Letztes Kapitel.
Nachmittags geht mein Flug mit Volaris von San Salvador nach New York. Nachmittags los, erwartete Ankunftszeit gegen Mitternacht. Der große und moderne Flughafen hier ist, anders als der in Managua, klimatisiert. Sehr angenehm. Ich gehe vor dem Einchecken noch in einen Foodcourt und spreche noch mal mit Daggi. Hier wird jedes Wlan genutzt! 😁
Bei der Ausreise die bange Frage des Beamten: sie fliegen in die USA, und danach?
Ich erkläre es ihm und mein Wort reicht. Das war ja einfach. Dafür wurde mein Gepäck 2x durchleuchtet. Erst eine Zollstation, dann vorbei an 6 Gates, dann wieder so ein Scanner. Ich war froh, den Gürtel noch nicht wieder durch die Schlaufen gefummelt zu haben.
Das Boarden war eine ziemliche Katastrophe. Die Leute kamen mit Unmengen an Gepäck ins Flugzeug und scheiterten dann oft daran, es ins Gepäckfach zu wuchten. Das ist auch nicht einfach, wenn man zusätzlich noch einen Becher mit irgendeinem Getränk balancieren muss.
Es gab auch wieder viele Passagiere, die sich ziemlich konsequent auf falsche Plätze gesetzt hatten, und dann nicht aufstehen wollten. Tohuwabohu!
Ich habe dann auch mindestens 2-3 mal geschaut, ob ich auch richtig sitze.
Aber auch dieser Flug endete.
Das Aussteigen war ähnlich chaotisch, wie das Einsteigen, obwohl Reihenweise aufgestanden wurde. Dafür war die Immigration blitzschnell und der Zoll war garnicht erst besetzt. Ein Freund von Daggi hatte mir eine genaue Wegbeschreibung gemacht, mit Skytrain und 2 Metros, die ich benutzen sollte. Perfekt! Kühl ist es hier, aber auszuhalten. Ich hatte mir Im Flieger schon mal vorsichtshalber Socken angezogen. Gute Idee! Am Airport und auch an der U-Bahn war viel Polizei. Ich dachte, ich habe die Schurkenstaaten hinter mir gelassen…
An der 42. Strasse habe ich dann die richtige U-Bahn erwischt, allerdings die falsche Richtung. Mist! Also aussteigen, neues Ticket kaufen und auf ein neues..
Das Interessante beim fahren in einer U-Bahn in New York um diese Zeit (mittlerweile war es halb 2) sind die anderen Fahrgäste. Es sind die aus den Krimis.
Im Hostel habe ich mir dann noch ein Bier gezischt und schon war es kurz vor 3 Uhr morgens.
Um 7 war ich wach. Senile Bettflucht oder sowas. Frühstück hatte ich nicht, aber wenigstens Kaffee. Ich bin in einem 6er Dorm und habe ein unteres Bett. Die Küche hier gleicht um diese Uhrzeit eher einem Krankenhaus: supersauber und aufgeräumt. Toll. Habe ich schon erwähnt, dass ich Anteilseigner in diesem Hostel bin? Ich bin mit 190$ eingestiegen, zumindest war das die Summe, die ich gestern beim einchecken für die 3 Tage bezahlen musste.
Jetzt bin ich also in Big Apple. Recht früh bin ich über den Broadway gelaufen und habe einfach die Atmosphäre auf mich wirken lassen. Am Sonntagmorgen ist NYC noch nicht so richtig munter. Die Straßen sind ziemlich leer und die Shops größtenteils geschlossen. Ich habe heute meine Barfußschuhe an. Die sind schon älter, und ich habe sie seit Neuseeland nicht mehr getragen. Und da bin ich ja mehr gefahren als gelaufen. Heute steht aber ein Laufprogramm auf dem Plan. Bin gespannt, was meine Füße dazu sagen!
Nach einer Weile kam ich an einer Metro vorbei (die hier Subway heißt) und habe mich auf den Weg zur 42. Straße / Times Square gemacht.
Zwischendurch ist irgendwas passiert, was ich aber nicht verstanden habe. Lautsprecherdurchsagen auf Bahnhöfen sind schon bei uns nicht zu verstehen und dann das Ganze noch in amerikanischen Englisch.
Irgendwas war in dem Wagen hinter uns. Erst kamen die ganzen Passagiere zu uns in den Waggon, dann gingen Polizei und Sanitäter in den Wagen hinter uns.
Und dann standen wir.
Lange.
Und dann hieß es: alle aussteigen.
Wenig später kam dann auf dem Nachbargleis ein Ersatzzug.
Spannend.
Das Subway-Netz ist riesig, und wenn man sich auskennt, kommt man irgendwie überall hin.
Wenn man sich auskennt.
Am Bahnhof sind große Übersichtspläne, die aber von absurd schlechter Druckqualität sind. Die Bezeichnungen der Bahnen und teilweise auch der Haltestellen sind nicht lesbar.
Dazu kommt, dass ich nicht sattelfest bin, ob ich nun in Richtung Harlem, Downtown, Upper Westside oder Queens muss.
