Der Tag startete mit einem kleinen Frühstück. Geschenk meiner Gastgeberin. Sie war es auch, die meine Wäsche, die ich über eine Leine gehängt hatte, ordentlich auf Kleiderbügel gehängt hat. Ich bin hier gut aufgehoben.
Heute war dann die Kathedrale dran. Der riesige, weiße Bau ist nicht weit entfernt und es ist die größte Kirche in Südamerika. Es ist wirklich ein Riesenklotz in weiß. Innen ist sie auch wohltuend hell und unter anderem berühmt für die großen Wandgemälde, die die Kreuzigung beschreiben. Beeindruckend.
Hier ist auch der Nationaldichter Ruben Dario begraben. Seine Gruft ist neben dem Altar und wird von einem gigantischen Löwen bewacht. Es gibt viele Marmorstatuen von hoher bildhauerischer Qualität. Eine Schulklasse besucht die Kirche und die Kids sind erstaunlich diszipliniert.
Natürlich musste ich auch auf den Turm. 3$ sind ein fairer Preis. Es gibt eine Treppe, die ungefähr so breit wie meine Schultern ist. Seitlich umfallen kann man hier nicht, höchstens nach hinten, denn das Ding ist supersteil.
Oben angekommen empfängt mich ein Mädchen. Ich soll die Schuhe ausziehen. Warum? Wahrscheinlich wegen der weißen Farbe des Gemäuers.
Die ist es auch, die einen förmlich erblinden lässt. Brutaler Sonnenschein auf Weiß: man kann da garnicht hinschauen.
Ich bin auf dem Dach der Kathedrale. Überall sind diese Kuppeln, die man von innen sehen kann. Ich will auf eine raufklettern, um von da ein Foto zu machen, aber ein Aufpasser schüttelt den Kopf und macht mit den Händen ein Zeichen, das die Deckenstärke an der Kuppel andeuten soll. Ok, lassen wir das.
Der Blick von hier ist einigermaßen, beeindruckender ist aber der Blick über das Dach. Hier wird einem auch bewußt, wie groß die Kirche ist.
Man wird hier oben nicht nur blind, es ist auch sehr heiß. Die Metallhandläufe an den Treppen kann man kaum anfassen. Ich bin nass geschwitzt. Was das bedeutet? Ich bin nass, mein Hemd ist tropfnass, die Hose ist nass und meine Arme sind mit einem Wasserfilm bedeckt. Zeit, in den Schatten zu kommen.
Ich habe mich dann erst mal in der Kathedrale (angenehm kühl, leichter Wind) ausgeruht und bin dann zum Museo de Arte gegangen.
Das war die Überraschung des Tages.
Zwar meinte der Reiseführer, dass es eine erlesene Sammlung in schöner Umgebung sei, aber das war brutal untertrieben.
Es handelte sich um 5 Stadthäuser, von denen 4 untereinander verbunden waren. Das 5. war auf der anderen Straßenseite.
Alle Häuser verfügen über einen meist begrünten Innenhof, oft mit einem Teich.
Die Häuser gehörten der Familie des Stifters, der hier eine Oase des Friedens schaffen wollte. Ist ihm gelungen.
Die Häuser sind, wie man an Fenstern und Türen sehen kann, ziemlich alt, aber wunderbar erhalten. Die Innenhöfe sind kunstvoll gestaltet, teils als kleiner Garten mit Springbrunnen, teils mit einem kleinen Teich, in dem riesige Schnappschildkröten schwimmen und einer großen Öffnung im Dach.
Die Atmosphäre ist einzigartig.
Und dann die Kunstsammlung. Ein Teil befasst sich mit nicaraguanischen (zeitgenössischen) Künstlern, in einem anderen Teil sind generell südamerikanische Maler. Es gibt auch alte Meister und internationale Künstler.
Rembrand und Rubens sind hier vertreten, Picasso, Mondrian, Serra, Lichtenstein, Warhol und Kandinski haben ihre Werke hier hängen.
Unfassbar.
Und das Ganze in diesem Ambiente. Die alten Fußböden ändern sich von Haus zu Haus, die Decken in den Räumen sind unterschiedlich und die alten Fenster und Türen färben auf die Stimmung ab.
