Gestern Abend war es zu spät, noch irgendwas zu unternehmen. Leider gab es auch keine Restaurants in der Umgebung, also fiel das Abendessen flach. Vielleicht ein Bierchen?
Keine Kneipe, aber eventuell eine Dose aus dem Supermarkt? Der nächste Supermarkt war 1 km entfernt. 1 km auf einer unschönen, dunklen, menschenleeren Straße.
Das doofe war: er hatte zu. Auf dem Rückweg kam ich an einer Art Kiosk vorbei. Nein, kein Bier. Aber da ist eine Bar. Ich sage: no, nicht da trinken, mitnehmen.
Die Unterhaltung fand auf spenglisch statt. Der Typ sprach ein paar Worte Englisch, was die Sache erleichterte. Er winkte mir, ich solle ihm folgen.
Und tatsächlich gingen wir zu einer, na sagen wir mal Garage mit Tischen und einem großen Kühlschrank. Und da machte er mir eine Flasche Bier klar.
Netter Typ.
1 Punkt für El Salvador!
Leider musste ich den Punkt heute früh abziehen. Da war jemand in meiner Dusche!
Jedenfalls hörte es sich so an. Als ich die Augen öffnete, wurde mir klar: nein, die Wände sind höchstens papierdünn!
Der Typ wusch sich ordentlich und lange, prustete und hustete dabei oft und ich wurde schnell wach.
Desorientiert schaute ich auf die Uhr: 4:45
Na super! Aber später schaffte ich es doch noch, einzuschlafen.
Unten im Hotel gab es Kaffee, allerdings keinen guten. Also machte ich mich auf, die Stadt zu erobern.
Es ist immer sehr spannend, wie ich finde, eine neue Umgebung zu erkunden.
Vor dem Hotel eine große Durchgangsstraße, dahinter sollte dann die Altstadt (Centro Historico) liegen.
Gepflegte Straßen kann man hier nicht erwarten. Mehrfach bin ich gestolpert, weil die Bürgersteige eben nicht gepflegt sind. Erste kleine Comidas / Snackbuden machen auf.
Kleine „Flohmarktstände“ werden auf der Straße eröffnet. Der Verkehr ist furchtbar. Vor allem die Busse donnern laut und stinkend durch die Straßen. Feinstaub muss man hier nicht messen, den kann man sehen!
An den Geschäften sind oft Wachleute mit Schlagstöcken.
Ich sehe einen großen Chickenbus, der von ZWEI schwerbewaffneten Soldaten bewacht wird. Sie stehen in der hinteren und vorderen Türe des Busses und lassen Leute ein- und aussteigen.
Auch der Wärter eines Parkplatzes hat eine Pumpgun umhängen. Der Wärter eines Elektroladens hat nur eine Pistole.
Ich gehe weiter und komme zu einem Markt. Aber da kaufe ich mir nur ein Stück Kuchen (lecker). Den schaue ich mir später an. Im Supermarkt, der gestern zu hatte, erwerbe ich noch einen Apfel und einen Yoghurt-drink. Hauptsächlich, um zu lernen, mit dem Geld umzugehen. Die Münzen sind schwierig…
Ging aber schief. Da hinter mir noch Leute waren, zeigte ich der Frau an der Kasse mein Kleingeld und sie nahm sich, was sie brauchte….ich werde offiziell alt.
Mein erstes echtes Ziel heute war der Mercado Central. Zum einen habe ich leider die Entfernung unterschätzt, zum anderen „bezahlt“ man hier jeden Kilometer mit furchtbaren Abgasen und Steigungen.
Aber ich wurde belohnt. Von einem netten Mann mit seinem Haustier. Ein sehr possiertliches Hörnchen?, das unentwegt an ihm herumkletterte. Niedlich.
Ich muss eine zeitlang stur geradeaus gehen und habe mir aus Spaß
3 Autos gemerkt. Ich war schneller, als der Stau. Ca. 500m vor dem Markt kam der Stau vollends zum stehen und viele Fahrer haben auch aufgehört, zu hupen.
