Leon

Gestern Abend habe ich mir noch eine Monster-Pizza reingedrückt. Herrlich. Bier dazu, fertig war ein schöner Abend. 


Riesenpizza im Pizza-Hut - Style

Heute früh war ich dank der Sangestruppe früh wach und auch früh reisebereit. Die Abfahrtszeiten der Busse sind doof. Der Reguläre fährt um 6:00 / 15:00 und 16 Uhr. 


Die Expressbusse fahren zwischen 7 und 8:30, d.h. Ab 7 kann man zusteigen und er fährt, wenn er voll ist. 

Also ging ich früh zum Terminal, weil der Expressbus mit 120 Cordoba und 2 Stunden attraktiver war. 


Morgens in Matagalpa

Dieser Aufbruch ist immer schön. Ich freue mich auf eine neue Stadt und man schlendert, so wie heute, frühmorgens durch eine inzwischen vertraute Umgebung. 

Die Stadt ist schon wach und nach einiger Zeit erreiche ich das chaotische Terminal. 

Die Ausrufer (ManaguaManaguaManaguaManagua / EsteliEsteliEsteliEsteli) laufen herum und suchen Fahrgäste. Ganz hinten steht ein Minibus. Leon? Si!

Der Fahrer zeigt auf einen Mittelplatz in der vordersten Reihe. Außerdem sind hinten noch 2 Plätze frei. Und tatsächlich, 20 Minuten später fahren wir los. Richtig bequem sitze ich nicht, aber nach der Erfahrung vorgestern….


Der Eimer!





Als wir starten, ist der Bus ausgebucht. Auf auf dem Eimer an der Türe sitzt ein bulliger Nicaraguaner. Neben mir eine ebenfalls bullige, junge Mutter mit Baby. Links neben mir eine junge Frau. 

Schulter an Schulter schwitzen wir Leon entgegen. Aber so schlimm war es nicht. Der Typ auf dem Eimer hilft einem, das eigene, enge Schicksal zu tragen. 


Ein weitreichendes, zumindest nicaraguanisches Problem ist die Schmerzfreiheit. 

Viele, überwiegend jüngere Leute empfinden keinen Schmerz. Das ist absolut erstaunlich.

Im Besonderen geht es um TikTok in der Öffentlichkeit. 

Die Leute schauen TikTok (was ja fragwürdig genug ist) ohne Pause und bei voller Lautstärke. 

Auf TikTok gibt es kleine Videos mit „irgendwas“. Eigentlich immer mit Musik unterlegt. Manchmal wird auch gesprochen.


Das alles bei voller Lautstärke.

Das mag ja nett sein, aber für den, der den Bildschirm nicht sieht, ist es das definitiv nicht. 


Aber jetzt kommt‘s: Die Leute schauen den Clip nicht zu Ende an, sondern scrollen weiter. 

Was ich dann höre, ist 5 Sekunden brüllend laute Musik, dann schreit jemand irgendwas auf Spanisch, nach 3 Sekunden wieder eine andere Musik. Und so weiter. 


Die Leute sitzen dann da, mit sinnentleertem Gesicht, der Daumen ist in Bewegung und die haben keine Ahnung, in welcher furchtbaren Gefahr sie schweben.


Nun ja, bei mir im Bus war es eben dieser bullige Kollege auf dem Eimer, schon allein wegen seiner Körpermaße / Körpermasse will ich mal nachsichtig sein. 

Nach guten 2 Stunden biegen wir auf den sehr großen und sehr chaotischen Busbahnhof ein. 










100 Taxifahrer haben blitzschnell den einzigen Ausländer identifiziert (Beuteschema) und stürzen auf mich zu. Where are you from? Do you speak english? City Center? Taxi? Where do you go? Transport? 

Ich schultere meinen Rucksack und such den Ausgang. Wenn, dann nehme ich mir draußen ein Taxi. Es sind 3 km bis zu meiner Herberge. Zur Not gehe ich zu Fuß. 


Ich gehe durch enge Straßen mit nicht enden wollenden Shops. Viel Mehl, Bohnen (säckeweise, offensichtlich Großhandel) und später Betten. 30-40 Schreinereien, die alle identische Betten herstellen. 

Ich spreche einen Fahrrad-Rikschafahrer an. 2 $!

No!

50 Cordoba!

No!

40 Cordoba!

Deal!








Meine Herberge ist einfach, aber sehr schön. Geräumiges Zimmer, Bad, Ventilator und eine kleine Terrasse in einem Garten mit Schaukelstuhl. 

Die Wirtin ist sehr nett und hilfsbereit. 

Ich mache mich auf, einfach mal schauen, wo ich gelandet bin. 200m entfernt ist das historische Zentrum mit der Kathedrale. 


Eigentlich heißt die 170.000 Einwohner zählende Stadt „Santiago de los Caballeros de Leon“ und lebt vom Zucker- und Erdnussverkauf. Sie wurde 1524 gegründet, lag damals aber 30km vom heutigen Standort entfernt. Ein Ausbruch des nahen Monotombo zerstörte die Stadt und machte einen Neuaufbau nötig. 1821 wurde hier die Unabhängigkeitsurkunde von Spanien unterzeichnet; damals war Leon die Landeshauptstadt. Der Regierungssitz und damit auch der Status „Hauptstadt“ wechselte mehrmals zwischen Granada und Leon, bis man schließlich Managua zur Hauptstadt machte. 


Ich versuche aber, das sehr touristische Zentrum auszusparen, da habe ich morgen noch genug Zeit. Hier wird TOURISMUS groß geschrieben. Stylische Bars, Cafés und Restaurants, alles wird in US$ ausgezeichnet, mit anderen Worten: hier wird Kohle gemacht. 

Aber nahe am Zentrum ist ein großer Markt und schnell entdecke ich eine große Comida. 










Zuerst gibt es eine Limonade. Die nennen das hier Lemonade und da ist verdammt viel Lemon drin. Aber leicht gesüßt und mit viel Eis total lecker und erfrischend. 

Dann entscheide ich mich für Torta de Papa, Queso und Salat. Torta de Papa ist so etwas wie gebratenes Kartoffelpüree, gemischt mit etwas Käse und noch irgendwas. Schmeckt gut!






Queso ist ähnlich wie gebratener Feta, nur härter und viel würziger. Den habe ich schon ein paar mal gegessen, saulecker! Der Salat hier ist immer gleich aber immer frisch und meist mit einem sehr leckeren, und wie heute auch, scharfem Dressing. Ein nettes Vergnügen für 100 Cordoba. Das Leben hier ist sehr billig.

Per Zufall kam ich an der ältesten Kirche des Ortes vorbei, San Francisco. Ein schlichtes Gotteshaus von 1639 in dem viel Gold verbaut wurde. 






Die Stadt ist nett. Auch wieder sehr lebendig und bunt. 

Gegen 18 Uhr wird es normalerweise etwas kühler, hier gilt das aber nicht. Der Wind, der die Abendkühle normalerweise bringt, hat keinen Platz in den engen Altstadtgassen. 












Leon ist generell wärmer und hat eine höhere Luftfeuchtigkeit als die anderen Orte, in denen ich war. 

Später bin ich dann noch zum Supermarkt, was für das Frühstück kaufen. Was mir neulich schon auffiel: hier werden Menschen mit Handicaps mehr in das tägliche Leben integriert. 

Gestern war im Supermarkt ein stummer Kassierer ind heute eine junge Frau, die (Contergan?) keine Finger hatte. Nur sehr kleine Daumen und vielleicht 5mm lange Fingeransätze. Beide machten ihren Job aber, als ob nichts wäre.  


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