San Francisco

Immer wieder Überraschungen. Gestern Abend bin ich in den 20iger zum Airport gesprungen und habe erst 25 dann 1$ auf den Geldteller gelegt. Die Busfahrerin (heute eine junge, gut gelaunte) meinte: „it‘s 1,50 in the evening, but that‘s ok“ und liess mich durch. Cool!


Der Flughafen hier ist riesig. Es reicht nicht, zu sagen, zu welchem Terminal man will, sondern auch, welche Gesellschaft. Da liegen schon mal fast 1 Meile (1,6 km) dazwischen. Ich fliege mit United. 

Als ich gestern online einchecken wollte, ging das nicht. Wenn man kein Gepäck eincheckt, will United das Bordgepäck erst sehen.


Shit!


Mit einem unguten Gefühl bin ich am Airport zum Check in gegangen. Das geschah an einem Automaten, der mich 2x fragte, ob ich wirklich kein Gepäck aufgeben wolle. 

Nein, will ich nicht. 

Eine Mitarbeiterin schaute mich an und sagte: nur ein Gepäckstück! Ich habe ja immer noch meine Umhängetasche. 

In der Gebrauchsanweisung stand dann, dass Übergepäck nachträglich bezahlt werden muss plus eine Strafe von 35$. 

Wohl war mir nicht.

Ich bekam mein Ticket auf dem in riesigen Lettern stand: 


NO CARRY- ON LUGGAGE! 


Vielen herzlichen Dank. 


Ich ging zum Gate und packte um. Pullover um die Hüfte (es waren immer noch 26 Grad), Jacke an. IPad, Telefon, Kamera, Kleinzeug in die Taschen. Umhängetasche in den Rucksack. Alles ein wenig zusammengestaucht, damit es weniger aussah. 


Das Warten war dann spannend. Ich war Boardinggruppe 5, kam also als letzter. Am Gate stand ein Typ und scannte die Tickets. Dabei hatte er die Augen eher auf den Tickets, als auf dem Gepäck. Wie auf Wolken schwebte ich an ihm vorbei. Er sagte nichts. 


Ich war durch.


Im Flieger gingen wir erst mal laaaange durch die 1. Klasse. Ich habe noch nie ein Flugzeug mit so vielen 1. Klasse-Sitzen gesehen. Und alle besetzt. Mein Platz war 36G. G wie Gang. G wie gewonnen. 

Ich packte den Rucksack und die warmen Klamotten erst mal ins Gepäckfach.


Es kamen viele Durchsagen, die ich aber größtenteils nicht verstand. Amerikanischen Slang und schlechte Lautsprecher zusammen sind keine gute Sache. Den Teil mit der Temperatur am Zielort habe ich dann doch mitgekriegt, konnte aber mit den Fahrenheit-Angaben nichts anfangen. Na ja, ich werde es früh genug merken. 


Auch dieser Flughafen ist riesig, aber relativ schnell finde ich den Skytrain, der mich zur U-Bahn bringt. Noch ist es hier leer, es ist aber auch erst halb 7. 






Jetzt brauche ich ein Ticket. Die Maschine bietet mir aber nichts an. Es gibt 10 Knöpfe, auf die man drücken kann, aber die piepsen immer nur.


Ich suche die Info und der sagt, ich soll die Kreditkarte dagegenhalten. Also erst zahlen, und dann aussuchen, was.

Sehr strange!


Ich frage, ob das auch per Smartphone geht und er bejaht. Man muss aber Clipper aktivieren, das ist eine Spezialfunktion für den öffentlichen 

Nahverkehr. Das geht natürlich schief, weil ich immer noch die neuseeländische Sim drin habe. 


Kann ich auch bar bezahlen?

Ja, das geht auch. Geld einwerfen, dann 11$ Ticket wählen.

Der Automat mag meinen 10$-Schein nicht.

Ich werde hier noch verrückt.

Der nächste Automat nimmt das Geld. 


Bahnsteig 1

Runterlaufen, Zug steht schon da. Drinnen noch mal einen Fahrgast fragen, ob der wirklich zur Montgomery Street fährt. Ja, tut er. 

Und geheizt ist er auch. Kalt ist es hier!


Es ist meine erste Amerikanische U-Bahn. Ich kenne die sonst nur aus Filmen. Und so erwarte ich jetzt auch marodierende Farbige, die mir das Smartphone zocken wollen. Aber die stehen wohl erst später auf.


Nach einer halben Stunde bin ich an meiner Zielhaltestelle. Die Leute vom Hostel haben mir eine Wegbeschreibung geschickt, aber die brauche ich nicht. Google Maps macht es möglich. 