Auf dem Bahnsteig gibt es so gut wie keine Hinweise, außer einer Digitalanzeige, die ich aber nicht deuten kann.
In der U-Bahn selber gibt es einen Streckenplan, der oben an der Decke und in Schriftgröße 10 gehalten ist.
Wo man gerade ist, muss man ablesen, wenn der Zug im Bahnhof steht.
Ich habe noch nie ein größeres Netz gesehen, aber z.B. die in Paris oder London und (sicher vergleichbar) in Tokyo, waren echt einfacher.
Als ich an der 42sten ausstieg, waren nicht nur alle Touristen und New Yorker da, sondern auch der Sommer.
Ich hatte einen Pullover dabei, aber das war Quatsch. Rückblickend habe ich mit dem Wetter ohnehin viel Glück gehabt.
Den Times Square kennt man von Bildern und aus dem Fernsehen. Ein sehr quirliger Platz und in allen Seitenstraßen sind irgendwelche Theater, Revuen und sonstige Live-Shows. Hier geht wirklich die Post ab. Natürlich dürfen auch Disney-Figuren und Super Mario sowie andere Monster nicht fehlen.
Die Kulisse ist wirklich beeindruckend und riesig. Wahrscheinlich abends noch mehr.
Ich bin dann weitergelaufen zum Empire State Building. Das ist nicht so einfach zu sehen, weil bei so einem hohen Gebäude müsste man eher 100m weit weggehen, um es zu erfassen, aber so breit sind selbst hier die Straßen nicht.
Apropos Straßen: voll, blockierte Kreuzungen, viel gehupe! Also normal.
Ich habe mal geschaut, was so ein Aufzug im Empire State Building kostet.
90$
Für einmal runterschauen.
Kann man machen, muss man aber nicht.
Sehr beeindruckend war auch das Bügeleisenhaus, zu dem ich dann weitergegangen bin. Der Weg führte über die berühmte 5th Avenue, eine der bekannten Häuserschluchten.
Die Architektur hier ist sehr beeindruckend und erschlagend. Alles ist riesig hoch, alte und neue Häuser wechseln sich teilweise ab und immer mal steht eine Kirche dazwischen.
Am wirklich schönen Madison Square Park habe ich erst mal einen Kaffee getrunken, bevor ich dem lauten Geschrei nachging.
Das hing mit einem Radevent zusammen. Kein Rennen, sondern eher eine Stadtrundfahrt mit ein paar 1000 Radfahrern und ihren Fans. Das Verkehrschaos war perfekt. Aber viele viele Polizisten sorgten für Ordnung.
Was mir auch gefällt: hier wird überall gekifft.
Überall.
Man muss nur tief durchatmen, dann bekommt man das umsonst. Unglaublich. Seit dem Times Square habe ich den Geruch sehr intensiv in der Nase, und jedesmal, wenn ich an einem der vielen kleinen Parks vorbeikomme, verstärkt sich das wieder.
Langsam machen sich die Füße bemerkbar. Ich hätte mir gerne eines von den Cityrädern geliehen, aber dafür braucht man ein Handy. Und für 3 Tage eine Simkarte kaufen? Schade.
An einem großen Platz in der Nähe vom Union Square ist eine Feier von Falun Dafa. Das ist eine (gefährliches Halbwissen) Religionsbewegung aus China, die sich an den Buddhismus anlehnt. Sie wird ziemlich stark verfolgt.
Diese Bewegung hat hier ein Friedensfest organisiert, war sich aber nicht so ganz einig. Da war eine kleine, 5-köpfige Trommlertruppe mit einigen Drachenfiguren und da war ein großes Orchester. Distanz zwischen beiden: 20m.
Das Orchester fing an, zu spielen. Ein Cello, begleitet von einem Flügel, machte das Intro. Wirklich schöne Musik.
Dann donnerte die Trommlertruppe parallel dazu los. Mit lauten Trommeln und ebenso lärmenden Becken.
Cello und Klavier gingen unter, bevor die Bläser helfen konnten.
Eine Vertreterin des Orchesters ging zu den Trommlern, fand aber da (Friedensfest!) wenig Gegenliebe. Und das an einem Sonntag!
Jetzt war ich aber erst mal „durch“. Wenig geschlafen und viel gelaufen.
Kurze Pause im Hostel, wo 3 meiner Mitbewohner noch in den Betten lagen. Cool!
Aber schlafen konnte ich nicht, dazu war ich zu aufgekratzt. Also: Schuhe wieder an und los.
Der Central Park ist so weit nicht entfernt und bei dem schönen Wetter hörte sich das nach einer guten Idee an.
Wie wirkt New York bis jetzt auf mich? Eher groß als beeindruckend. Alles ist riesig und überall sieht man was Neues.
Disneyland.
Laut, quietschebunt, viele skurrile Gestalten, die hier rumlaufen, auch hier, wo die Reichen leben, sieht man viel Armut.
Ein bisschen ist es natürlich auch der Punkt, dass mich hier die Zivilisation wieder zurück hat.
