Nebel
Heute früh habe kam der Motorradverleiher und hat mich abgeholt. So konnte ich direkt meine Feuertaufe im Berufsverkehr von Santa Ana bekommen. Die Honda hat erst 4000 km runter und fährt sich ganz schön. Sogar eine Handyhalterung für die Navigation hat sie.
Ein rechter Aussenspiegel wäre schön gewesen; in den nächsten Stunden sollte ich oft genug ins Leere blicken.
Zurück im Hotel habe ich erst mal gefrühstückt. Kein Reis, und die Bohnen püriert und lecker abgeschmeckt. Dazu Ei, Brot und etwas Salat. So fängt der Tag gut an.
Die Fahrt aus der Stadt heraus war nicht so schlimm. Hier im Viertel gibt es viele Querstraßen und die Vorfahrtslage ist für mich nicht immer eindeutig. Aber sobald man auf einer Hauptstraße ist, ist es easy. Die Kreisverkehre sind tricky, weil Spurhalten nicht zu den Stärken der El Salvadorianer gehört.
Schnell war ich auf einem Highway und hier war es echt entspannt. Mit 60 km/h tuckerte ich rechts und ließ mich durch den Fahrtwind kühlen.
Dann kam die Abzweigung zum Lago Coatepeque. Die Straße bis hierher war gut, ab hier war sie ausgezeichnet. Sie war noch so neu, dass es noch keinen Mittelstreifen gab, sondern nur Kreuze auf dem Asphalt, wo sie mal hinsollten.
So macht Fahren natürlich Spaß. Hier gab es auch so gut wie keinen Verkehr mehr, sehr entspannt!
Es gab viele gut ausgebaute Kurven und die Fahrt war einfach schön. Hier stiegen wir auch langsam immer höher und es wurde kälter. Angenehm!
Dann kamen die ersten Hinweisschilder zum ersten Mirador (Aussichtspunkt). Im Reiseführer steht, dass man hier sehr vorsichtig fahren soll, weil viele Autofahrer sehr abrupt abbremsen, wenn sie das Blau des riesigen Sees sehen.
Als ich ankam, bremste da keiner. Warum auch? Es war diesig / dunstig / nebelig. Da war nichts zu sehen. Ich habe Fotos gemacht, aber in der Realität habe ich wahrscheinlich mehr gesehen, als das Foto erfasst hat. Schade.
Auch links der Straße, wo Täler und Berge sein sollten, war nichts zu sehen als diese weißliche Suppe.
Aber egal. Das, was ich sehen konnte, war schön und die Fahrt auch. Denn vom Mirador aus wurde es etwas steiler und der wirklich kurvenreiche Teil der Tour begann. Herrlich! 30-40 km/h und in Schlangenlinien durch den Wald.
Weiter geht die Fahrt zum Volcano de Santa Ana.
Alle 7-10 Minuten kam einem ein Auto entgegen. Überholt hat mich auf der Hinfahrt keiner.
Wie ich das auch aus Indonesien, vor allem von Flores kenne, liegen hier die Hunde auf der Straße und denken nicht daran, aufzustehen. Die bleiben einfach liegen!
Viele blaue/grüne Vögel gibt es hier. Sie schießen immer so schnell über die Straße, dass man es nicht genau erkennen kann: blau? grün? blaugrün schillernd? Ich denke, es sind Papageien.
Langsam wurde es fast kalt. 1800m hoch war ich. 2-3 mal kamen mir Lastwagen entgegen, die hinten voll mit Arbeitern waren. Wenn ich winkte, winkten die wie verrückt zurück und riefen irgendwas. Ähnlich auch Menschen, die an der Straße wohnten. Viel ist hier echt nicht los.
Die letzten 4 km wurde die Straße dann schlechter, aber das war ok.
An einem Parkplatz stellte ich das Moped ab und ging ein Stück bis zu einer Lichtung, auf der 3 Autos und ein paar Mopeds standen. Sonst war da nicht.
Plötzlich machte jemand in einem Auto die Scheibe runter. Ich hatte gar nicht gesehen, dass da jemand drinsaß, weil die Scheiben so extrem getönt waren. Ein Kopf kam aus dem Fenster und fragte: Volcano?