Was für ein Markt!
Riesengroß, ich habe nur einen Teil davon erwandert. Links und rechts die Stände, in der Mitte fliegende Händler. Dazu Leute mit Schubkarren, Sackkarren oder Handwagen, die durchwollten, damit aber auch noch Autos blockerten, die den gleichen Plan hatten.
Alle, wirklich alle schrieen. Da wurden die Produkte beworben und Preise genannt. Manche hatten ein kleines Megaphon, da konnte man seinen Spruch aufnehmen und dann ununterbrochen abspielen.
Alle, wirklich alle, riefen etwas. Auch spannend: einige sprachen mich an.
Papa! Quieres peres (alter Mann, willst du Birnen?)
Andere riefen:
Papa! Un dollare! (Hier ist mit papa die Kartoffel gemeint! In dem Durcheinander zucke ich natürlich IMMER zusammen, wenn Papa gerufen wird! Verwirrend.
Natürlich habe ich Handy und Geld vorne in den Taschen. Man wird oft angerempelt und auch angefasst.
Natürlich falle ich auf. Ich merke, wie die Leute schauen. Aber überwiegend neugierig, nicht böse.
Und natürlich ist es unglaublich bunt. Geruchstechnisch ist es in diesem Teil des Marktes ok, hier sind nur wenige Autos und damit ist die Luft neutral.
Aber es gibt auch unzählige Hallen. Als ich eine betrete, stolpere ich fast über 3 Kisten mit Küken.
Das ist ja niedlich! Die aufgeregten kleinen Federbälle fiepen sich um Kopf und Kragen. 2 kleine Senoritas kriegten sich auch nicht mehr ein. Verständlich.
In diesem Teil gab es natürlich Fleisch und Fisch (ein typischer Wet-Market) aber auch eine riesige Comida. Wie ich später erfahren sollte, gibt es sogar mehrere davon!
Hier boten meist Frauen ihre Kochkünste an. Oft war es eine Suppe, aber es gab auch andere Gerichte.
Ich denke, hier kommen nur Einheimische hin, daher gibt es keine Karte und keine Preise. Oft steht ein großer Topf mit eingelegtem Gemüse da und ein anderer mit frisch geschnittenen Zwiebeln.
Salat.
Salat wäre jetzt gut. Aber wir sind in einem Fleischland. Ich gehe ein paar mal durch die Gänge, werde oft angesprochen, rede mich aber heraus. Nur schauen!
Bis mich ein Mann fragt: habla Espanol?
No!
Er macht auf Englisch weiter: was ich suche?
Ich sage ihm, dass ich einfach so rumschaue, aber ein Salat, das wäre cool.
Sofort zieht er seine Schürze aus und wir gehen zu einem anderen Stand. Dort diskutiert er kurz und ich werde an einen 3. Stand verwiesen. Die hätten Gemüse!
Jetzt war ich natürlich in der Falle. Beide Männer waren so nett und freundlich und wirklich bemüht, mir was zu essen zu besorgen, da konnte ich jetzt nicht kneifen.
Also bekam ich gekochtes Gemüse (ohne irgendwas anderes): Kartoffeln, Brokkoli, Bohnen, Möhren, Blumenkohl. Und Salz. Und etwas Zitrone.
Die hiesige Interpretation von „Salat“.
Aber ich will da morgen auf jeden Fall noch mal hin. Es soll eine Halle geben mit Fischgerichten und eine andere mit Shrimps und Krebsen.
Salat esse ich dann lieber zuhause.
Die frischen Zwiebeln und das eingelegte Gemüse kommen übrigens in die hiesige Spezialität, eine Suppe.
Während ich über den Markt spazierte, knallte es ab und zu. So richtig gewöhne ich mich nicht dran, gerade in so einem Land.
Nahe bei dem Markt ist auch der Friedhof Las Parcelas. Schon, als ich drauf zuging, wurde mir klar: hier liegen die Reichen und Schönen. Es gab fast nur große Grabmäler, und fast immer waren die meisterhaft geschmückt. Keine schlichten Gräber, sondern immer große Objekte mit eindrucksvollen Statuen (meist Engel) davor.
