In Cartagena gibt es die historische Altstadt und Getsemani (und andere Stadtteile). Ich wohne in Getsemani, das ist das Backpacker-Viertel direkt neben der Altstadt. Etwas billiger, etwas bunter, etwas lauter und architektonisch einfacher.
Die Stimmung vor allem am Abend hier ist allerdings genial. Natürlich ist es hier sehr touristisch, aber das ist die Altstadt auch. Aber hier geht ganz schön die Post ab. Gestern wurde hier auf der Straße getanzt und dann bin ich noch an einer Salsa-Kneipe mit Live-Musik vorbei gekommen. Bombastisch!
Aber heute will ich in die Altstadt. Da sind die Häuser schöner, die Kirchen größer und die Restaurants und Hotels deutlich teurer. Aber es geht um die Museen.
Als erste gehe ich ins Museo des arte moderno. Der Weg dahin ist etwas mühselig, weil es ordentlich heiß ist.
Oft haben Museen auch eine Mörder-Klimaanlage, in diesem Fall war das nicht so.
Das Museum ist in einem uralten Gebäude untergebracht und erstreckt sich über 2 recht kleine Etagen.
Wenn man auf meinem Niveau Kunst betrachtet, ist es überwiegend Geschmacksache. Und dieses Museum hat mich nicht so recht berührt. Ok, das kann vorkommen, mal gewinnt man und mal verliert man.
Ich fand es nicht so toll.
Das Museum ist in der Nähe von dem Naval-Museum, in dem ich gestern war.
Hier in der Gegend gibt es viel zu sehen, auch das Inquisitions-Museum ist direkt um die Ecke.
Und Touristen gibt es hier auch.
Massenweise.
In großen Gruppen laufen sie hinter ihrem Führer her, der immer einen Regenschirm hat und sie alle tragen den Namen des Führers auf einem kleinen Schild an ihrer Brust.
Und sie alle schauen gequält, und man weiß nicht, warum. Ist der Weg zu beschwerlich, ist die Tour vielleicht die Idee der Frau (des Mannes, der Eltern) und man muss leider mitgehen oder ist es die Hitze.
Selten habe ich so viele finster dreinschauende Gesichter gesehen.
Ich überhole 2-3 Gruppen (sie gehen immer sehr langsam) und komme zum Inquisitionsmuseum.
Es ist in einem alten Gebäude aus dem 17. Jahrhundert untergebracht und hat seit 1770 die Funktion eines Inquisitionshauses. Es ist das 3. hier in Südamerika, nach dem in Mexico und dem in Lima.
Hier in Cartagena sind im Laufe von 200 Jahren 900 Prozesse geführt worden und dabei wurden 5 Menschen getötet. Der Rest wurde „nur“ gefoltert, wobei die Standardstrafe 200 Peitschenhiebe waren.
Zum Vergleich: in Mexico gab es in der Zeit 3000 Verfahren, die haben dann 43 Menschen nicht überlebt.
Motor der Geschichte war im Wesentlichen die Andersheit der Menschen hier. Da waren die Spanier, aber dann auch die Indigenen und die schwarzen Sklaven aus Afrika, die alle etwas von ihren Bräuchen und Kulturen mitgebracht haben. Da gab es Hexendoktoren oder Schamanen, die in ihren jeweiligen Kulturen einen festen und angesehenen Platz hatten. In einem netten Video wird die Geschichte einer indigenen Frau erzählt, die von einer reichen Spanierin um Hilfe gebeten wurde. Der Mann der Spanierin nahm es mit der Treue nicht so genau und hatte wohl Spaß mit Bediensteten.
Darauf braute die Frau Tränke und Pulver für den Mann und die daraus abgelesenen Antworten bestätigten die Untreue. Das gefiel der Spanierin aber nicht, sie hatte auf eine harmlosere Antwort gesetzt. Und deshalb hat sie die Indigene denunziert.
Diese hat dann in 10 Jahren 3 Verfahren über sich ergehen lassen. Das erste waren besagte Peitschenhiebe und Zwangsarbeit in einem Hospital, dann folgten sehr willkürlich Folter und erzwungene Geständnisse und daraufhin wieder Peitschenhiebe und Gefängnis. Und das 3. Verfahren gegen die Frau, die nicht mehr wusste, was sie sagen sollte, endete dann mit der schlimmsten Strafe, der Verbrennung.
Trotz der relativ geringen Zahlen an Verfahren war Cartagena ein Hotspot. Hier tragen Menschen aus der ganzen Welt ein und hier wurden auch sehr viele Sklavenschiffe angelandet. Und der Wirkungsbereich erstreckte sich bis Panama, Kuba, Venezuela und Puerto Rico.
Spannend fand ich dann auch das Selbstverständnis der Menschen hier. Sie sind Kolumbianer, aber noch stärker empfinden sie die Zugehörigkeit zu den Menschen der Karibik, die sich aus den Spaniern, den Afrikanern und der Urbevölkerung zusammensetzen.
Und unter diesen Karibik-Menschen haben sich viele Rituale und Bräuche aus der alten Zeit vermischt und bis heute erhalten.
Eigentlich kein schlechtes Museum. Es war zwar fast alles in Spanisch, aber manches konnte man verstehen.
Und bei einigen Dingen haben auch die immer sehr laut sprechenden englischen Reiseführer geholfen. Zuhören kostet ja nix.
Allerdings habe ich fast zu viel zugehört. Einer der Reiseführer wollte eine Pause machen und versprach seiner Gruppe vorher eine Überraschung: einen 10-minütigen Besuch in einem kostenlosen klimatisierten Museum. Oh, dachte ich, da latsche ich doch einfach mal hinterher.