Es gibt viel Malerei zu sehen, aber auch die Bildhauerei kommt nicht zu kurz. Sehr interessant fand ich auch ein Objekt, das sich per Video-Erklärung als gestürztes Reiterstandbild herausstellte. Sehr genial!
Eine Videoinstallation gab es auch. Ein junger Mann spielte auf einem Xylophon und benutzte statt Klöppel seinen Kopf.
Alles kann, nichts muss!
Viele Werke, vor allem die alten Meister, hängen hier völlig ungeschützt. Es gibt Kameras, aber ich entdecke keine Alarmanlagen.
Die Luft hier ist die gleiche, wie draußen. Der gesamte Komplex ist offen, sogar Vögel können hier eindringen und tun es auch. An den Springbrunnen und Teichen trinken sie.
Es gibt auch Wärter. Sie tragen, wie fast jeder hier, eine Pistole im Gürtel. Ihre Hauptaufgabe ist aber eher, vor den Besuchern herzulaufen und Licht und Ventilatoren einzuschalten. Vielleicht war das auch nur bei mir so, ich war Besucher Nummer 1 an dem Tag.
Ich habe hier alles erwartet, aber nicht so eine Ausstellung. Alleine dafür würde sich eine Reise nach Leon fast lohnen. Fast 3 Stunden bin ich durch dieses Labyrinth gegangen und es war wunderbar.
Mein nächster Besuch galt der Capilla San Juan de Dios. Eine schlichte, fast verfallene Kirche.
Ok, wenn schon keine Kirche, dann noch ein Museum. Das Museo Etmologico wollte ich besuchen. Hier sollte es eine große Sammlung von phantastischen Käfern und Insekten. Der Besitzer sollte ein Privatmann sein.
Einfach zu finden war das Museum nicht. Ich war sicher, in der richtigen Strasse zu sein, fand es aber nicht. Da stand ein Polizist mit 2 Frauen, die fragte ich.
Und ich merkte: ich gewöhne mich immer mehr an das Spanische. Die 3 wussten auch nicht so genau, wo das Museum sein sollte und die eine Frau fragte mich irgendwas mit „Mariposa“. Schmetterlinge. Das Wort kannte ich. „Si! Si! Mariposa!“
„Esta cerrado!“ Das verstand ich auch. Geschlossen. Schade.
Also ging ich noch mal in die Comida von gestern und bestellte einfachen Salat und Lemonade.
Nach einer Pause wollte ich noch eine andere Kirche besichtigen, die aber leider geschlossen war. Also morgen.
Was macht man mit so einem angefangenen Nachmittag?
Spazieren gehen!
Und was macht man währenddessen?
Essen und trinken.
Furchtbar!
Aber was soll man machen? Da war der Mann, der hinter mir ging, und immer „Ceviche! Ceviche!“ rief. Es wäre ja unhöflich gewesen, ihn zu ignorieren. Also wagte ich das Abenteuer, Ceviche auf der Straße „to go“ zu kaufen.
Es war keine Spitzen-Ceviche, aber die gibt es eh nur in Peru, aber sie war ok.
Und dann kam ich an McDonald vorbei, und der Schalter für Eis war frei. Die Gelegenheit entgehen lassen? Nope!
Es gibt hier oft so rotes Zeug. Sieht nach Kokosraspeln aus, kann aber alles mögliche sein. Heute kam ich an einem Stand vorbei und kaufte 1 Stück zum probieren. Die Verkäuferin nutzte die Gunst der Stunde und zockte halsabschneiderische 20 Cordobas bei mir, aber egal: Jugend forscht.
Es war entsetzlich. Das Ding bestand zu 20% tatsächlich aus Kokosraspeln, die restlichen 80% aber waren purer Zucker. Wieder was gelernt!
Na ja, und dann war da noch dieses Café, es lag an einer Ecke und man konnte herrlich die hektischen Leute und Autofahrer beobachten (un cafe negro con azucar, por favor). So bekommt man den Nachmittag in dieser sehr heißen Stadt auch rum.
Es sieht so aus, als wären Sie der einzige Tourist hier.
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