Gestern Abend war hier noch Comedy-Show. Hier ist jeden Abend irgendwas und im Keller gibt es ein „Theater“.
Mein Hostel
Ein Moderator machte den Beginn und der war wirklich klasse. Man muss aber auch zugeben, dass sein Stand-Up wahrscheinlich Routine ist. Wenn man immer Backpacker aus allen Ländern (er hat alle einzeln gefragt, woher sie kommen und dann einen Spruch dazu gemacht) verarscht, bekommt man Übung. Aber er war gut. Gut zu verstehen und lustig.
Beides hat der Ire, der dann kam, leider nicht gebracht. Schwer zu verstehen und vielleicht auch deshalb unlustig.
Der Texaner, der dann kam, war noch schlimmer. Er schrie viel und lachte sehr laut über seine Witze. Da war noch viel Luft nach oben.
Weiter habe ich nicht zugehört, aber die Initiative fand ich toll.
Um 11 war ich in der Koje.
Leider bin ich von lauter Unterhaltung um 6:30 in Zimmer aufgewacht. Man kann sich seine Mitbewohner nicht aussuchen. Das setzte sich beim Frühstück fort. Gestern stand z.B. ein halbes Glas mit löslichem Kaffee mit dem Zettel „zu Verfügung“ in der Küche. Toll, dachte ich, dann muss ich nicht so haushalten. Als ich dann 5 Minuten später einen Löffel holen wollte, war das Glas weg.
Sowas tut man nicht, solche Überbleibsel werden immer geteilt. Und heute war ein Franzose in der Küche, dem sie den Kaffee geklaut hatten. Und als ich nachmittags müde und auch etwas hungrig heimkam, war meine China-Suppe weg.
Bisher hatte ich immer super Erfahrung in Herbergen gemacht. Das Hostel hier ist sonst super, aber manche Gäste….
Aber egal. Frisch geduscht bin ich dann in die Metro und nach South Ferry gefahren. Mit der Linie 1 komme ich mittlerweile klar. Zwischendurch stiegen einige mexikanische Musikanten ein und machten im Zug Stimmung.
Am Jetty wartete schon die Fähre nach Staten Island, das liegt genau gegenüber und auf der Fahrt kommt man an der Freiheitsstatue vorbei. So der Plan.
Als die Schranken aufgingen, fingen direkt einige Leute an, zu rennen. Es ging um Plätze an der Steuerbordseite.
Das Schiff ist innen bestuhlt und außen, am Gangbord, sind auch noch Bänke im Freien. Und die Statue würde rechts von uns sein. Ich war immerhin schnell genug, auch noch einen Platz zu ergattern, aber schon bald fingen Leute an, sich vor mich und die anderen an die Reling zu stellen.
Doof!
Also gab ich meinen Platz schnell auf und ergatterte auch noch einen „Platz an der Sonne“.
Als dann die Statue querab war, wurden ca. 435.871 Fotos gemacht, davon bestimmt 20 von mir. Ich bin auch so bekloppt.
Aber dann habe ich mich schnell hingesetzt, denn jetzt begann wieder ein Run auf die Bänke.
Aber es war eine nette Fahrt, für sowas bin ich ja immer zu haben. Staten Island interessierte mich jetzt nicht so sehr, deshalb bin ich mit der nächsten Fähre wieder zurück und habe noch schnell 20 Fotos von der Brooklyn Bridge geschossen.
Brooklyn Bridge
Das Terminal ist direkt am Battery Park. Das Gebiet des Parks wurde ursprünglich künstlich aufgeschüttet und eine Geschützbatterie wurde installiert, um die Stadt zu schützen. Es ist ein ganz schöner Park mit einem sehr verrückten Kinderkarussell.
Battery Park
Von hier aus waren es nur etwas mehr als 1 cm auf der Karte bis zu dem berühmten Bullen. Der Charging Bull erinnert an die Finanzkrise von 1987 (black monday).
Schlange an den Eiern!
Touristen lieben diese Statue (deshalb bin ich auch hier) und lassen sich gerne mit den Eiern des Bullen in der Hand fotografieren (im Leben nicht) Viele Stellen, die von den Touristen berührt wurden, sind sehr blank, aber am meisten glänzen die Eier.
An dem Bullen waren 2 Schlangen. Eine für den Kopf, die andere für die Eier. Letztere war länger.
Ich hatte da aber keine Lust zu und bin lieber zum Smithsonian (American Indian Museum) Museum gegangen, das direkt nebenan war.
Das Gebäude ist phantastisch. Schon von außen ist es eindrucksvoll, aber der große Saal innen macht einen sprach- und atemlos. Der Beschreibung nach ist das ovale Oberlicht das größte seiner Art.
