Gestern Abend hätte ich beinahe noch einen Hund adoptiert. Er stand vor dem Restaurant, in dem ich gegessen hatte und hat den perfekten Hundeblick aufgesetzt. Armes Tier. Total abgemagert, ein Ohr hängt, das Fell sehr verfilzt. Den Straßenhunden geht es hier nicht gut.
Heute früh hat sich Mariza verabschiedet. Sie fährt mit ihrem Mann nach Managua. Auf der ganzen Reise habe ich nicht so eine liebevolle und hilfsbereite Vermieterin gehabt. Zum Abschied haben wir uns noch umarmt. Schön!
Jetzt habe ich noch etwas Zeit, ich darf auch bis 12 im Zimmer bleiben. Dann geht es per Bus zum Terminal, weiter (wahrscheinlich mit dem Chickenbus) nach Managua und dort mit dem Taxi zum Airport. Avianca wird mich dann (hoffentlich) nach San Salvador bringen und dort muss ich dann noch mal per Taxi zum Hotel. Also quasi 4 x umsteigen. Hoffentlich klappt das.
Der Anfang war…….ok. Ich bin ja einiges gewohnt. Als ich bei dem Bus an der Markthalle im Zentrum ankam (6-7 Minuten zu Fuß) war der Bus zum Terminal voll. Ein Platz war noch für mich frei. Der Bus hält hier immer ca. 5 Minuten, bevor er losfährt. Als der Fahrer hinter sein Steuer kletterte, stiegen noch 20-25 Leute zu. Offensichtlich hatten die keine Lust, in dem warmen Bus zu warten.
JETZT war der Bus voll.
Wenig später waren wir am Terminal. Heute kam es mir voller vor, als gestern. Es war 11:30 und da, wo der reguläre Chickenbus sonst steht, war gähnende Leere. Auf die Frage, wann der denn komme, hörte ich nur: 13 Uhr. Eigentlich sollte der um 12 Uhr fahren, aber ja, wir sind in Nicaragua!
Ich ging rüber zu den etwas teureren Express-Bussen. Die fahren, wenn sie voll sind. Und das mit dem „voll“ meinen die Ernst.
Einer von ihnen hatte noch genau einen Platz frei. Oder besser: etwas, was sie als Platz verkaufen. Die 3 Leute auf der Rückbank hatten sich schon auf eine gemütliche Fahrt gefreut, aber sie hatten nicht mit mir gerechnet. 🤪
Ich quetschte mich dazwischen und zum Glück war das Mädchen neben mir sehr schlank.
Und da ich der letzte war, fuhren wir sofort los. Mit dem Fahrtwind und den offenen Fenster ging es temperaturtechnisch. Nur eng war es.
Aber der Bus schaffte es „Express“ in unter 2 Stunden.
Erfolgsfaktor war auch, dass er nicht zu dem Mayoreo-Terminal fuhr, das nur 4 km vom Airport entfernt ist (von da aus war ich nach Leon gefahren) sondern zu einem kleinen Expressbus-Terminal. 13 km vom Airport entfernt.
Das brachte natürlich meine Restgeld-Rechnung durcheinander, ich will schließlich keine Cordobas übrig behalten. Aber mit meinen 80 restlichen Cordobas kam ich nicht weit.
Also musste ich $ verwenden. Der erste Taxifahrer schlug 20 vor, verbesserte aber schnell auf 15.
Ich kaufte mir erst mal was zu essen und fragte dann einen anderen Fahrer. Nach kurzer Diskussion waren wir bei 7$.
Jetzt war ich zu früh am Airport und hatte immer noch 55 Cordobas. Ein Bier kostet 120 Cordoba, wobei die Zeit eigentlich ok war.
Ich verließ mit meinen Cordobas den Flughafen und Bingo: 150m weiter war eine Tankstelle. Wo ein Wille ist….jetzt muss ich nur noch warten.
Ohne lange nachzudenken kann ich sagen, dass Leon bei Weitem die schönste Stadt auf meiner Nicaragua-Reise war. Für mich ist Leon die heimliche und rechtmäßige Hauptstadt. Sie hat all das, was eine Hauptstadt braucht und all das, was Managua fehlt. Gerade jetzt, auf der Fahrt mit dem Taxi durch Managua, hat sich das wieder bestätigt.
Nicaragua selbst ist ein schönes und interessantes Reiseland. Hier gibt es bestimmt auch noch viel mehr zu entdecken, und die Freundlichkeit der Leute macht das leicht. Zusammen mit Guatemala ist es für mich das schönste Land hier in Mittelamerika. Aber mal abwarten, was El Salvador zu bieten hat. Das Mädchen im Bus, eine Schweizerin, war ganz begeistert davon. Morgen weiß ich mehr.
Hier beginnt also mein El Salvador-Trip.
Ich war früh am Flughafen von Managua (keine Airconditon) und trank erst mal im Eingangsbereich mein Bier. Dann ging ich zur Ausreise (keiner vor mir) und zur Security (same). Es waren auch nur, wie ich gesehen habe, 6 Flüge für heute ausgewiesen, 2 davon nach San Salvador. Meiner, glaube ich, war auf Gate 6.