Aber schnell erkannte ich: das war zu schön, um wahr zu sein. Es war ein Juwelierladen, der als Museum getarnt, Smaragde verkaufen wollte. Also eine Heizdeckenveranstaltung für wehrlose Rentner.
Schnell weg hier….
Ich habe dann noch einen Spaziergang auf der wirklich langen Mauer der Stadt gemacht.
Fast 5 km bin ich gelaufen und es war wirklich beeindruckend. Ich habe dabei auch einen anderen Stadtteil erkundet und auf einem schönen, begrünten Platz einen Kaffee getrunken. Dabei habe ich auch karibische Bräuche kennengelernt. Neben mir auf der Bank saß ein gutaussehender dunkelhäutiger Kolumbianer und hat sich die Fußnägel geschnitten. Auch schön.
Im Vorbeigehen war ich noch in der Kirche von Sankt Pedro und habe festgestellt: die hiesigen Katholiken nehmen das mit dem Osterfest sehr ernst. Das Gotteshaus war rappelvoll.
Und das war mein Tag. Wäre da nicht Veronica Salamanca.
Wer um alles in der Welt ist Veronica Salamanca?
Ja, das wüsste ich auch gerne.
Der Reihe nach:
Ich hatte ein Ticket von Cartagena nach San Jose, Direktflug, 2 Stunden, 130€.
Ein schönes Ticket.
Gekauft bei e-Dreams, Fluggesellschaft Avianca.
Vor 6 Wochen erhielt ich dann eine Botschaft, dass man mir den Flugpreis teilweise erstatten würde.
What?
Die Mail kam von Avianca und ich schrieb an 2 Adressen, die ich ausfindig machen konnte, meine Fragen.
Kontaktadressen von Fluggesellschaften sind immer schwer zu bekommen.
Keine Antwort.
Dann schrieb ich (ähnlich schwierig) an e-Dreams. Die antworteten: alles ok.
Auf deren Rat installierte ich auch die App „Travellink“, da könne ich jederzeit den Flugstatus abrufen.
Das tat ich auch und checkte wöchentlich, wie es dem Flug ging.
Alles ok.
Heute war der check-in offen und ich wollte einchecken.
„Ticket nicht gefunden.“
Ich versuchte es mehrfach, kein Erfolg.
Avianca bietet einen Whatsapp-Chat an.
Eine furchtbare Erfahrung und ein grober Verlust von Lebenszeit.
Telefonat mit dem Office in Bogota. Erst gute 5 Minuten IVR (drücken sie 1, wenn sie folgendes wollen, 2, wenn sie….)
Eine furchtbare Erfahrung und ein grober Verlust von Lebenszeit.
Die Stimme war auch schwer zu verstehen, so dass ich immer irgendwas drückte.
Irgendwann war ein Mensch dran. Sonderlich kompetent kam der mir nicht vor, aber ich hatte keine Wahl.
Seine Idee war, dass der check-in auf mobilen Geräten schon mal nicht funktioniert.
Schwer zu glauben, weil ich denke, dass solche Transaktionen heute zu über 80% von Smartphones oder Tabletts aus getätigt werden.
Ich legte auf und versuchte es vom Computer meines Vermieters.
Gleiches Ergebnis.
Laune immer schlechter.
Ich rief die Hotline in Medellin an. Man muss ja allen mal eine Chance geben.
Nach langem Warten ein netter Typ.
Er wollte die Datenlage recherchieren, ich sollte so lange in der Leitung bleiben.
Ich blieb in der Leitung, bekam aber keine Musik sondern nur die IVR in Endlosschleife. Eine furchtbare Erfahrung und ein grober Verlust von Lebenszeit.
Dann kam er wieder, er brauche noch etwas Zeit.
Ich blieb in der Leitung, bekam aber keine Musik sondern nur die IVR in Endlosschleife. Eine furchtbare Erfahrung und ein grober Verlust von Lebenszeit.
Dann meldete er sich. Eine Veronica Salamanca sei auf das Ticket eingetragen, sie hätte es beansprucht und der Ticketpreis sei mir erstattet worden.
Ich warf ein, dass ich keine Veronica Salamanca kenne und er wollte noch mal was checken.
Ich blieb in der Leitung, bekam aber keine Musik sondern nur die IVR in Endlosschleife. Eine furchtbare Erfahrung und ein grober Verlust von Lebenszeit.
Er kam zurück, war sehr freundlich und offensichtlich auch betroffen.
Keine Chance. Ich solle mich mit e-Dreams auseinandersetzen, er könne da nichts machen.
Scheisse!
Also suchte ich einen neuen Flug. Ich muss morgen nach San Jose, weil ich das (teure) Hotel da nicht mehr stornieren kann.
Statt mittags los und am frühen Nachmittag Ankunft fliege ich jetzt nachmittags ziemlich spät ab und komme abends im dunkeln an.
Scheisse!
Es ist kein Direktflug sondern mit Umsteigen in Panama City.
Scheisse!
Er ist doppelt so teuer, wie der ursprüngliche Flug.
Sch….
Solche Dinge passieren. Es ist der 19. Flug auf der Reise, irgendwas geht immer schief. Wenn das das einzige mal bleibt….
Jetzt weiß ich natürlich auch nicht, was ich morgen hier machen soll. Um 10 muss ich aus dem Zimmer, morgen sollen es 35 Grad werden….
Sch…..
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