Ich kann das Fort (Castillo de San Felipe de Barajas) von unserer Dachterrasse sehen, aber der Weg ist weit, steil, staubig und schattenlos.
Und dann war ich erst am Fuß der Festung. Jetzt muss man erst mal hochstiefeln.
Das Fort ist das größte, das die Spanier jemals in ihren Kolonien gebaut haben. Warum? Ganz einfach. Cartagena war immer schon der Sammelpunkt für die Goldlieferungen, die nach Spanien gehen sollten. Aus allen Kolonien wurde das Gold nach Cartagena gebracht, und hier haben die spanischen Galeeren es abgeholt.
Abholen wollen.
Gerne abgeholt.
Gehofft, es abholen zu können.
Leider hatten die karibischen Piraten andere Pläne und das hat zur massiven Verstimmung der Spanier und letztendlich zum Bau des Forts geführt.
Jetzt muss man auch wissen, dass Piraten in der Zeit nicht unbedingt Kleingangster waren, sondern das waren auch namhafte Kapitäne z.B. der englischen Krone, die mit mehreren 1000 Soldaten hier aufliefen.
Es war halt viel Gold.
Und ja, nachdem die Stadt oft angegriffen wurde und verloren hatte, baute man nun ein verdammt großes Fort und bestückte das mit vielen Geschützbatterien.
Klotzen, nicht kleckern.
Alleine schon der Anblick des Forts ist einschüchternd. Steile, massive Mauern machen einen Angriff nicht denkbar. Allein der Weg, den die Touristen (ohne Beschuss) nehmen, ist schon ohne irgendwelche Waffen tragen zu müssen, mühsam. Und es ist noch keine 9 Uhr, als ich da hochstiefele. Um 13 Uhr macht das noch weniger Spaß.
Es wäre eine langweilige Festung, wenn man nur von Geschützebene zu Geschützebene laufen und dabei verrostete Kanonen besichtigen könnte. Nein, wir dürfen auch hinein.
Hinein in die sehr dunklen und langen Gänge. Gänge, von denen man nicht weiß, wo sie hinführen. Einer hörte auch plötzlich auf.
Und ja, es gibt Abzweigungen. Nein, keine Hinweisschilder.
Es geht treppauf und treppab, und manchmal sieht man Tageslicht. Aber das ist nur ein Luftschacht, der nach oben führt.
Lange nicht mehr so eine spannende Untertagewanderung gemacht.
Nein, Stehhöhe gibt es auch nicht.
Und überall sind Nischen. Man muss also überall hineinschauen, ob es da vielleicht weitergeht.
Spannend!
Und von oben hat man natürlich einen genialen Blick. Unten die Stadt, dahinter der Atlantik.
Es ist heiß, aber zum Glück geht ein guter Wind. Ich finde einen Schattenplatz, an dem sogar eine Bank steht und dampfe aus. Gute 3 Stunden war ich hier. Reicht!
Bergab gehen ist natürlich leichter. Direkt am Eingang stehen Händler und verkaufen Getränke. Ich gehe 300m weiter zu einer anderen Ecke und da sind auch welche.
Ich kenne mich mittlerweile aus. Einen kleinen Becher leckeren Kaffee: 1000 Cops. Einen Stand weiter wird „weißes Zeug“ verkauft. Ich habe keine Ahnung, was es ist. Ich vermute, irgendwas mit Kokos. Aber leicht dickflüssig und zieht manchmal dünne Fäden. Ziemlich süß und eiskalt.
1.500 Cops.
Ich trinke aus und halte den Becher noch mal hin. Jetzt macht er ihn nir noch 3/4 voll, will aber kein Geld.
Das mit dem Nachfüllen hatte ich woanders gesehen und ja: klappt.
Als ich den Becher in einen von ihm bereitgestellten Müllsack werfe, bietet er mir die Faust zum Fistbump an.
Ich fühle mich akzeptiert!
Jetzt erst mal ins Hotel, einen Moment ausruhen. Man MUSS hier in der Mittagshitze nichts machen.
Weiterer Programmpunkt war das Maritime Museum (Museo naval de Caribe). Das Museum ist in einem wunderschönen Gebäude untergebracht und besteht aus 2 Teilen.
Einmal die Geschichte von Cartagena und dann eine Ausstellung über die moderne Marine von Kolumbien.
Ich sag mal so: toll ist der historische Teil nicht. Man hat nicht viel zu zeigen und hat daher vieles selber gebastelt. Und ob ein karibischer Pirat, der sich von der Decke herabschwingt, hierher gehört……
Zudem sind die Informationen auf spanisch, das macht es mir ziemlich schwer.
Das erste Exponat ist dann auch erst mal ein Spanier, der von Speeren durchlöchert so von den Ureinwohnern, die Kalamari heißen, empfangen wird.
Schlechter Start.
Dann folgen viele Dokumentationen von Überfällen auf die Stadt. Hervorgehoben wurde der Überfall des Briten Edward Vernun, der 1741 mit 186 Schiffen und 23.600 Soldaten vorbeikam, quasi um Gold abzuheben.
Er hat die Stadt 17 Tage lang ununterbrochen beschossen und alles zerstört.
Er war der Grund, warum man hier diese riesige Festung gebaut hat.
Sehr creepy ist auch eine Dokumentation der Cholera, die ich nicht verstehe, aber das Bett mit der sehr sehr kranken Puppe hat mich beeindruckt.
Wirklich schön war dann der (Teil)Nachbau der Galeere San Jose.
Äußerlich wie eine kleine Galeere aussehend, kam man durch eine Türe nach innen. Und hier waren sehr schön auf vielen Monitoren die Unterwasseraufnahmen zu sehen, die man gemacht hatte, als man das Schiff fand. Toll!
Auf der San Jose hatte es damals ein Feuer und hinterher eine Explosion gegeben und von den 600 Besatzungsmitgliedern haben nur 20 überlebt.
Ich hatte schon fast keine List mehr, in das obere Stockwerk zu gehen, um mir die moderne Marine anzusehen. Zum Glück habe ich es gemacht.
Ich will es gar nicht näher beschreiben. Es war Disney-Land. Disney-Land für mich!
Da war ein kompletter Steuerstand eines Schnellbootes mit Navigationsraum. Statt Fenster war da ein Bildschirm, so dass man den Einsruck hatte, mit 40 kn durch das Wasser zu pflügen. Alle Schalter waren beweglich und auch auf den Instrumenten (Sonar, Radar, GPS) liefen Simulationen. Und auch ohrenbetäubende Geräusche von dem Schiff, wie es durch das Wasser donnert. Ich hätte da Stunden bleiben und an den Knöpfen spielen können.
Aber das war nicht alles. Als nächstes war ich U-Boot-Kapitän.
Ein kleiner Raum, vollgestopft mit Schaltern und Instrumenten, dem unentbehrlichen Seh-Rohr und anzeigen über Trimm und Neigung des Bootes. Und die haben sich sogar bewegt, wenn man an den Schaltern spielte.
Ich war hin und weg und möchte ab jetzt nur noch mit „Herr Kaleu“ angesprochen werden.
Aber halt. Was war das? Ein Helikopter. Ich wußte gar nicht, wie eng die Dinger sind. Da würde ich gerne mal mit fliegen. Ich meine: die theoretische Ausbildung habe ich doch jetzt, oder?
Ein toller Tag. Zum Schluss bin ich noch zu der Ecke gegangen, wo ich gestern schon war. Ein großer Baum, der Schatten spendet, Wind, der erfrischt, laute karibische Musik für die Stimmung und ein kaltes Bier. Perfekt!
Kommentare
Kommentar veröffentlichen