Herrliche Dusche. Ich muss auch mal was positives schreiben. Toll. Kleines Keksfrühstück und kühler Morgenspaziergang zum Bahnhof. Das Gebäude wird im Reiseführer auf Platz 2 gelistet und ist von 1903.
Die Gegend, durch die ich an diesem frühen Ostersonntag laufe, ist menschenleer und ziemlich industrielastig. Auch in Deutschland würde man hier ungerne durchlaufen. Aber es ist früh und kalt, da kann man auch etwas Gas geben. Nach einer guten halben Stunde stehe ich vor dem sehr hübschen Bahnhof.
Vor dem sehr hübschen Bahnhof.
Davor. Alles ist zu. Schlösser und Ketten. Pleite, Pech und Pannen.
Also Plan B. Eigentlich das, worauf ich mich gefreut hatte. Besuch im Zoo. In der Hauptstadt. In einem sehr artenreichen Land.
Auch hier laufe ich durch eine dubiose Gegend (eigentlich fühlt man sich nur in der Fußgängerzone mit vielen Menschen wohl) und brauche noch mal eine halbe Stunde, bis ich am Zoo bin.
Ich wollte eigentlich nicht heute gehen, weil ja alle Ticos am Ostersonntag mit ihren Kindern hierher kommen. Aber egal.
Der Parkplatz war ziemlich leer. Und als ich drin war, fühlte ich mich auch nicht bedrängt.
Der erste Schock war direkt das erste Gebäude mit einer Ecke voll mit künstlichen Tieren. Also nicht ausgestopft, sondern eher nachgebaut. Wow!
Aber das war wohl nicht ernst gemeint, sondern eher für Kinder gedacht.
Ein Weg führte an den Gehegen und Käfigen vorbei. Riesig groß war der Zoo nicht. Was ich gesehen habe, waren außer recht vielen Tukanen und Eulen ein Falke, Spider Monkeys, Waschbären, White nose Cotis, Koi-Karpfen, ein Grey Fox, ein Ozelot, ein Jaguar, Kapuzineraffen, ein paar Schlangen, Schildkröten, Krokodile, Warane, eine Amsel, ein 2-Zehen-Faultier.
Es gab noch ein paar mehr Vögel, aber die waren wegen der engmaschigen Gitter schwer zu sehen und fast nicht zu Fotografieren.
Die Warane und die Amsel waren auch nur zu Besuch hier, die hatten bestimmt kein Ticket.
Käfige und Gehege waren alt und eng. Der arme auch die Eulen saßen missmutig auf ihren Ästen.
Einzig die Kapuzineraffen hatten Spaß. Da war einer, der sehr hingebungsvoll mit einer Kokusnuss spielte. Er hob sie auf, kletterte auf ein Klettergerüst, warf sie dann in eine Art Sprungtuch und hüpfte hinterher. Das ergab einen Trampolineffekt, die Nuss fiel auf den Boden und er sprang hinterher. Und dann begann alles von vorne. Super!
Interessant waren auch die Krokodile. Die waren zusammen mit den Waranen, der Amsel und den Schildkröten. Eine Schildkröte fing an, über den Schwanz des Krokodils zu klettern. Das zog den dann weg und schleppte sich kommentarlos einen Meter weiter. Die Amsel und auch die Warane schauten aus kurzer Entfernung zu.
Das 2-Zehen-Faultier machte seinem Namen alle Ehre. Es chillte in 5-6 m Höhe an der Decke des Gitterkäfiges und bewegte sich nicht. Fotografieren war schwierig, weil es mittags war und wenn man nach oben fotografiert, ist immer irgendwie die Sonne dabei.
Mein heimlicher Favorit war eine ziemlich dicke Spinne (2cm Körperlänge), die hier aber auch in einem vertragslosen Verhältnis war.
Es war ein netter Spaziergang, und es war nicht nur ein Zoo, sondern auch ein botanischer Garten. Der Garten war wirklich schön, obwohl alles recht wild(=ungepflegt) wirkte.
Aber als Hauptstadtzoo eines doch relativ reichen Landes war das sehr wenig, sehr alt und sehr tierunfreundlich. Irgendwie machen die mit ihrem Geld was anderes oder das ist doch nur eine Bananenrepublik.
Funfact:
Was ich nicht wusste: Die Tico (so nennen sich die Bewohner hier) haben das Wort Bananenrepublik erfunden.
Mehr oder weniger.
Eher weniger.
Die Bananen kamen ursprünglich mit den Spaniern von den Kanaren und haben sich schnell als universelles Lebensmittel in der neuen Welt etabliert. Der Eisenbahn-Baron Minor Keith hat nach dem Bau seiner Eisenbahnlinien das Potential der Banane erkannt und die United Fruit Company gegründet. Die hat dann ganz Südamerika (leicht übertrieben) mit Bananenpflanzen bedeckt.
Bananenplantagen schufen Arbeitsplätze und so wuchs und wuchs das Reich der UFC. Mit dem wirtschaftlichen Erfolg kam die wirtschaftliche und politische Einflussname und so entstand da, wo die UFc sich niederliess, eine durch Keith gesteuerte Nation nach der anderen. Bananenrepubliken waren geboren.
Damit ist die Geschichte leider nicht vorbei. Bananen sind empfindlich gegen Krankheiten. In so einer Plantage breiten sich Krankheiten explosionsartig aus, deshalb wird mit Chemie dagegen gearbeitet. Anfangs wusste man wenig über die Chemie oder wollte es nicht wissen. Das hat zu vielen schlimmen Krankheiten und Schlimmerem bei den Arbeitern geführt. Man versucht, Bio-Bananen zu züchten, aber das nimmt nur einen kleinen Teil der Produktion ein. Bananen (das war mir auch nicht klar), sind neben Reis, Weizen und Milch die Nummer 4 der am meisten genutzten Lebensmittel. Und auch, wenn Costa Rica sich selber als Kaffee-Produzent positioniert wissen will: Costa Rica ist (im Wortsinne) immer noch eine Bananenrepublik.
Aber zurück zu meinem Tag. Ich bin wieder in die Innenstadt zu den anderen Menschen gegangen. Was mir auffällt: Heute fehlen Leute. Die normalen Menschen, die hier hin und herlaufen. Es gibt nur ein paar wenige Osterspaziergänger. Der Rest (ind das aind jetzt im Verhältnis viele) sind Obdachlose und Bettler. Und die sind leider sehr aufdringlich, weil ich natürlich als reicher Tourist ein willkommenes Opfer bin. Ärgerlich. Ich gehe noch mal zu dem Terminal, um wegen der Weiterreise Informationen einzuholen, aber gerade die Busgesellschaft, die ich brauche, hat heute zu.
Na ja, und das Nationalmuseum, dass ich noch in der Hinterhand hatte, wollte 30€ Eintritt haben. Ok, dann nicht. Morgen haben die sowieso zu.
Am späten Nachmittag bin ich noch mal spazieren gegangen. Das wird mein Schicksal hier in San Jose sein. Die „Sehenswürdigkeiten“ habe ich durchgespielt und für morgen habe ich echt keinen Plan.
Ich bin zur falschen Zeit (Ostern) am falschen Ort. Mal gewinnt man, mal verliert man.
Bei dem Spaziergang kam ich wieder an den Straßenhändlern von gestern vorbei und ich hatte total Lust, „Kletto! Kletto!“ zu rufen. Aber so böse bin ich auch wieder nicht.
Gleich erst mal was essen gehen. Und eine Dose Bier wartet auch schon unten im Hotelkühlschrank an der Rezeption auf mich.
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