Und was macht man so früh am Flughafen? Man geht spazieren.
Es stellte sich heraus, dass es auf der Abflugebene kein Display für Abflüge gab.
Na egal. Ich spazierte also zu Gate 6, aber die meinten, der Flug gehe ab Gate 3. Als ich an Gate 4 vorbeikam, war da gerade ein früherer Flug nach San Salvador, auch von Avianca, angeschlagen. Ich fragte, ob mein Flug auch von hier starte, wurde aber informiert, das der von Gate 7 ginge.
Dort war aber keiner. Kein Fluggast, kein Airport-Angestellter.
Spannend. Meine Abneigung gegen Managua wird nicht besser. Habe ich schon erwähnt, dass es hier kein Wifi gibt?
Jetzt bleibt nur noch 1 spannend. In den Beschreibungen der Busreisen habe ich gelesen, dass Grenzübertritte nach El Salvador schwierig sind, wenn im Pass ein Stempel von Indonesien ist. Keine Ahnung, warum, aber nachher werde ich es wissen.
Als das Flugzeug bereit zum Einsteigen war, kam eine Durchsage. Irgendein Andreas Waldor wurde gerufen. Meinte der mich?
Sicherheitshalber ging ich hin.
Der Mann schaute mich ernst an. Ich fragte: was ist? „let me see“ war die Antwort. Damit konnte ich arbeiten. Er tuschelte mit seinem Kollegen, dann sahen mich beide an. Ich gene zu: angenehm war das nicht. Kurz vor 6 abends in Managua: da will man keinen Ärger.
Dann löste es sich auf. Sie haben einen neuen Platz. Nicht mehr 14a sondern 18c. Gangplatz. Ok!
Und tatsächlich ging es pünktlich los. Mein 21. Flug auf dieser Reise. Noch 3 bis Düsseldorf.
Und dann war ich in El Salvador. Nicht in San Salvador. Das liegt 45 km südwestlich vom Flughafen.
Natürlich gibt es (angeblich) keinen Bus, sondern nur Taxis.
Wunderbar.
Die ersten 30 Taxifahrer, die an der Abholung standen („TaxiTaxiTaxiTaxi“) habe ich ignoriert, der erste weiter draußen war bei 35$, der 2. bei 30. Den habe ich genommen.
Gesehen habe ich natürlich nichts, es war schon zu dunkel. Nur, dass die Straße vom Airport in die Stadt sehr gut war.
Ich bin hier in einem Hotel untergekommen, das macht erst mal einen ganz guten Eindruck. Die Gegend eher nicht. Es kann aber sein, dass die Altstadt quasi hinter dem Hotel ist. Das werde ich morgen rausfinden. Erst mal bin ich froh, dass der Trip so weit geklappt hat.
6,5 Millionen Menschen wohnen in El Salvador (der Erlöser), einem Land, das ungefähr so groß wie Hessen ist. Es ist das einzige Land ohne karibische Küste. Die meisten Menschen wohnen in der Hauptstadt San Salvador. Wie oft in Mittelamerika sind auch hier ca. 90% der Menschen Mestizen. Bis ca. 1930 gab es hier noch fast 20% Indigene Völker, aber die wurden vertrieben bzw. gezwungen, ihre Lebensweise, Sprache und Kleidung aufzugeben. Ca. 50% der Bewohner leben unterhalb der Armutsgrenze. Korruption ist auch hier ein großes Problem.
1992 wurde mit dem Friedensvertrag die Guerilla-Armee aufgelöst; allerdings sind noch ca. 1 Mio Waffen im Umlauf und machen das Land zu einem der unsichersten Staaten auf der Welt. Die Tötungsrate liegt noch über der in Honduras; 2015 gab es pro 100.000 Menschen zu 105 Morden.
Die Hemmschwelle, Stich- oder Schusswaffen zu gebrauchen, ist extrem niedrig. Bandenkriminalität ist an Nummer 1 gesetzt. Drogen sind ein Thema und vor allem Jugendbanden in Heeresstärke beherrschen ganze Stadtviertel. Auch Kinderprostitution nimmt immer weiter zu.
Raubüberfälle und erzwungene Geldabhebungen an Geldautomaten ist Tagesgeschäft, man soll z.B. keine öffentlichen Busse benutzen.
Bezahlt wird hier mit US$. Die alte Währung Cool ist noch gültig, wird aber immer weniger benutzt. Das Land exportiert Kaffee, Zucker, Shrimps, Baumwolle, Gold und Chemikalien.
Die Hauptstadt San Salvador hat 1,8 Millionen Einwohner und ist eine der größten Städte in Zentralamerika. Die Stadt wurde im 16. Jahrhundert gegründet und hat eine der höchsten Mordraten der Welt. Sie liegt in einem Erdbebengebiet und wurde auch schon mehrfach hart getroffen.
Schöne Stadt!
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