Dieses Gefühl hatte ich in San Francisco zum Beispiel nicht. In meinen Augen hatte die Stadt mehr Charme.
Ich bin mir sicher, dass ich New York Unrecht tue, aber ich bereue auf keinen Fall, hier gewesen zu sein.
Allerdings habe ich das bei Managua auch geschrieben.
Aber zurück zum Central Park. Wie alles hier ist dieser Park auch riesig. Aber schön.
Hier ist Leben. Viele Familien und Pärchen sonnen sich auf den Wiesen oder gehen spazieren. Kinderwagenschieber und Hundeausführer wechseln sich ab. Zusammen mit Radfahrern und unzähligen Joggern. Alles ist grün, manches blüht schon. Die hohen Häuser, die einen in der Stadt so erdrücken (mag sein, dass das auch mit meiner Reise durch Orte mit niedrigen Gebäuden zusammenhängt) wurden hier durch normal hohe Bäume und viele Lichtungen ausgetauscht.
Tut gut.
Ich komme an einem Spielfeld vorbei.
Könnte Baseball sein.
2 Spielfelder, auf einem eine eher zusammengewürfelte (Spaß)Truppe, auf dem anderen (erkennbar an den Trikots) zwei Vereine.
A
Ich bin eine Weile stehengeblieben.
Beide Spiele waren echt spannend. Der Werfer von den Profis konnte was. Den Ball wollte ich nicht abbekommen. Aber die spielten auch mit entsprechendem Schutz.
Aber auch bei den Amateuren machte es Spaß, zuzusehen.
Die Regeln sind einfach. Der Werfer und der Fänger bilden ein Team und der mit der Keule und noch ein paar Kollegen an den „Malen“ das andere.
Wenn der mit dem Schläger trifft und den Ball weit schlägt, kann er versuchen, zum nächsten Mal zu laufen. Wenn er da ankommt, bevor die gegnerische Mannschaft den Ball gefangen und zurückgeworfen hat. Kriegt er einen Punkt. Er kann auch versuchen, zum übernächsten Mal (es gibt 3) zu laufen, oder komplett um das Spielfeld. Das ist dann der Homerun.
Nicht schwer, oder?
Aber als ich so 20 Minuten zugeschaut hatte (echt spannend) bekam ich mit, dass die Zuschauer in für mich unerwarteten Situationen gejubelt oder gebuht haben.
So ganz habe ich es doch nicht verstanden. Aber wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich es mir erklären lassen. Interessanter Sport.
Auch die Ernsthaftigkeit, mit der das betrieben und geschaut wird.
Wenn der Werfer sich vorbereitet, hören sogar die Vögel auf, zu singen. Alles ist Mucksmäuschenstill!
Spieler und Zuschauer schauen todernst und konzentriert. Und wenn dann ein Run gelingt, ist die Hölle los.
Tolle Stimmung!
Mein eigentliches Ziel für heute war aber der große See im Park.
Ich kenne den aus dem tollen Film Marathon-Man mit Dustin Hoffman, Roy Scheider und Laurence Olivier als Dr. Szell. Am Anfang des Filmes trainiert Hoffmann für einen Marathon genau an diesem See. Ich habe den Streifen oft gesehen und wollte einfach gerne mal da stehen, wo Dustin Hoffmann gelaufen ist.
Jeder hat einen Spleen, ich auch.
…da kann man auch das Schloss mal in Aktion sehen. Das war mein
Spindschloss, als ich bei der Bundeswehr war….
„New York, New York“ oder „Ich war noch niemals in New York“. Die Stadt, die niemals schläft, ist oft besungen worden und jetzt sehe ich sie mir auch mal an. 9 Millionen Menschen leben in der Stadt. 20 Millionen in der Metropolregion. Damit schafft es die Stadt auf Platz 11 der größten Städte der Welt, zwischen Guangzhou (20,9 Millionen) und Peking (19,43 Millionen). Es gibt hier 5 Stadtbezirke, das sind Brooklyn, Manhattan, Queens, Bronx und Staten Island.
Es gibt eine Legende, nach der ein Peter Minuit aus Wesel 1626 den Einheimischen die Insel Manna Hatta für 60 Gulden abkaufte. Das heutige Manhattan war geboren. Die Siedlung wurde Nieuw Amsterdam genannt und war die Hauptstadt von Nieuw Nederland. Die Kriminalität war in der Zeit sehr ausgeprägt und die Westindien-Kompagnie schickte Petrus Stuyvesant in die Stadt. Er ließ zum Schutz einen Wall errichten, dort, wo heute die Wallstreet ist.
Aber das alles ist lange her. Heute ist es eine pulsierende Stadt mit 50 Galerien, 200 Museen und ca. 150 Theatern. Das Empire State Building wird jährlich von 3 1/2 Millionen Menschen besucht.
Neben London und Tokio gehört die Stadt zu den bedeutendsten Finanzplätzen der Welt. Und jetzt steht die Stadt auch auf der Liste der Städte, die ich besucht habe.
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