Einer davon sah allerdings so aus, als habe er sein Akkupack verloren. Waren aber nur die Bruchkanten, da, wo früher die Flügel waren.
Also ein gefallener Engel.
Dann musste ich erst mal ins Hotel, weil mir die Füße wehtaten. Später bin ich noch mal los, ins Einkaufszentrum. Der Weg dahin ging erst entlang einer Schnellstraße (die Gegend hier ist wirklich nicht so toll) und dann durch eine kleine Straße. Das Besondere war, dass hier überall Polizei (blau) und Militär (grün) schwerbewaffnet rumlungerte. Mal zu zweit, mal zu dritt standen sie an normalen Hauseingängen. Seltsam.
Einige dieser Häuser sahen auch sehr nach kleinen Slums aus.
Das Einkaufszentrum war innen und außen mit dem Centro in Oberhausen vergleichbar. Ein riesiger Konsumpalast mit den gleichen Geschäften, wie bei uns. Nur die Kirmes davor gibt es in Oberhausen, glaube ich, nicht.
Jetzt zog es mich noch mal zu dem Markt, den ich heute früh entdeckt hatte. Also nicht den großen zentralen Markt, auf dem ich mir die Füße plattgelaufen habe, sondern den kleinen an der Kathedrale.
Allerdings war die Kathedrale nicht die Kathedrale (die ist weiter hinten) sondern die Basilica de Sagrado. Sie wurde um 1900 von Pascasio Gonzales Erazo entworfen und wurde aus gestanzten Plattenmaterialien aus Belgien gebaut. Das Holz, aus dem die Kirche hauptsächlich besteht, kam aus Europa, der Ziegelboden aus Italien.
Das Besondere hier ist die freiliegende Holzkassettendecke. Die Kirche wurde nach dem Brand der Kathedrale in 1951 als Ersatzkirche genutzt.
Sie ist riesig groß und hoch, aber auch ziemlich dunkel.
Innen und Außen ein absolut beeindruckendes Bauwerk. Aber der Zahn der Zeit nagt leider schon daran…
Es ist eine schmutzige und Laute Stadt. Ob es hier ein wirkliches Zentrum gibt, weiß ich noch nicht. Es gibt noch 2 Viertel, die die Touristen sehr mögen. In der Zona Rosa soll es viele Restaurants, Clubs und Cafés geben.
Who knows.
Aber mir gefällt es hier. Crappy, aber auch wieder sehr interessant. Schön ist die Stadt nicht!
Aber der Tag war noch nicht zu Ende. La Cena, das Abendessen stand noch aus. Nachdem ich gestern nichts gegessen hatte und heute auch nur ein wenig Gemüse, freute ich mich nun auf das Abendessen. Ich hatte nachmittags auch in der Nähe der Kirche (800m vom Hotel) 3 Läden identifiziert, die der Beschreibung „Restaurant“ nahe kamen.
Um 7 ging ich los.
Zum Glück hatte ich 3 Restaurants vorgesehen, denn das erste hatte zu.
Das 2. auch.
Und das Dritte……Pech gehabt.
Als ich mir darüber klar wurde, begannen die kleinen Taco-Buden an der Straße auch langsam damit, die Gasflammen auszublasen.
Verdammt!
Aber ich hatte Glück im Unglück. Einer von den Läden hatte gerade noch einen Topf mit Pommes aufs Feuer gesetzt.
Und da hatte ich mein Abendessen. Auf einem kleinen, schmutzigen Hocker (immerhin: im Sitzen essen) an einer ebenso schmutzigen Straßenküche.
Aber: handgeschnittene Pommes aus frischen Kartoffeln. Mit Salz. Und etwas dünnflüssiger Mayo, die nach allem anderen (allem anderen!) aussah, als Mayonnaise.
Lecker!
Besser als nichts.
有总比没有好。
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