Reise nach Santa Marta
Heute ist leider wieder so ein zerrissener Tag. Um 10 ist auschecken, um 12 muss ich meinen Rucksack abholen und so gegen 4 fahre ich zum Airport. Da bleibt nicht viel Raum.
Erst mal der Rucksack. Bei mir um die Ecke habe ich eine versteckte Schneiderei entdeckt. Die Frau schüttelt spontan den Kopf. Nein, Rucksäcke macht sie nicht. Sie will mich zu einem anderen Laden schicken, aber schon die Beschreibung (3xlinks, 2. rechts, 2 Blöcke weiter, dann rechts…..) motiviert mich wenig, ihrem Rat zu folgen.
Und ich verstehe nur einen Bruchteil, von dem, was sie sagt. Ich zeige ihr noch mal geduldig die aufgerissenen Nähte, und schließlich nickt sie und sagt 16 Uhr.
Jetzt bin ich wieder dran. Sprechen für mich ist Sport. Stimme, Hände, Füße, Mimik: alles ist in Bewegung. Ergebnis: 12 Uhr.
Ok!
Ich will heute noch mal nach San Javier fahren. Das liegt am Berg und man kommt mit der Seilbahn hin. Hier gibt es auch Graffiti, aber nicht so viel und nicht so präsentiert wie in Comuna 13.
2 Strecken fahre ich in der völlig überfüllten Metro. JEDE Metro hier ist überfüllt und sie kommt alle 6 Minuten. Und die Straßen sind zusätzlich verstopft.
Ich habe mittlerweile umgepackt. Handy und Portemonnaie in der rechten Hosentasche, Kamera in der rechten Baggy-Tasche darunter. So muss ich nur auf einer Körperseite aufpassen und kann mich mit links festhalten.
In San Javier geht es dann in die Gondel. Die geht steil den Berg hinauf und auf der anderen Seite wieder ins Tal hinunter. Leider sind die Scheiben sehr schmutzig und verkratzt, deshalb sind Fotos schwierig.
Aber es ist interessant, über die Elendsviertel zu fliegen. Es gibt kaum richtige Straßen, meistens sehr steile Lehmwege. Oder, wenn das auch nicht mehr geht, Treppen.
Den Häusern merkt man an: es wird weiter gebaut, wenn wieder Steine da sind. Das scheitert am Geld oder einfach daran, dass ja alles hier auf den Berg transportiert werden muss. Da, wo der Boden gut ist, ist eng gebaut worden. Andere Stellen am Berg liegen brach. Das wird seinen Grund haben.
Die Seilbahn alleine hat 3 Stationen und die Fahrt dauert (um mal ein Bild über die Dimension zu geben) 20 Minuten.
Ich habe oben leider nicht viel Zeit, schieße ein paar Bilder und mache mich auf den Weg, meinen Rucksack abzuholen.
Beim Umsteigen habe ich Zeit, mich umzusehen. So typische Europäer / Amerikaner sieht man hier nicht. Ab und zu kommt einem jemand entgegen, wo man denkt: ja, du bist auch nicht von hier. Aber viele sind es nicht.
Der Rucksack ist natürlich fertig.
Und wie fertig!
Die gute Frau hat nicht nur die schadhafte Stelle geflickt, sondern sie hat vor allem an den Seitentaschen alles verstärkt, so dass da wahrscheinlich nie mehr wieder was kaputt gehen kann. Super Arbeit. 10.000 Cops, also 2,20€.
Mit der wenigen verbliebenen Zeit bin ich noch mal in lokale Zentrum gegangen.,eigenttlich ist das auch ganz schön. Vorbei an Straßenhändlern, kleinen Shops, Imbissläden, kleinen Parks und, wie immer, Mädchen, die mir was Gutes wollen.
Ein Laden fällt auf. Sehr voll, lauter Einheimische, fast alle trinken Bier. Da gehe ich rein. 2 kleine Teigrollen mit Wurst und Käse gefüllt und dazu ein kleines Bier. Irgendwo auf der Welt ist es jetzt nach 17 Uhr.
Etwas später komme ich an einem herzzerreißend weinenden kleinen Mädchen vorbei. Sie sieht süß aus und es tut mir furchtbar leid, dass es ihr so schlecht geht. Ein Passant kommt vorbei und gibt ihr 2.000 Cops. Sofort ist das Leid vorbei. Cool.
Ich kehre noch auf einen Kaffee woanders ein und hehe dann ins Hotel. Der Rezeptionist tut sich schwer, mir zu erklären, wie ich zum Flughafen komme. Taxi oder Uber schlägt er vor. Klar, ist komfortabler, aber auch Uber nimmt hier 100.000 Cops.
Ich soll mit dem Taxi bis Expositiones fahren, dort in Richtung San Diego gehen und da dann den Bus nehmen.
Ich kann doch auch mit der Metro nach Expositiones fahren, oder?
Ja, das geht auch.
Und so mache ich es. Die paar Stationen mit der Metro und dann stehe ich auf dem Bahnhof. Was jetzt?
