Araber, den Indern und einem deutschen Mädchen teilte. Und einigen unschönen Insekten, die sich an den Essensresten in der ziemlich schmutzigen Küche erfreuten. 


Das deutsche Mädchen fand mein „Zimmer“ übrigens nicht soooo schlecht, sie wohnte auf dem Balkon. 

Wer reist, hat immer viel zu erzählen. Aber Spaß beiseite: Die Stadt ist wirklich toll, aber dieses Mal bin ich nur kurz hier, quasi nur zum umsteigen, auf dem Weg nach NZ.

Um 7 Uhr schellte mein Wecker und so hatte ich genügend Zeit für Dusche und Frühstück. Letzte private Dusche für die nächsten Wochen!!!

Den Luxus werde ich wieder am 26. März in Bogota/Kolumbien haben. Bis dahin lebe ich im Camper und in Dorms. Deshalb genieße ich es heute noch mal richtig! 


Beim rausgehen treffe ich noch Linh, meine Vermieterin. Sie ist wirklich sehr freundlich und nett. 

Aber kalt ist es heute. T-Shirt und Sandalen sind nicht optimal. Zudem zieht es an der Bushaltestelle wie Hechtsuppe. 

Die Haltestelle an der Currie-Street ist der Hammer. Laut Anzeige kommen hier 12 Busse, aber in Wahrheit halten hier pro Minute mindestens 2 Stück. Auf vielen steht „no Service“, aber trotzdem steigen Leute aus.


Reisetage sind immer stressig für mich. Das liegt an einem langen Trauma. In meiner aktiven Zeit bin ich ja auch oft geflogen und „ich, rennend auf dem Flughafen“ war ein oft gesehenes Bild.


An der Bushaltestelle

Es ist auch tatsächlich so, dass ich früher auch oft Albträume hatte, in denen beispielsweise folgender Dialog stattfand:

Irgendjemand: „Hey, fliegst du nicht in einer halben Stunde?“

ich: „Oh, ich muss noch packen!“

Wenig später bin ich dann oft gestresst aufgewacht und brauchte immer ein paar Sekunden, bis ich wieder in der Realität war.

Wenn ich dann beim Frühstück irgendwie verwirrt aussah, fragte Daggi auch schon mal: na, wieder zu spät gekommen?


Heute versuche ich zumindest, rechtzeitig oder sogar zu früh da zu sein. Das beruhigt mich total. 

So auch heute. 


Aber vorher muss mich der sehr ruppige Busfahrer noch zum Flughafen bringen. Er ist ein Kieskutscher. Das war das Schimpfwort, dass mein Fahrlehrer bei der Bundeswehr gerne benutzt hat. Ich habe dort meinen LKW-Führerschein gemacht und üblicherweise saßen die anderen Fahrschüler hinten auf der Pritsche, wenn ich fuhr. 

Und wenn ich dann auch so ruckartig lenkte, beschleunigte oder bremste, sagte der Typ immer: du transportierst Menschen. So kannst du fahren, wenn du hinten Kies geladen hast. Kieskutscher! 

Und bei meinem Busfahrer musste man sich auch besser festhalten.

Am Flughafen angekommen sah ich mich mit einer ellenlangen Schlange an der Security konfrontiert. War mir aber egal, schließlich war ich rechtzeitig da!








Gestern beim Einchecken sah ich, dass ein Sitzplatz auf diesem 3-Stunden-Flug nur 10$ kostet. Und es waren laut Plan noch 2 Gangplätze frei. Also habe ich zugeschlagen und 10D gehörte mir. Als wir dann abhoben, hatte ich die Reihe für mich alleine und auch sonst war der Flieger ziemlich leer. 10$ beim Teufel!


In Melbourne angekommen, musste ich erst mal meine Uhr 1/2 Stunde vorstellen. Wir kommen der Datumsgrenze näher.


4 mal bin ich hier gelandet (Sydney, Gold Coast, Hobart und Adelaide) und morgen werde ich zum 4. mal starten (Gold Coast, Hobart, Denpasar und Christchurch)


Der Airport Express steht schon da und wartet netterweise, bis ich mein 34$ - Ticket gezogen habe. Von der Southern Cross Station sind es 10 Minuten bis Flinders, wo meine Herberge ist. Kommt mir alles sehr bekannt vor.


Bahnhof Southern Cross

Und als ich vor der YHA stehe, wird mir klar: die Horror-Airbnb-Wohnung war genau gegenüber. Ich bin wieder in meinem alten Viertel. 


Ich war schon in der YHA in Sydney „the Rock“ und „Central Station“. Beide sind modern und absolut Klasse. Die in Adelaide war auch ok. 


Unsere Küche

Diese hier nicht. Sie scheint sehr alt zu sein und alles ist ziemlich eng. Ich bin in einem 6er Zimmer und hier scheint auch ein ziemlich großer Bär zu wohnen. Oder er hat hier gewohnt. Auf jeden Fall ist er tot, so wie es hier riecht. 










Na ja, erst mal mache ich mich, ganz nach Jägerart, auf, was zu essen zu besorgen. Zur Feier des Tages gibt es ein halbes Huhn. Wenn ich in Zukunft mit einem Mini-Gaskocher auskommen muss, tritt die Qualität der Ernährung etwas in den Hintergrund. Man kann nicht alles haben. 


Melbourne ist schön. Ich gehe durch die belebten Straßen, durch den Verkehrslärm, über mir die irre hohen Türme der Bürogebäude und um mich herum viele Menschen. Es ist bunt hier. Viele Shops, Kneipen, Restaurants. Hier kann man sich wohlfühlen. Ich habe nichts vor, dafür ist der letzte Besuch zu kurz her. Ich komme an der wunderbaren Kunstgalerie vorbei, die ich so geliebt habe. Aber ich widerstehe der Versuchung . Besser als beim letzten Mal kann es nicht werden. 








Genial!

Ich nutze die wenige Zeit, die ich habe, für einen Spaziergang. Und ja: es ist eine tolle Stadt. Alles ist sehr modern, aber wenn genau hinschaut, sieht man immer wieder alte Gebäude zwischen den riesigen Türmen.










Direkt vor meiner Nase fliesst der Yarra-River und die Planer hier haben den Fluss  als erstklassige Erholungszone erkannt. Auch hier können die Kölner noch was lernen. Hier ist alles irgendwie auf Kultur oder Erholung ausgelegt. Es gibt mehrere Theater, eine Seaworld, mehrere Museen und Galerien und die wundervolle Bibliothek. 










Melbourne ist eine Reise wert, während die Unterkünfte hier „so la la“ sind. Zumindest habe ich kein glückliches Händchen.

Und fast alles ist hier teurer als in Perth oder Adelaide. Mal sind es 10 Cent, mal 1 $. Qualität hat offensichtlich einen Preis.


Gerade habe ich gesehen, dass hier eigener Alkohol nicht gewünscht ist. Dafür gibt es eine Bar (Bier 8$).

Zu spät. Ich habe Wein gekauft und plane, ihn stilgerecht aus einer Kaffeetasse zu trinken. 

Bitte jetzt nicht von Sakrileg sprechen, sooo gut ist der Wein auch wieder nicht. 


Morgen früh um kurz nach 6 will ich am Southern Cross sein, um da den Airport Express zu nehmen. 

Nervös? 

Ja!!

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