Die Ausstellung versucht, das Verhältnis zu den Ureinwohnern in ein besseres Licht zu bringen. Die Kultur wird erklärt und ansatzweise wird auch zugegeben wie man die damaligen Indianer hier über‘s Ohr gehauen und später auch systematisch umgebracht hat. Das neue Bild lobt sie nun wegen ihrer Kultur und Kunstfertigkeit und vor allem wegen des mutigen Einsatzes in Kämpfen, um die Welt gegen das Böse zu verteidigen.
So werden hier Geschichten erzählt, wie man z.B. Manhattan für 60 Gulden (die Holländer waren immer schon gute Kaufleute) von den Indianern abgekauft hatte. Ursprünglich war vereinbart, dort mit den Indianern gemeinsam zu leben, aber das haben die Holländer dann schnell vergessen.
Es werden viele Gegenstände und Trachten gezeigt und auch die Herstellung und Bedeutung des Schmuckes erläutert.
Meist sind das sehr filigrane Stücke aus sorgfältig bearbeiteten Muschelsplittern, von denen dann tausende zu einem Stück zusammengefügt werden.
So entsteht ein Wampum, und in der Kultur der Indianer hatte das die Bedeutung: wer ein Wampum in den Händen hält, spricht die Wahrheit.
das sind diese Wampum…
Logisch, dass von den heutigen Politikern keiner mehr ein Wampum besitzt.
Wieder nur weniger als 2 cm weiter war dann das World Trade Center.
Beeindruckend.
Wegen der Höhe und der Architektur. Ein wirkliches Meisterwerk. Wenn man so in der immer noch dicht bebauten Umgebung davor steht und sich vorstellt, wie da ein Flugzeug reinkracht…
Unvorstellbar.
Und nicht weit davon wieder ist der Ground Zero.
Eine meiner Meinung nach sehr kreative Umsetzung dessen, was hier passiert ist oder besser noch, welche Konsequenzen das hatte.
Ein riesiges, viereckiges Loch, in das von allen 4 Seiten Wasser herabstürzt. Das sammelt sich unten, aber da ist noch mal ein viereckiges Loch, in das sich das Wasser ergießt. Wie es dann weitergeht, sieht man nicht. Ein in seiner Form kühles und gleichzeitig bewegendes Kunstwerk. 2 Stück gibt es davon. Und auf dem Rand stehen die Namen der Opfer.
Einmalig!
Rein zufällig kam ich dann noch an dem ältesten Gebäude der Stadt vorbei: der St. Pauls Chapel von 1766. Viel schöner fand ich den winzigen, ebenso alten Friedhof davor. Und das direkt neben dem World Trade Center.
Auf dem Weg zur U-Bahn kam ich an einer Baustelle vorbei. Mehrere kleine Straßen im Finanzzentrum waren gesperrt. Da, wo ich noch durchdurfte, standen 2 Autotransporter mit völlig zerstörten Autos hinten drauf. In einem konnte man noch so etwas wie einen Felsbrocken erkennen.
Komisch. Als ich weiterging, sah ich noch weitere 4 leere Transporter, die bereitstanden. Ob da irgendwo was zusammengekracht ist?
Eine ähnliche Frage stellte ich mir, als ich wieder in meinem Viertel war. Die ganze Zeit waren Sirenen zu hören. Nicht diese Kindersirenen, die bei uns von Polizei und Feuerwehr verwendet werden, sondern richtig laute! 5-6 Feuerwehren donnerten an mir vorbei und 2 Straßen hinter dem Hostel sah ich dann bestimmt 20 Autos immer noch mit Rundumlicht, aber ohne Sirene stehen. Irgendwas ist da auch passiert!
Meine letzte Tat für heute war dann, meinen Freund John zu besuchen.
Seine Wohnung ist am anderen Ende vom Central Park, und der ist 10 Minuten von mir entfernt. Das andere Ende sind ca. 3,5 cm.
Zügig machte ich mich auf. Dabei kam ich an einem griechischen Restaurant vorbei. Ein griechischer Salat kostet 18 $. In Griechenland kostet der mittlerweile 6€.
Wenn der Flug nach Düsseldorf 190€ kostet und ein Flug nach Rhodos noch mal 180€ sind das zusammen 370€. Wenn man 31 Mal griechischen Salat isst, hat man das Ticket raus. Sollten die Amis mal drüber nachdenken. Oder auch besser nicht.
3,5 cm können lang werden. Und sie wurden auch lang. 16 km zeigte mein Tacho heute Abend. Genau so viel wie gestern.
Und das doofe: John war nicht da. Joko auch nicht.
Ich rede natürlich vom Dakota Building, dem Haus, in dem John Lennon mit seiner Joko Ono gewohnt hat und vor dem er erschossen wurde. Ein genialer Musiker, der mich von meiner Jugend an bis heute begleitet.
Ich wäre auch gerne mal am Central Perk vorbeigegangen und hätte da einen Kaffee getrunken. Aber bei der Recherche habe ich gelesen, dass es die legendäre Kneipe aus der Fernsehserie “Friends“ nie gegeben hat, sondern dass die meisten Folgen der in New York spielenden Serie in LA gedreht wurden.
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