Aber da ist auch eine hübsche Polizistin. Das könnte auch ein Fetisch für mich werden: uniformierte, hübsche, streng blickende Polizistin…..aber ich schweife ab.
Ich bin zu ihr hin mit „buenos dias, donde esta el parade de autobus a la aeropuerto? (Wo ist der Bus? klappt doch schon ganz gut, oder).
Und ja, sie versteht mich. Sie verlässt sogar ihren Posten, geht mit mir die Treppe runter bis an die Straße und zeigt mir mit chirurgischer Präzision die Haltestelle. Die ist wirklich nicht weit entfernt und dort sitzt ein Mädchen. Ich frage noch mal und sie meint: hier.
Treffer. 1 Minute später kommt ihr Bus und dahinter (sie ruft mich und zeigt darauf) meiner.
Das war ja wirklich einfach und wieder einmal bin ich von der Freundlichkeit der Südamerikaner begeistert.
Der Bus ruckelt die fast 40 km in Richtung Flughafen. Es ist ein sehr alter Bus (obwohl: wahrscheinlich jünger als ich) und man kann die Fenster öffnen. Das ist natürlich sehr angenehm, denn es ist ziemlich warm heute. Wir fahren wieder in diesen unheimlich langen Tunnel (8,5 km) und kommen nach etwas mehr als einer halben Stunde am Airport an. 14.000 Cops hat diese Fahrt gekostet.
Bei der Security gibt es Ärger. Auf meinem Ticket ist ein großer QR-Code, aber es steht weder mein Name noch mein Bestimmungsort drauf. Mein Papierticket, das ich zuhause extra ausgedruckt habe, habe ich weggeworfen. Schließlich hatte ich ja einen Boarding-Pass.
Der Mann will mich nicht durchlassen. Ich starte auf meinem Handy den check-in noch mal, der läuft natürlich auf einen Fehler, bietet mir aber an, mir das Ticket noch mal zu zeigen. Und da, auf Seite 2, stand Santa Marta und mein Name.
Aber jetzt war der Beamte kleinlich geworden. Wie so häufig passen meine ganzen Vornamen nicht auf das Ticket. Die Angaben hier und auf meinem Pass gehen also also auseinander. Ich deckte dann mit meinem Finger den Teil auf meinem Pass ab, der auf dem Ticket auch nicht zu sehen war (Andr statt Andreas) und jetzt war er zufrieden.
Am Gate dann wieder der spannende Moment. Lt. Ticket habe ich kein Gepäck. Am Gate sitzend, kommt eine der Mitarbeiterinnen vorbei. Santa Marta? Yes. Is this your luggage? (Meine Schultertasche lag unter dem Rucksack)
Yes. (Sie machte eine rote Fahne an den Rucksack).
Minuten später eine Durchsage, die ich nicht verstand. Dann gingen viele Passagiere nach vorne und schoben ihr Gepäck in diese Prüfschablone. Da, wo es passte, gab es auch eine rote Fahne. Die mit Gepäckstücken ohne Fahne gingen zum Counter.
Viele andere Mitreisende stopften ebenfalls Hand- Schulter- und sonstige Taschen in wieder andere Taschen und Rucksäcke. Hier hat fast jeder nur 1 Gepäckstück. Ich bin nicht alleine.
Ok, verstanden.
Ich packte meine Schultertasche nun in den bereits „genehmigten“ Rucksack, setzte brav meine Maske auf und ging zum boarden. Einwandfrei! Es ist aber immer wieder spannend.
Eine Stunde später landen wir in völliger Dunkelheit in Santa Marta. Ich bin schnell raus aus dem Flieger und in der Halle. Ein großes Schild verspricht Standardpreise für das Taxi: 37.500 bis zur Innenstadt.
Draußen quatscht mich ein Taxigangster an: Taxi? Si! Centro de Ciudad!
37.500 Cops.
Ok
So einfach kann es sein.
Es sind über 30 km vom Flughafen, aber nach ca. 40 Minuten sind wir am Oasis.
Sieht aus, als ob hier eine Menge los ist!
Ich checke ein, packe Geld und Phone und gehe 200m weiter.
Hölle!
Hier ist eine Plaza und von der aus gehen mehrere Straßen sternförmig weg. Hier ist ungefähr so viel los wie am Altweiber um 20h in der Düsseldorfer Altstadt. Wahnsinn. Es ist laut, 1000 Kneipen, unzählige junge Leute. Auch Mädchen dabei, die mich toll finden. Aber davon gibt es hier viele. Hier ist es nicht langweilig.
Toll!
Ich laufe ein wenig herum und finde dann eine Kneipe. Sie ist sehr leer, aber das muss auch mal sein. Auf der Karte stand Ceviche.
Ich hatte letztens in Bogota eine Ceviche ohne Fisch. Lecker, aber nicht das, was ich wollte. Hier bekam ich eine Ceviche mit Fisch und mit „Vorsicht, die Chillies sind scharf“. Genial! Dazu ein fucking Corona Bier: perfekt!
Es gefällt mir hier. Karibisches feeling, südamerikanische Rhythmen, gutes Essen und kaltes Bier. Hier bleibe ich!
findig
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