Das war eine unschöne Anreise. Fliegen ist nicht immer schön. Aber jetzt habe ich nur noch 4 Flüge vor mir, die schief gehen können. Irgendwie beruhigend.
Aber gegen 10 Uhr abends kam der Flieger dann in San Jose zum stehen. Die Einreise war erfreulich unkompliziert, auch mein Busticket nach Nicaragua hat funktioniert.
Ich wäre gerne mit Uber gefahren, aber die dürfen nicht auf das Flughafengelände. Da muss man ein Stück rauslaufen, und das ist abends vielleicht fragwürdig. Außerdem habe ich kein Internet, ich kann also nur im Wlan vom Airport arbeiten.
Also ein Taxi. Ich hätte hier TAXI schreiben sollen, weil die PREISE hier groß geschrieben werden. 19.000 Colon, also 33€ kostet die Fahrt. Düsseldorfer Preise.
Das Hotel war auch teuer, aber in der Kategorie eher einfach.
Meine StraßeMein Hotel
Ist halt ein teures Land.
Dann ging es ans Bezahlen. Apple pay funktionierte schon mal nicht. Die Barclays weder mit dem Chip noch mit dem Magnetstreifen. Falsche PIN? Hat eben am Airport beim cash-abheben noch funktioniert.
Das mit dem Geld ist doof. Schlimm genug, wenn alles teuer ist (das wusste ich ja) aber wenn das Geld knapp wird…Fun Fact: am Tag drauf habe ich es mit der DKB-Karte versucht und die ging auf Anhieb!
Ich habe dann gestern nur das Gepäck abgeworfen und wollte was essen. Und vielleicht ein Bier?
Essen? Ja, 2 Ecken weiter oder noch eine Ecke weiter. Sonst hat alles zu (Karfreitag).
Ich will losgehen, aber da meint mein Vermieter: no! Dangerous! Taxi!
Na ja, aber davon hatte ich erst mal die Nase voll. Also nix essen.
Er meinte, ich könne ja was bestellen? Aber im bestellen bin ich nicht so gut. Ich glaube, ich habe vielleicht 2-3 mal was bestellt und war immer enttäuscht. Also noch mal: nix essen. Nach Bier habe ich garnicht erst gefragt.
Der Anfang hier ist schwierig…
Costa Rica nimmt eine Sonderstellung in Mittelamerika ein. Es ist ausnahmsweise mal ein sicheres Land mit geringer Korruption und mit hohem Augenmerk auf Umweltschutz. Denn die hat es hier in sich. Es ist ein Land mit einer unglaublichen biologischen Vielfalt. Und es ist hier sehr sehr teuer, aber man bekommt (hoffentlich) auch was dafür. Es gibt hier eine stabile Demokratie und man hält sich aus den Konflikten der Nachbarländer konsequent raus. Hier leben 5 Millionen Menschen, die durchschnittlich 33 Jahre alt sind (bei uns 45 Jahre). 1,6 Millionen von denen leben in der Hauptstadt San José. Um 1500 herum landete Kolumbus an der Atlantikküste des Landes und 1821 erhielt Costa Rica die Unabhängigkeit von Spanien.
Das Volk lebt von der Landwirtschaft (Bananen) und vom Tourismus. Seit neuestem gibt es auch einen High-Tech-Sektor, vorrangig besetzt von INTEL mit seiner Chipfertigung im Lande.
Fast die komplette Energie des Landes wird aus erneuerbaren Quellen gespeist, nur 12% entfallen auf fossile Energie.
Und San José?
Die 340.000 Einwohner zählende Stadt liegt auf dem Hochplateau im Zentrum des Landes auf knapp 1200 Metern. 1736 wurde der Ort rund um eine Kirche gegründet und erhielt 100 Jahre später ihre erste Universität.
Heute habe ich es mir angesehen. Und, na ja, was soll ich sagen? Schön ist es hier nicht.
Na gut, heute ist Ostersamstag in einem katholischen Land, da ist natürlich wenig los.
Die großen Avenidas sind sehr trostlos und ich verstehe: da sollte man abends nicht rumlaufen.
Und sie sind schmutzig.
In einer Bäckerei kaufe ich mir eine Riesentasse Kaffee und 2 Kekse. Freundlich sind die hier nicht. Und ich bin sicher, auf Spanisch das richtige gesagt zu haben (los galletas).