Si! Und dann zeigte er auf eine kleine Öffnung in den Büschen (di hätte ich alleine nie gefunden) und da war tatsächlich ein ausgelatschter Pfad.
Den stieg ich stetig stetig stetig nach oben. Mal war es ein Knüppelpfad, mal eine aus dicken Ästen gebaute Treppe. Aber immer bergauf.
Nach 20 Minuten hörte ich Stimmen. Hurra!
Geschafft! Dachte ich.
Aber falsch: es war so eine Art Mittelstation.
Ein paar Leute standen um einen Uniformierten herum und diskutierten. Es schien ein Problem zu geben.
Eine Frau übersetzte: con hier aus muss man mit Guide gehen. Ca. 1,5 Stunden bis zum Gipfel. Aber der Polizist, der da oben ist, geht um 12:30 ins Tal und danach darf da oben niemand mehr sein.
Auf Deutsch: man hätte 5, vielleicht 10 Minuten nach diesem anstrengenden Aufstieg um was zu sehen? Nebel?
Ich beschloss, den Vulkan als „gesehen“ abzuhaken.
Egal.
Auf der Rückfahrt machte ich an einem Haus stopp, wo auch ein Kiosk war. Und wie auch in Nicaragua, so bekam man hier auch hervorragenden Instantkaffee. Unglaublich.
Aber die toll zu fahrende Straße entschädigt für alles. Oft sieht man hier auch große Bäume, die wie ein Schirm die Straße überspannen.
Und einmal kam ich auch an einem interessanten, bunten Friedhof vorbei.
Zurück in Santa Ana bin ich zu dem Markt gefahren, an dem mich der Bus abgesetzt hatte. Auch ein buntes Pflaster. Aber am spannendsten fand ich die Menschen, die hier rumlaufen. Viele Originale.
Mir sind hier immer wieder weiße Blumen aufgefallen. Die wurden aber immer im Bereich Lebensmittel verkauft. Als ich hier an einem Stand vorbeikam, löste ein älterer Herr das Problem. „Kochen in Wasser, etwas Salz und dazu Limone!“ und dann machte er dieses internationale Zeichen für „lecker“. Wieder was gelernt.
Am Markt selber habe ich 3 (drei) von den leckeren kleinen Broten mit Fleisch und Käse eingeworfen, und in einem Supermarkt einen Yoghurtdrink. Dieser Markt hatte sogar Selbstbedienungskassen. Und da die anderen Kassen besetzt waren, ging ich da natürlich hin.
Ich scannte die beiden Drinks und hörte eine Stimme: you are wasting your time!
Sie gehörte einem Mann, der den Kopf schüttelte. Ich verstand nicht: aber das sind doch Selbstbedienungskassen? Ja, meinte e, aber es ist keine Kassiererin da! und zeigte auf eine leere Kasse, die ich nicht beachtet hatte. Und tatsächlich: an dem Scanner gab es keine Möglichkeit, zu zahlen. Hier wurden nur die Waren erfasst. Seltsam.
Also ging ich zur richtigen Kasse. Und wenn ich die Leute hier total knuffig finde, nehme ich das Supermarktpersonal davon aus. So etwas langsames habe ich noch nie gesehen. Ich nehme schon immer einen Korb, damit ich meine 3-4 Produkte nicht die ganze Zeit in der Hand halten muss.
Ich bin auch hierher gegangen, weil ich doch noch mal herausfinden wollte, was das gestern für ein herrschaftliches Gebäude am Parque Colon war. Der Rezeptionist hier im Hotel meinte, es wäre eine Kirche.
Ich ging also noch mal vorbei und schoss noch ein Foto. Und dann passierte etwas, was ich noch nie verstanden habe. Auf dem Display der Kamera stand Templo Bethel, Santa Ana!
Ich habe keine Ahnung, woher die Info kommt. Wenn ich vor dem Kölner Dom stehe, steht da „Kölner Dom“. Und beim Taj Mahal steht da natürlich auch Taj Mahal. Klar hat die Kamera GPS und kennt die Koordinaten, aber wie verknüpft das Ding OHNE Internet oder Wlan die mit dem Klarnamen? Ein Wunder! Für heute Abend habe ich mir einen Tisch im gleichen Restaurant reservieren lassen. Mal sehen, was es heute gibt….
Deine Kamera ist ein intelligenter Roboter.
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