Von der Haltestelle aus zieht sich das Ganze etwas, aber das war egal, da ich erst mal überwältigt war. Eine beeindruckende Stadt. Und zwischen den Häusern konnte man die Golden Gate Brücke sehen (die sich später als Bay-Bridge herausstellte) und die Cable Cars. Das fing ja gut an.








Das Hostel hieß dann auch nicht mehr Green Tortoise sondern irgendwas mit Orange. Aber sowas passiert schon mal, dass die Dinger umbenannt werden.

Das Mädchen hinter dem Counter war auch sehr lieb, fand aber meine Buchung nicht. 

Ich zeigte ihr meinen Kalendereintrag (ich rage mir immer Namen und Adresse im Kalender ein, dann weiß ich, wo ich hinmuss), sie zeigte mir dafür ihre Buchungsliste. 

Kein Walsdorff zu sehen. 


Ich ging in die Booking-App und da sah ich es: falsche Adresse.

Mit Sicherheit hatte ich mir dieses Orange-Guesthouse rausgesucht und mit „muss ich noch buchen“ gekennzeichnet. 

Dann habe ich aber warumauchimmer das Green Tortoise gebucht und nur den Namen, aber nicht die Adresse aktualisiert.

Ein Blick in Google Maps zeigte: das Tortoise lag genau in der anderen Richtung. 

Und bergauf.


Man kennt das ja hinlänglich aus den Krimis oder aus „Die Straßen von San Francisco“, dass hier die Gangster, verfolgt von den wackeren Polizisten, die Berge runter- oder raufschießen und dabei oft den Boden unter den Rädern verlieren.

Oder in einen querenden Tanklaster rasen. 

Hier gibt es Berge. 








In Wuppertal gibt es auch Berge.

Aber ohne den Freunden im Bergischen zu nahe zu treten: DAS hier sind richtige Berge. 

Scheiß die Wand an. 

Ich sollte aber später erfahren, dass es steilere und höhere Berge gab.


Ich kam durch die langsam aufwachende Chinatown und dann war ich auch schon da.








Die Leute waren sehr freundlich, und so habe ich nur mein Gepäck abgegeben, andere Schuhe angezogen (Sandalen sind hier fehl am Platz) und habe mich dem Frühstück hingegeben.


Leckeren, starken Kaffee, Toast (getoastet) mit Kräuterkäse, Marmelade, Donuts, ….so kann man leben. 

Und so frisch gestärkt bin ich dann zum Wasser runtergelaufen. Es waren 6 Grad, aber in der Sonne war es nicht 

unangenehm und mit langer Hose, Socken, geschlossenen Schuhen, Pullover, Jacke und Mütze war ich gut angezogen. 










Am Meer angekommen hatte ich zur Rechten die Bay-Bridge. Eigentlich die (finde ich) schönere Brücke. Es gab einen langen, alten Landungssteg, von dem man auch die Golden Gate und Alkatraz erahnen konnte. Ein tolles Panorama. Die Bay Bridge ist näher dran, da kann  man sehen, dass die Autos 2-stöckig fahren. Bei der Golden Gate weiß ich das nicht, werde es aber morgen herausfinden. 


Hier sind jetzt (glaube ich) über 40 Piers, an denen man entlangspazieren kann. Da sind die alten Lager/Umschlagshäuser und bei einem davon war ein Filmteam mit (unter anderem) 2 Leuten, dich ich ganz klar als üble Verbrecher identifiziert habe. An einem anderen Pier war eine leider nicht öffentliche Kunstausstellung, bei der einige Exponate auch draußen waren. Toll fand ich die „Fog Bridge“, die ich leider nicht vernünftig fotografieren konnte. 









„Pier 39“ ist dann Disneyland. Ein riesiges Gelände mit vielen Shops und Attraktionen. 

Eine davon war aber auf jeden Fall toll. Die Seelöwen. Hinter der Pier hat sich eine größere Gruppe von Seelöwen breitgemacht und veranstalten einen Höllenlärm. 










Seelöwen (das habe ich heute erfahren) erkennt man an dem ausdauernden Bellen und an den Ohren. Sie haben kleine Zipfelchen da, wo die Ohröffnungen sind. 


Es machte Spaß, da zuzuschauen, weil sich auch immer wieder eine gewisse Dynamik entwickelte. Es gab wahrscheinlich Diskussionen über die Ranghöhe der einzelnen Tiere, und da war einiges los.










Ich glaube, das waren alles Junggesellen, an die Mädchen läßt der „Pascha“ normalerweise niemanden näher ran. 