Eine Straße weiter beginnt eine Einkaufsstraße / Fußgängerzone.
Auch ziemlich leer, ziemlich schmutzig und ziemlich langweilig.
Jetzt muss aber mal was positives kommen. Ok.
Das Wetter ist gut. Morgens früh noch kühl, gegen Mittag 25 Grad. Das ist deutlich besser als in Kolumbien.
Viele Bettler sind unterwegs und ich bin ein gerne genommenes Opfer.
Aber mein Streben gilt erst mal einem Bankomaten. Den finde ich schnell und er gibt mir auch Kohle. Mein Leben geht also weiter.
Und dann wurde es doch noch interessant. Der Mercado Central und 2-3 weitere, kleinere Märkte im Zentrum luden mich quasi ein.
Keine Touristenmärkte, nur ein paar Stände mit Tinnef.
Viele Gebrauchsgegenstände, Gemüse, Fleisch, Fisch und jede Menge Stände, wo man auch direkt essen kann.
Ich setze mich auch an einen und bestelle Kaffee. Wieder bekomme ich eine Riesentasse.
Es ist kein kolumbianischer Kaffee, aber auch ok. Der Markt füllt sich und die Atmosphäre ist ganz schön.
Die anderen Märkte sehen teilweise so aus, als ob Corona hier auch zugeschlagen hat. Viele leere Stände.
Aber trotzdem toll, hier durchzulaufen. Außen, an der Straße, sind viele Obdachlose und Bettler und leider kommen sie mir oft sehr nahe (mit Anfassen). Das mag ich nicht so.
Die Märkte sind wirklich nett und ich gehe da auf jeden Fall noch mal hin.
Anders der Plaza de la Cultura. Ein Betonplatz, wie er häßlicher nicht sein kann. Und die Leute hier (wie in Kolumbien) lieben es, Tauben zu füttern. Die flattern einem dann hier um die Ohren und kacken alles voll.
In den USA habe ich oft Schilder gesehen, wo bei Tierfütterung (Tauben, Enten) mit Strafe gedroht wurde. Nachdenkenswert.
Schön ist auch diese Statue von Beethoven an dem alten Theater. Er schaut sehr grimmig, weil die Tauben ihm auf die Arme geschissen haben…
Das Kunstmuseum, das ich mir rausgesucht hatte, ist heute leider zu. Danke, Ostern.
Es gibt hier ein paar schöne Plätze, die man sich ansehen kann. Und das ist es auch, was San Jose ausmacht. Von außen kann man einiges sehen (Theater, Kathedrale, Stadthaus etc.) aber man darf nicht rein.
Und so ein Platz ist auch schnell gesehen.
Man stolpert hier oft über Armut und Schmutz. Man macht das nicht, aber diese Frau mit den unglaublich schmutzigen und verfilzten Haaren musste ich einfach ablichten.
Ich gehe zum 7/10 Terminal, das ist ein Busterminal, von dem aus ich demnächst nach Tamarindo fahren will. Der Weg da hin ist auch tagsüber zweifelhaft. Starker Uringestank, ein Puff, Unrat und Obdachlose, wohin man schaut. Der Bus fährt um 6:45, hoffentlich ist dann schon hell. Im dunkeln will ich hier nicht sein.
Zurück in der Fußgängerzone komme ich an unzähligen fliegenden Händlern vorbei, die irgendwelche Ware auf Decken auf dem Boden ausgebreitet haben. Plötzlich ein Ruf: Kletto Kletto! Kletto Kletto! Kletto Kletto! Und alle Händler raffen blitzartig ihr Zeug zusammen und gehen zügig weg.
Ich konnte mir schon denken, was „Kletto Kletto!“ heißt, aber noch klarer war es, als 2 Fahrradpolizisten auftauchten.
Vor der Kathedrale war alles abgesperrt. Und dann sah ich: das ganze Viertel in der Innenstadt war abgesperrt. An allen Kreuzungen Polizei!
Und gegenüber der Kathedrale waren 3 Kreuze aufgebaut.
Die werden hier doch keinen Scheiss machen?
Und wenig später, auf dem Weg ins Hotel, kam die Prozession an mir vorbei.
Wow, die nehmen das echt ernst hier.
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