Ansonsten war am Pier39 viel Verkauf, Bunjee-Jumping, Bootstouren etc. 


Ein Laden aber hatte es mir angetan. Irgendwas mit „Magic“. Ein Zauberladen. In vielen Regalen stehen unzählige Kartenspiele, Seile, Metallringe usw. 

Und dann war da der Verkäufer. Und der Vater mit dem 10-jährigen Sohn, genannt: das Opfer.

Der Typ zeigte 2 gewünschte Kartentricks und der Sohn musste nun überlegen, welchen er gerne haben würde. 

In der Zwischenzeit zauberte der Verkäufer routiniert und unaufgeregt weiter. Da tauchten plötzlich irgendwelche Gegenstände auf oder verschwanden. Die ganze Zeit. Kleinigkeiten, aber so schnell, dass man dachte, was jetzt noch?


Das kam auch. Er nahm eine Spielkarte und warf sie waagerecht wirbelnd in die Luft. Die Karte schwebte und wirbelte, der Typ öffnete eine Schranktür und gab der Karte ein Zeichen, da hineinzuwirbeln. 

Ich hätte das beinahe gekauft. 

Der Vater wird nicht so ungeschoren davongekommen sein. Die Hälfte der Ware wird er wohl für seinen Sprössling erworben haben….

 

Aber es war schön, da durchzugehen, vor allem, weil das Wetter besser wurde. Ein Museumshafen war mir dann 25$ Eintritt nicht wert, das deutlich günstigere Museum habe ich mir aber angesehen. 










Es war ein kleines Museum und hatte nicht viel zu zeigen. Ein Schiffskiel, den man bei Bauarbeiten gefunden hatte und ein kleiner Segler waren die Prunkstücke. 


Mit dem kleinen, 7m langen Segler war ein Japaner vor vielen Jahren mal alleine nach San Francisco gesegelt. Minimalistische Ausrüstung, wenig Proviant, viel schlechtes Wetter kennzeichneten diese Reise.

Interessanterweise habe ich das Buch, dass der Japaner damals darüber geschrieben hat, gelesen und konnte mich an die Fahrt der „Mermaid“ erinnern.


Ich unterhielt mich mit der Frau im Museum und die erzählte mir dann, dass der Japaner 2002 mit einem selbstgebauten, moderneren Schiff wieder die Strecke (als mittlerweile fast 80jähriger) gesegelt ist und sein altes Boot, dass er damals gestiftet hatte, besucht hat. 


Eine nette Geschichte.


Fisherman’s Wharf fand ich nicht so toll, alles auch sehr kommerzialisiert.

Aber hier unten ist die Abfahrtsstelle (eine davon) wo die Cable-Cars starten. 

Das sind wirklich putzige, kleine, vorsintflutliche Wägelchen , offensichtlich im Original-Zustand.

In einer Rinne zwischen den Rädern läuft unterirdisch das Seil, das man auch auf der ganzen Strecke gut hören kann. 

Ich hatte keine Lust, mit der Bahn zu fahren und bin, weil ich lieber von außen Fotos machen wollte, die Straße, auf der die Bahnen fuhren, hochgelaufen.














Fuck!

Die sind doch extra dafür gebaut worden, damit man nicht laufen muss!!!


Es war extrem steil. Dabei ist einem auch komplett klargeworden, dass hier entweder eine solche Bahn oder such ein Aufzug, wie in anderen Städten, benötigt wird.

Aber abgesehen von der Anstrengung (ich war ja zu dem Zeitpunkt schon weit über 30 Stunden auf den Beinen) war es toll. 

Mehr tot als lebendig (die Schuhe hatte ich heute nach langer Sandalenzeit zum ersten mal wieder an und der Tacho zeigt  für heite 17,5 km) bin ich ins Hostel. 10 Minuten hinlegen, duschen (aaaaah!) und Wäsche waschen. Richtig mit Waschmaschine. Und Waschmittel statt Haarshampoo. Auch nicht schlecht.












Es folgte dann die Einkaufsaktion. Der Typ in der Rezeption hat mir einen Supermarkt empfohlen, der gut und preiswert, allerdings fast 2 Meilen weg war. 

Meine Füße haben das nicht gerne gemacht. Aber jetzt habe ich wieder Vorräte, bis es weitergeht. 


Das Hostel ist schweineteuer, aber gut. 4er Dorm, gute Waschräume, Sauna!!, Waschmaschine und Trockner, Frühstück und einen tollen Gemeinschaftsraum. In der Küche geht es sehr streng zu, aber sie ist auch sehr sauber. Mal was anderes!

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